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"... dann komme ich ins Ziel und es ist wieder scheiße"

„Ich kann euch nur bitten, mich nicht fertig zu machen. Ich brauche jetzt wirklich Unterstützung. So, wie ihr mich unterstützt habt, als ich gewonnen habe. Irgendwann werde ich wieder schnell sein.“

Es klang wie ein Hilferuf, den Lara Gut nach dem verkorksten Wochenende in St. Moritz von sich gab.

Tiefpunkt in St. Moritz

Ausgerechnet in ihrer Heimat, an jenem Ort, an dem ihr Stern im Weltcup vor vier Jahren so sensationell aufging (siehe Diashow), erreichte Gut einen neuen Karriere-Tiefpunkt. Magere 21 Weltcup-Zähler sammelte sie in drei Bewerben.

Viel zu wenig für die 20-jährige Schweizerin, die in dieser Saison nicht in Fahrt kommen will. So sehr sie bislang vom Erfolg verwöhnt wurde, so sehr hat sie nun mit dem ersten hartnäckigen Formtief ihrer Karriere zu kämpfen.

Noch immer wartet die zweifache Vize-Weltmeisterin von Val d’Isere 2009 auf den ersten Podestplatz.  Ein Umstand, der ihr schwerer zu schaffen macht, als sie es selbst eingestehen will.

Weniger jammern, mehr Leistung

Da verwundert es nicht, dass viele Sympathien verloren gingen. In einer „Blick“-Umfrage wollte das Blatt wissen, ob die User Mitleid mit Gut haben. „Nein! Sie soll aufhören zu jammern und endlich Leistung zeigen“, antworteten nicht weniger als 53 Prozent.

Der Geduldsfaden der Schweizer scheint allmählich zu reißen. Auf die Unterstützung von Anna Fenninger kann sich die 20-Jährige hingegen weiter voll verlassen.

Fenninger spricht Mut zu

Die Kombi-Weltmeisterin steht ihrer Freundin treu zur Seite und spricht ihr in dieser schwierigen Zeit immer wieder Mut zu. „Ich versuche, sie zu trösten. Das Schlimmste wäre doch, wenn Lara ihr Lachen verlieren würde“, so die Salzburgerin.

„Man muss Geduld haben, mit kleinen Schritten zufrieden sein“, weiß Fenninger, die selbst bereits Täler durchschreiten musste und gestärkt daraus hervorging.

Gelingt Gut der Schritt aus der Krise, wird sie auch die Herzen ihrer Landsleute im Sturm zurückerobern. Die erste Möglichkeit bietet sich ihr in Garmisch-Partenkirchen, wo am Samstag eine Abfahrt (10:30 Uhr) und am Sonntag ein Super-G (12 Uhr, jeweils LIVE im LAOLA1-Ticker) über die Bühne gehen.

 

Christoph Nister

„Haben gut gearbeitet“

„Wenn es nicht läuft, wird der Trainer in Frage gestellt, das Material. Aber das ist es nicht. Ich bin überzeugt, dass wir gut gearbeitet und die richtigen Entscheidungen getroffen haben“, reagiert sie gereizt auf die immer selben Fragen.

Und doch ist erkennbar, dass Gut seit Wochen an der Feinabstimmung bastelt. Nach sieben Jahren erfolgreicher Zusammenarbeit entschied sich die Tessinerin, Atomic zu verlassen. Mit Rossignol wollte sie die nächste Stufe auf der Karriereleiter erklimmen.

Das Beste war nicht gut genug

Dass sich der Erfolg trotz des Umstiegs prompt wieder einstellen würde, war ein Irrglaube. Die Gewinnerin von zwei Weltcup-Rennen (jeweils im Super-G) muss derzeit kleinere Brötchen backen.

 „Ich habe mein Bestes gegeben“, erklärte Gut nach dem 22. Platz in der zweiten Super-Kombi von St. Moritz, "dann komme ich ins Ziel und es ist wieder scheiße.“

Den Marken-Wechsel frühzeitig als Fehler abzutun, wäre falsch. Gut ist schließlich nicht die erste Läuferin, die im ersten Winter auf neuen Skiern mit Problemen zu kämpfen hat.

„Erst Zucker, jetzt Zicke“

Überraschend ist hingegen ihr Schmusekurs im Umgang mit den Medien. Zu Zeiten, in denen sie für das Swiss Ski Team die Kohlen aus dem Feuer holte, war sie wenig auskunftsfreudig und bekam von Schweizer Kollegen schnell einen Stempel verpasst. „Erst Zucker, jetzt Zicke“ titelte die Zeitung „Blick“ vor rund einem Jahr.

Auch die öffentliche Kritik am ehemaligen Nationaltrainer Marco Pini und Verstöße gegen die Kleidervorschriften der Eidgenossen trübten das Bild der „Little Miss Sunshine“, wie das Magazin „Swiss News“ sie einst nannte.