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Beim Finale werden aus Freundinnen Feindinnen

Beim Finale werden aus Freundinnen Feindinnen

Im Ski-Weltcup ist nicht immer alles eitel Wonne.

Oftmals kommt es zwischen Läufern zu Streits, jahrelange Rivalitäten sind die Folge.

Unvergessen bleiben die hitzigen Duelle zwischen Hermann Maier und Lasse Kjus oder Stephan Eberharter. Letztes Jahr krachte es beim Saison-Finale zwischen Marcel Hirscher und Felix Neureuther, die davor als gute Freunde galten.

Eine ähnliche Situation herrscht dieses Jahr im Damen-Lager. Zwischen den beiden Anwärterinnen auf den Gesamtweltcup, Anna Fenninger und Tina Maze, herrscht nämlich Eiszeit.

„Man merkt es schon“

Im „Ö3“-Interview gibt die Salzburgerin zu, dass es eine komische Situation sei. Man merke bei Gesprächen, dass man nicht genau wisse, wie man sich verhalten soll.

Noch bei der WM hob die 25-Jährige ihre gute Beziehung zur Slowenin hervor. „Wir verstehen uns sehr gut. Es ist nicht so, dass wir Freunde wie im normalen Leben sind. Wir sind Freunde im Ski-Leben, reisen zusammen und sehen uns den ganzen Winter lang.“

„Wir treffen uns immer wieder am Podium. Deshalb sind wir Freunde, wir teilen diese Siege und die Emotionen, die damit verbunden sind.“

Von Verbundenheit dürfte aktuell aber keine Rede sein. Zu wichtig ist die große Kristallkugel.

Auch bei den Herren gibt es mit Marcel Hirscher und Kjetil Jansrud nur noch zwei Anwärter auf den Gesamtweltcupsieg. Freunde waren der Annaberger und der Norweger zwar noch nie, von Rivalität und Anschweigen ist aber keine Spur.

„Kjetil ist ein Spitzenskifahrer“, betont Hirscher immer wieder.

LAOLA1 wirft vor dem Saisonfinale in Meribel einen Blick auf die beiden großen Rivalitäten im Weltcup und wagt eine Prognose, wer am Ende die Nase vorne hat:

Punkteausbeute nach Rennort:

In der ersten Saisonhälfte punktete Fenninger brav. Dem Sieg in Sölden folgte jedoch eine Durststrecke ohne vollen Erfolg, die erst bei der WM beendet werden sollte. Durch gute Platzierungen in Übersee sammelte sie trotzdem viele Zähler.

Für Maze lief es beim Saison-Auftakt nicht nach Wunsch. Danach lieferte sie jedoch ein regelrechtes Feuerwerk ab. Alleine im Dezember fuhr sie sensationelle 544 Punkte ein, 372 davon bei fünf Rennen in Lake Louise und Are.

Ab Jänner folgte dann aber die Fenninger-Show. Seit dem Super-G im Jänner in Cortina stand sie - WM eingerechnet - in 12 der jüngsten 13 Rennen immer am Podium. Einzig bei der WM-Kombi wurde sie Vierte.

Ihrer Konkurrentin machten ungewohnte Ausrutscher zu schaffen. Zuerst der Doppel-Ausfall bei ihrem Heim-Rennen in Maribor, zuletzt die schwachen Ergebnisse in Are.

Der Saisonverlauf:

Mit ihrem Auftakt-Sieg übernahm Fenninger klarerweise die Führung im Gesamtweltcup. Schon in Levi schlug Maze zurück und zog ihr das Rote Trikot wieder aus. Sie sollte es bis zum letzten Wochenende in Are nicht mehr abgeben.

Denn ab Mazes Übersee-Festspielen in Lake Louise wurde der Abstand zwischen der Salzburgerin und ihr immer größer.

Nach dem Flachau-Slalom, also vor fast genau zwei Monaten, betrug ihr Punkte-Polster unglaubliche 370 Punkte. Niemand rechnete mehr damit, dass sie diesen Vorsprung noch aus der Hand geben würde.

Doch meistens kommt es anders, als man denkt. Fenninger startete ihre Super-Serie und machte der Milka-Fahrerin Druck. Ab Maribor schien die Lücke gschlossen, Maze verteidigte das Rote Trikot aber mit Händen und Füßen. In Are war es schließlich so weit und Fenninger strahlte in Rot.

Restprogramm
(mit bisheriger Punkteausbeute und Schnitt)

Beim Saisonfinale spitzt sich das Duell nun zu. Wer hat am Ende die Nase vorne? Fenninger oder Maze?

"Es ist natürlich kein Nachteil, wenn man schon mal so eine Erfahrung gemacht hat und weiß, dass es funktionieren kann", hofft Fenninger auf die Erkentnisse aus dem Vorjahr. "Aber die Situation ist jetzt sicher anders. Voriges Jahr war ich unbekümmert, jetzt erwarten alle mehr von mir."

Blickt man auf die nackten Zahlen, liegt der Vorteil dennoch bei Fenninger. Kombiniert man ihre Durchschnitts-Punkte aus Abfahrt, Super-G und Riesentorlauf, kommt man auf 198 Zähler.

Mazes Durchschnittspunkte ergeben summiert lediglich 181,6 Punkte. Zudem kündigte Fenninger bereits an, eventuell den Slalom in Angriff zu nehmen, wenn es Spitz auf Knopf gehen sollte.

