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Von der Kugel "schwer beeindruckt"

Von der Kugel

Mit einer Pressekonferenz bei Sponsor Raiffeisen in der Zentrale am Wiener Stadtpark ist der erste große und über Tage gehende Interview-Marathon von Gesamtweltcupsieger Marcel Hirscher zu Ende gegangen.

Zeit zum Feiern hatte der Salzburger Skirennläufer seit dem am Wochenende in Schladming fixierten Erfolg noch nicht, mehr als drei Seidel Bier sind es nicht gewesen, berichtete der 23-Jährige am Dienstag.

Der Urlaub muss auch noch warten, stehen in den nächsten Wochen doch noch umfangreiche Skitests für den kommenden Winter auf dem Programm.

Wertvolle Fracht

In silbernen Koffern haben die große Kristallkugel für die Gesamtwertung und die kleine als Auszeichnung des besten Riesentorläufers der Saison die Reise in die Bundeshauptstadt mitgemacht.

"Komplett realisiert habe ich das Ganze sicherlich noch nicht, aber es wird immer besser. Jeden Tag beim Frühstück, wenn ich diesem Glasbecher neben mir stehen habe, ist das schon schwer beeindruckend für mich", sagte der Annaberger, für den es noch ungewohnt ist, gemeinsam mit anderen Größen des Sports genannt zu werden.

"Es ehrt mich, aber in der Reihe der großen Sportstars klingt mein Name noch fremd in der Liste."

Star oder nicht

Mit dem Begriff Star kann er ohnehin nicht viel anfangen. "Wann ist man ein Star? Wer erklärt einen zu einem Star? Ich mich selber nicht."

Stars sind für ihn vielmehr "Brad Pitt und die Jolie dazu, David Beckham, Rihanna. Das sind Stars und ich möchte auf keinen Fall mit deren Leben tauschen, das sind weltbekannte Menschen."

Stars seien aber auch andere, eine Krankenschwester zum Beispiel, die jeden Tag andere bestmöglich versorge.

Image ist praktisch alles

Leodegar Pruschak, der Geschäftsführer der Zentralen Raiffeisenwerbung, bezeichnete Hirscher als "absolut großen Gewinn", die gestützte Bekanntheit liege bei 71 Prozent, allerdings wurde diese Online-Umfrage unter mehr als 500 Personen bereits vor dem Weltcup-Finale durchgeführt.

Auch ein Imageprofil wurde erhoben, demnach gilt Hirscher als sehr sympathisch, bodenständig, lässig, cool, extrovertiert, nervenstark, teamfähig, fair und werde als großer Siegertyp wahrgenommen.

95 Prozent sehen Hirscher zudem als Vorbild für die Jugend.

Hirscher und Maier zusammen

Und wie sieht er sich selbst? "Es ist eine schwierige Frage, wie am sich selbst positionieren will. Ich versuche bestmöglich so zu sein, wie ich bin. Was daraus resultiert sind einige dieser Attribute", meinte Hirscher, der auch noch keinen Beinamen hat, wie ihn aufstrebende Sportler rasch verliehen bekommen und der an ihnen haften bleibt.

"Hermann Maier wurde Herminator genannt. Ich versuche, einen eigenen Weg zu gehen. Hermann ist nicht kopierbar. Es ist nicht so gut, wenn man da eine Ableitung hernimmt."

Noch nicht entschieden ist, ob es bald einen Fernseh-Werbespot mit Maier und Hirscher geben wird. "Das reizt mich extrem", meinte Hirscher.

Selbst in den Niederlanden auf der Titelseite

Verfolgt hat der begeisterte Motocrossfahrer auch die Resonanz auf seine Erfolge in den Niederlanden, dem Heimatland seiner Mutter Sylvia.

"Meine Tante schickt mir die meisten Onlineberichte, sie scannt die Tageszeitungen ein. Die freuen sich natürlich riesig. Auch in Holland bekomme ich eine Titelseite, das ist schon cool", gestand Hirscher, der sich trotz Rummels nicht gestresst fühlt.

"Ich habe irrsinnigen Spaß daran, die eigenen Geschichten zu erzählen. Der Sommer ist lange genug. So viele ruhige Momente, wie ich benötige, gehen sich auf jeden Fall aus."

Viel mehr Kraft notwendig

Zuvor steht aber das Testen der neuen Riesentorlauf-Ski für die nächste Saison an. "Ich habe noch relativ wenig Erfahrung mit dem neuen Reglement und bin ziemlich motiviert. Ted Ligety ist in Schladming im zweiten Durchgang mit dem neuem Material gefahren und sagte, es sei unvorstellbar, wie viel Kraftaufwand man dafür benötige."

Ob er im Sommer auch nach Übersee zum Speedtraining reisen wird, ist noch nicht entschieden.

"Wenn ich den Super-G als dritte Disziplin dazunehme, muss ich mich besser vorbereiten als heuer. Schladming war eines der schönsten Rennen, das ich je gefahren bin."

Eine Medaille soll sich ergeben

Im Schladming-Super-G wurde Hirscher sensationeller Dritter. Auch wenn ihm die Kurssetzung entgegenkam, so liegt ihm auch der WM-Hang.

Doch um bei den Welttitelkämpfen einen Startplatz zu bekommen, wird er im Weltcup gegen die Teamkollegen darum kämpfen müssen.

"Deshalb muss ich überlegen, ob das sinnhaft ist." In welchen Disziplinen auch immer Hirscher bei der WM antreten wird, eines weiß er: "Für WM-Medaillen muss man punktgenau in Höchstform sein. Und so etwas im Sport zu planen, ist immer schwierig. Eine WM-Medaille muss sich ergeben."