LAOLA1: Nach den Bewerben in der Ramsau gab es den erwähnten Sieg von Denifl, zuletzt waren in Oberstdorf – in Abwesenheit der Norweger – vier Mann in den Top 10. Es ist daher nicht so, dass es keine guten Ergebnisse gegeben hätte.

Gottwald: Jeder probiert das Beste, man muss aber auch eine gewisse Kritikfähigkeit haben. Wenn die fünf Norweger dabei sind, sind wir wieder dort, wo wir eben derzeit sind – auf Platz elf. Bieles bringt seine Leistung, es sagt ja keiner was. Es wäre aber besser, ihm würde nicht der Kragen platzen, sondern er würde eine Leistungsexplosion haben.

LAOLA1: Um noch einmal nachzuhaken. Siehst du im aktuellen ÖSV-Team eine Führungspersönlichkeit?

Gottwald: Was denkst du, wer wäre eine solche?

LAOLA1: Das frage ich dich.

Gottwald: Es gibt einen Cheftrainer, Christoph Eugen. Der hat die Aufgabe, die ganze Gruppe zu führen, so wie es früher ein Günther Chromeczek gemacht hat. Mir steht es nicht zu, zu beurteilen, ob er das gut oder schlecht macht. Besser wird man ohnehin nur durch Erfolge. Heuer sind das Medaillen und davon haben wir noch keine. Ich habe ein Herz für die Kombination. Wenn ich dann sehe, dass wir am Tag der Kombinierer nicht mal mehr im Kurzsport vorkommen, dann weiß ich, dass ein elfter Platz zu wenig ist. Wenn ich dann noch lese, dass man damit zufrieden ist, frage ich mich, ob das wirklich der Anspruch ist, den wir haben. Das sollten Medaillen sein. Nur hat man wahrscheinlich im Vorfeld etwas verpasst. So ehrlich muss man schon sein, dass für Einzelmedaillen viel zusammenpassen müsste. Im Teambewerb muss man froh sein, die Bronzene irgendwie zusammenzubringen. Auch da ist dann die Frage, ob man damit zufrieden ist. Wir haben ja immerhin dreimal Gold gewonnen.

LAOLA1: Die Erfolge der Vergangenheit spricht ja niemand schlecht, dass die Ansprüche dadurch gestiegen sind, ist auch klar ...

Gottwald: … ich habe aber noch überhaupt nirgends heuer einen kritischen Blick auf die Leistungen unserer Kombinierer gehört. Selbstreflexion schadet aber nicht, das hilft uns im Alltag, aber auch im Spitzensport.

LAOLA1: Siehst du einen Athleten, der Verantwortung übernimmt?

Gottwald: Verantwortung übernehmen klingt immer so schön. Schlussendlich muss jeder Eigenverantwortung übernehmen. Ich habe mir das Rennen gestern angesehen. Selbst wenn Bieles 30 Sekunden früher weggelaufen wäre, hätte er keine Medaille gemacht. Die Post geht hinten raus ab und da sind wir nicht dabei, weil wir es nicht drauf haben. Wenn du materialmäßig so gut dabei bist, dass du die anderen abzockst, hast du eine Chance. Im Moment muss man darauf hoffen, dass die Favoriten auslassen.