news

"Das gehört verurteilt bis zum Letzten"

Der österreichische Langlauf-Chef Markus Gandler hat mit tiefer Enttäuschung und Zorn auf den Dopingfall Johannes Dürr reagiert.

Acht Jahre nach dem Skandal von Turin erlebte der ehemalige Weltklasseathlet schon wieder einen Betrugsfall in seiner Mannschaft.

Gandler enttäuscht und wütend

Im Interview an der Olympia-Langlaufstrecke von Krasnaja Poljana sprach Gandler über seine Enttäuschung und Wut auf Dürr, für den man als Verband alles Mögliche getan habe.

Er hoffe, dass Dürr schwer bestraft wird, so der gegen Tränen kämpfende Teamleiter. Die Hand ins Feuer legen will er nach dieser neuerlichen Negativerfahrung für niemanden mehr.

An Rücktritt denkt Gandler nicht. Er wolle den Fall in seiner Funktion als Sportlicher Leiter für Langlauf und Biathlon für den Österreichischen Ski-Verband aufarbeiten.


Frage: Johannes Dürr hat gedopt, wie schwer hat Sie diese Nachricht getroffen?

Markus Gandler: "Da gibt es gar keine Beschreibung dafür. Das ist das Schlimmste, was ich mir nie mehr erträumt habe, dass das passiert. Es ist da passiert, mit einem Athleten, für den wir alles getan haben, wirklich alles. Die Mannschaft drüben ist zerbrochen, da waren Nervenzusammenbrüche dabei. Wir haben uns den Arsch aufgerissen für den Hund. Und dann wirst du so betrogen. Das ist ja nicht irgendwas, das ist schwerstes Doping, das verurteilt gehört bis zum Letzten. Das sind Betrüger, aus fertig. Sowas gehört bestraft. Mir tut es leid für die Olympiamannschaft, wieder Olympische Spiele, wo ich sage unglaublich auch für meine Leute. Dann haben wir so einen Schurken, wo ich noch vor einem Tag gesagt habe: Ein Traumbursche. Und was sage ich heute? Man lernt nicht aus im Leben. Betrüger gibt es."

Frage: Überwiegt bei Ihnen die persönliche Enttäuschung?

Gandler: "Ja, aber gar nicht für mich, sondern für die Leute, die reißen sich für ihn den Arsch auf, die haben ihren Job für ihn gemacht. Da ist alles passiert. Mir ist das wurscht, er muss nicht Dritter in der Tour de Ski werden, ich bin mit einem 15. auch zufrieden. Ich brauche nicht betrügen, das brauche ich nicht mehr. Da ist auch klipp und klar gesagt worden, der Präsident sagt das, ich sage das, die Trainer sagen das, es gibt keinen, der das nicht sagt, aber das Vertrauen habe ich verloren. Ich kann in keinen mehr ein Vertrauen haben."

Frage: Dürr hat gesagt, er hat den falschen Menschen vertraut, kennen Sie diese Menschen?

Gandler: "Zuerst habe ich es aus ihm gestern fast herausgeprügelt die Wahrheit. Weil EPO, das ist nicht etwas, das über einen Riegel oder sonst wie daherkommt, das ist schwerwiegend. Das hat schon gedauert, das hat mich gestört, weil da brauche ich nicht lang, wenn ich es mache, muss den Mumm und den Arsch in der Hose haben, dass ich es sage. Dann hat er es anderen Leuten irgendwas gestanden, mehr weiß ich im Moment auch nicht."

Frage: War es im Nachhinein ein Fehler, dass man die Athleten während Olympia alleine nach Hause zum Training hat fahren lassen?

Gandler: "Jetzt ist alles ein Fehler. Man macht es ja im Guten, nicht im Schlechten, muss ich ganz ehrlich sagen. Wir haben von unserer Seite nichts gemacht, sondern im Guten. Das ist ja nichts Neues, das hat man auch schon in der Vergangenheit gemacht. Das liegt ja nahe, was soll er da so lange? Aber dass er uns schamlos für so etwas ausnützt, ist natürlich ein Skandal."

Frage: Können Sie für irgendeinen Athleten noch die Hand ins Feuer legen?

Gandler: "Das ist somit für mich gegessen. Vertrauen gibt es für mich nicht mehr, tut mir leid, auch wenn es ungerecht ist."

Frage: Der Langlauf war wieder im Aufstieg begriffen nach dem schönen und erfreulichen Ergebnissen. Haben Sie schon darüber nachgedacht, was das Ganze bedeutet?

Gandler: "Nein. Ich will es aufarbeiten, schon alleine wieder für den Verband, noch einmal. Vor zwei Tagen ist Turin abgeschlossen worden, da habe ich ein Schreiben bekommen, alles Freisprüche. Und jetzt das, mehr brauche ich dazu nicht mehr sagen und mehr kann ich dazu nicht mehr sagen."

Frage: Haben Sie noch Lust und Kraft weiterzumachen?

Gandler: "Momentan brauche ich die Kraft für meine Mannschaft."