Der Vorteil liegt also bei Fenninger, Maze ist unter Druck. Geht alles nach Plan, gewinnt die Salzburgerin ihre zweite große Kugel in Serie.

Fenninger Maze
Abfahrt 367 (52,4) 306 (43,7)
Super-G 432 (72) 330 (55)
Slalom 0 (0) 389 (48,6)
RTL 442 (73,6) 206 (34,3)

Hochrechnung:

Marcel Hirscher ließ bei seinen Fans den Blutdruck am vorletzten Saison-Wochenende in Kranjska Gora nochmals gehörig steigen.

Fehler im RTL-Finale, Fast-Ausfall im 1. Durchgang des Slaloms. "Ich hoffe, meine Mama hat keinen Herzinfarkt. Die erschrickt bei solchen Sachen immer so", grinste der 26-Jährige nach seinem Missgeschick.

Dennoch stand er am Ende mit einem satten Plus von 120 am Punktekonto da. Und reist damit als klarer Favorit zum Weltcup-Finale. 164 Punkte beträgt sein über die Saison herausgefahrenes Polster auf Kjetil Jansrud.

Voreilige Gratulationen wehrt Hirscher noch ab - dennoch spricht viel dafür, dass er kommenden Sonntag zum vierten Mal in Serie die große Kristallkugel stemmen darf.

Fenninger Maze
Stand jetzt 1341 1311
Weltcupfinale 198 182
Gesamt <span style=\'color: #ff0000;\'>1539 1493

Punkteausbeute nach Rennort:

Zu Saisonbeginn lieferten sich Hirscher und Jansrud ein Duell auf höchstem Niveau. Beide räumten in ihren Disziplinen groß ab. Jansrud sackte in Lake Louise das Speed-Double (und damit das Punktemaximum) ein, Hirscher konterte bei der Rückkehr nach Europa mit dem Double in Are.

Rund um Weihnachten mussten beide Rückschläge hinnehmen. Hirscher rätselte nach Rang sieben in Madonna, Jansrud erwischte es in Santa Caterina mit Rang 17 deutlich schlimmer.

Während sich Hirscher aber schnell erholte und bei seinen folgenden Rennen in Zagreb und Adelboden jeweils aufs Podest fuhr, blieb Jansrud auch in Wengen hinter seinen Erwartungen und dem Plan zurück.

Die Folge war ein deutlicher Vorsprung von Hirscher - in Adelboden zog er bereits um 212 Punkte davon. Jansrud konnte bei den folgenden Speedrennen den Rückstand nicht entscheidend verringern.

Eine Vorentscheidung fiel nach der WM: Am Speedwochenende in Saalbach-Hinterglemm heimste Jansrud nur 78 von möglichen 200 Punkten ein.

Der Saisonverlauf:

Der Abstand zwischen Hirscher und Jansrud:

Jansrud hatte nur im Jahr 2014 die Nase vorne. Nach seinem Traumstart zum Teil klar - 172 Punkte war sein maximaler Vorsprung.

Ab Zagreb thronte Hirscher an der Spitze der Weltcupwertung. Mit dem Weltcup-Wochenende in Adelboden (160 Punkte) setzte er sich entscheidend ab.

Nach der WM kam Jansrud wie vom Programm absehbar heran - ließ aber in den Abfahrten zu viele Punkte liegen. 

Damit geht Hirscher mit 164 Punkten Vorsprung ins Weltcup-Finale. Einen so großen Vorsprung hatte der Salzburger vor den letzten vier Rennen bisher noch nie.

Gegen Beat Feuz ging er 2011/12 sogar mit Rückstand ins Finale, 2013/14 hatte er auf Svindal nur 4 Punkte plus.

Einzig 2012/13 trat er die Reise zum Finale mit einem ähnlich großen Punktepolster an.

Restprogramm
(mit bisheriger Punkteausbeute und Schnitt)
Punkte Abstand Endstand Vorsprung
2011/12 1195 -55 1355 +25
2012/13 1375 +149 1535 +309
2013/14 1050 +4 1222 +131
2014/15 1248 +164

Jansrud benötigt in den Speedrennen zumindest einen Sieg und einen zweiten Rang, um an Hirscher vorbeizuziehen. Dann hat der Titelverteidiger aber immer noch zwei Rennen, um zu kontern.

Nimmt man den Punkteschnitt der bisherigen Rennen als Basis, dann würde Hirscher beim Finale 148 Punkte sammeln. Jansrud brächte es auf 135 Punkte, schneidet der Norweger nicht überdruchschnittlich ab.

Dann hätte er auch nach den Speed-Disziplinen noch Rückstand und Hirscher stünde bereits vor seinen Spezial-Disziplinen als Gesamtweltcupsieger fest. Es sei denn, Jansrud zaubert einen außergewöhnlichen Riesentorlauf aus dem Hut.

Alles andere als eine Titelverteidigung Hirschers dürfte aber als Sensation bezeichnet werden.

Hochrechnung:
  Hirscher Jansrud
Abfahrt  0 (0) 505 (56,11)
Super G 14 (2,33) 476 (79,3)
RTL 640 (91,43) 74 (10,57)
Slalom 514 (57,11) 0 (0)

Matthias Nemetz/Philipp Bachtik
Hirscher Jansrud
Stand jetzt 1248 1084
Weltcupfinale 148 135
Gesamt <span style=\'color: #ff0000;\'>1396 1219