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Das Ende einer langen Durststrecke

Das Ende einer langen Durststrecke

"Ich habe ein bissl mehr Falten im Gesicht und der Babyspeck ist auch weg!" Humorvoll hat Nicole Hosp nach ihrem Comeback-Sieg in Aspen den Unterschied zu jener 18-jährigen Hosp beschrieben, die im Oktober 2002 in Sölden überraschend ihren ersten Weltcupsieg geholt hatte.

14 Jahre später beendete die Tirolerin in den USA mit 31 Jahren ihre fast siebenjährige Siegespause.

Letzter Weltcup-Sieg 2008

Einen Tag nachdem Eva-Maria Brem mit einem Traumlauf im ersten Durchgang des Riesentorlaufs die Basis für ihren Premierensieg im Weltcup gelegt hatte, sorgte Landsfrau Hosp am Sonntag in Colorado mit einer Fabel-Bestzeit im zweiten Slalom-Durchgang für ihren Comeback-Erfolg und sackte ebenfalls 30.000 Euro Preisgeld dafür ein.

Selten noch hat im Skisport jemand so lange auf die Rückkehr nach ganz oben warten müssen. Denn vor Aspen hatte die Tirolerin zuletzt am 13. Jänner 2008 in Marburg einen Weltcupsieg gefeiert.

Damit hat die Bichlbacherin ihre vielen Erfolge fast ausschließlich in der ersten Hälfte ihrer bisherigen Karriere geholt, und wie Brem hat auch Hosp in der oft sehr bitteren zweiten Halbzeit ihres Ski-Lebens mehrmals einem möglichen Karriere-Ende ins Auge geblickt.

"Sölden kam aus dem Nichts"

"Sölden kam aus dem Nichts", erinnerte sich Hosp nach ihrem unerwarteten Aspen-Sieg sofort an den kuriosen Riesenslalom, der gleich drei Gewinnerinnen gebracht hatte.

"Jetzt der Sieg kommt nicht ganz so überraschend, weil es im Training sehr gut lief. Aber dass es schon für ganz oben reicht, hätte ich nie gedacht", gestand sie in Aspen.

"Mit den Top drei wäre ich schon überglücklich gewesen", sagte Hosp, die Montagfrüh schon im Flieger zu den Speed-Rennen nach Kanada saß.

Sieg wie ein kleines Wunder

Aspen war da nur noch Rückspiegel-Thema. "Mein Vorsprung im Ziel hat mich total überrascht, weil es sich eigentlich gar nicht gut angefühlt hat. Aber die Kirchi (Michaela Kirchgasser, Anm.) hat gleich gesagt, das ist ein Podium, wenn nicht der Sieg", erinnerte sich die Bichlbacherin.

Hosps Sieg ist dennoch ein kleines Wunder. Denn nach ihrem frühen Erstlingserfolg vor zwölf Jahren haben sie immer wieder Verletzungen zurückgeworfen.

Nach der im Jänner 2004 beim Joggen erlittenen Sprunggelenksverletzung tauchte sie zunächst aber noch in die erfolgreichste Phase ihrer Skikarriere ein.

Im Winter 2006/2007 wurde Hosp Riesenslalom-Weltmeisterin in Aare und fing dann in einem dramatischen Finale noch Marlies Schild im Kampf um den Gesamt-Weltcup ab. Der Titel der Sportlerin des Jahres war ihr damals nicht zu nehmen gewesen.

Langer Leidensweg für Hosp

Der Folgewinter brachte zwei weitere Slalomsiege, dann aber nahm der große Leidensweg der Nicole Hosp seinen Weg.

Im November 2008 ging ein Crash in Aspen noch glimpflich aus. Nach einem Sturz samt schwerer Knieverletzung in Zagreb trat sie zwar bei der WM 2009 an, beendete danach aber die Saison.

Der Mega-Gau passierte dann dort, wo sie ihren ersten Sieg gefeiert hatte. Am 24. Oktober 2009 stürzte Hosp in Sölden so schwer, dass sie den kompletten Winter verpasste.

Der Weg zurück sollte sich als äußerst zäh erweisen. Selbst Trainingsfaulheit wurde ihr bisweilen vorgeworfen. "Das konnten nur Menschen behaupten, die mich nicht kennen", wundert sich Hosp heute noch.

Nur die Abfahrt fehlt noch

Am meisten habe sie geärgert, dass sie mancherorts sogar schon abgeschrieben worden war. "Das ist schade. Denn nur ein Athlet selbst kann wissen, ob noch etwas geht. Aber ich bin schon so lange dabei, dass die, die sowas sagen, mir eh schon wissen wo vorbei gehen."

Und so meldete sich Hosp spätestens mit den zwei Medaillen bei der Heim-WM 2013 in Schladming wieder zurück.

Heute ist sie zehnfache Medaillengewinnerin und seit sie vergangenen Februar in Sotschi auch Bronze im Super-G holte, hat sie bei Großereignissen Medaillen in allen fünf Disziplinen gewonnen.

Im Weltcup fehlt ihr nur noch die Abfahrt, um zum elitären Kreis von bisher nur sechs "kompletten" Rennläuferinnen zu gehören. Kein Wunder, dass dies ihr ganz großes, verbliebenes Karriereziel ist.

Wie es nach der Saison weitergeht, ist offen. "Das hängt davon ab ob ich weiterhin bereit bin, mich zu quälen."