Die beiden großen Topfavoriten gingen im Showdown leer aus: der Norweger Aksel Lund Svindal schrammte als Vierter knapp am Podest vorbei, der US-Amerikaner Bode Miller musste sich mit Platz acht begnügen.
 
Die restlichen Österreicher konnten im Medaillenrennen nicht mitplaudern. Max Franz wurde Neunter, Georg Streitberger 17. und Klaus Kröll 22.. Mayer ist der siebente rot-weiß-rote Abfahrts-Olympiasieger der Geschichte.
 
Mit Gold in der Königsdisziplin sorgte der Jungstar gleichzeitig für einen Traumstart der Alpin-Herren, die vor vier Jahren in Vancouver gänzlich ohne Medaille geblieben waren. Zudem war das "Power-Team" zuletzt bei Großereignissen (WM, Olympia) in Speed-Bewerben gleich 17 Mal in Serie ohne Gold geblieben.
 
Mayer hat den Kurs im Griff
 
Mayer hatte bereits in den Trainings eindrucksvoll unterstrichen, dass er den 3,5 km langen, technisch sehr anspruchsvollen Kurs blendend im Griff hat.
 
Svindal und Co. hatten ihn daraufhin zum Mitfavoriten gestempelt, doch Mayer ließ sich davon nicht aus der Ruhe bringen, blieb entspannt und vollendete am Sonntag den Gold-Coup.
 
"Ich habe gewusst, dass da runter für mich alles möglich ist, dass ich es drauf hab", meinte Mayer.
 
"Meine Startnummer hat mir dabei aber sicher geholfen, denn bei mir ist ein bisschen die Sonne rausgekommen", berichtete Mayer, der im Weltcup noch nie auf dem Abfahrtspodest stand. Zufallssieger sei er aber keinesfalls.
 
"Ich habe in den vergangenen Wochen oft am Podest gekratzt, ich war sehr nahe dran. Dass es sich jetzt ausgerechnet bei Olympia ausgegangen ist, ist unglaublich schön", sagte der Sohn vom Helmut Mayer, dem Super-G-Olympiazweiten 1988.
 
Innerhofer lässt Mayer zittern
 
Am meisten musste Mayer bei der Fahrt von Innerhofer (Nummer 20) zittern.
 
"Ich wusste, dass heute der Tag X ist und habe alles riskiert. Als ich dann im Ziel den Zweier gesehen hab, dachte ich, ich spinn", meinte der Südtiroler nach seiner ersten Olympia-Medaille überglücklich.
 
Über seine bereits zweite Medaille bei Winterspielen nach Riesentorlauf-Silber 2010 durfte sich Jansrud freuen: "Damit habe ich wirklich nicht gerechnet."
 
Für Miller zerplatzt der nächste Traum
 
Sein Landsmann und Freund Svindal musste 0,19 Sekunden dahinter mit "Blech" vorlieb nehmen. "Ich war einfach nicht gut genug, habe zu viele Fehler gemacht", sagte Svindal, der sich durch Mayer bestätigt fühlte: "Die meisten haben gesagt, dass es ein Duell zwischen Bode und mir wird. Aber Matthias war hier in den Trainings sehr schnell und hat das heute bestätigt."
 
Für Miller platzte nach dem verpassten ersten Abfahrtssieg in Kitzbühel der nächste Traum. "Leider haben sich die Bedingungen im Vergleich zu den Trainings geändert. Aber eigentlich hab ich keine Erklärung, warum ich so viel Zeit verloren habe", rätselte der 36-Jährige nach der letzten Olympia-Abfahrt seiner Karriere.
 
Sportdirektor Pum freut sich
 
Im ÖSV-Team war man nach dem Auftakt nach Maß naturgemäß glücklich und erleichtert.
 
"Mir gefällt das irrsinnig. Mir gefällt es für den Matthias, aber auch für die ganze Mannschaft. Österreich hat wieder einen Olympiasieger in der Abfahrt", freute sich Sportdirektor Hans Pum, der ebenfalls die Unbeschwertheit als Mayers größten Trumpf sah: "Man hat in letzter Zeit schon gesehen, dass er selbstsicherer fährt. Er fährt mit einer gewissen Lockerheit, das macht schon etwas aus."
 
Zu den ersten Gratulanten im Ziel zählte auch ÖSV-Boss Peter Schröcksnadel, der bei der sogenannten "Flower Ceremony" unmittelbar nach dem Rennende die Blumen überreichen durfte.
 
Um 10.06 Uhr MEZ sprang Mayer dann zum ersten Mal aufs oberste Treppchen des Olympia-Podests und startete damit offiziell seinen Feier-Marathon.