Ligety: Die hohen Herren vom IOC bekommen nun die Rechnung präsentiert, weil es ihnen einmal mehr nur um Macht und Geld gegangen ist. Der Sport steht bei der Olympia-Familie schon lange nicht mehr an erster Stelle. Man muss sich ja nur anschauen, wer Olympische Spiele bekommt. Russland? Macht und Geld! Südkorea? Macht und Geld!

LAOLA1: Sie wirken richtig sauer ob dieser Entwicklung?

Ligety: Oh ja, das bin ich! Es will nicht in meinen Kopf, dass die Spiele nicht an Orten wie Salzburg, München oder Annecy stattfinden. Die Infrastruktur ist dort zu 95 Prozent vorhanden. Es ist zu 99,9 Prozent sicher. Und es gibt Menschen, die sich für den Sport interessieren. Russland hat keine Wintersport-Tradition, in Südkorea ist die Fan-Base überschaubar.

LAOLA1: FIS-Präsident Gianfranco Kasper hat am Rande des Weltcup-Auftakts in Sölden angekündigt, dass sich die Olympische Idee durch den Gigantismus selbst auffrisst.

Ligety: Sorry, aber solange nicht der Sport an erster Stelle steht, sondern die Politik, wird sich nichts ändern. Ich glaube nicht, dass hier gegengesteuert wird.

LAOLA1: Sind Olympische Spiele überhaupt noch zeitgemäß. Die sogenannte Rule 40 verbietet es Sportlern, dass sie bei den Spielen ihre Sponsoren präsentieren.

Ligety: Diese Regel ist ein schlechter Witz. Das konnte man vielleicht in den sechziger oder siebziger Jahren machen. Heute hat das aber nichts mehr mit einem modernen Sport-Verständnis zu tun. Aber wen wundert's? Man muss sich ja nur anschauen, wer beim IOC die Entscheidungen trifft.

LAOLA1: Alte Herren in Anzügen.

Ligety: Ich lebe für meinen Sport. 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche, 365 Tage im Jahr. Ich habe mir vier Jahre lang den Arsch aufgerissen, um bei den Olympischen Spielen dabei zu sein. Jetzt hätte ich in Sotschi die Möglichkeit meinen Sponsoren, die mich auf diesem Weg unterstützt haben, etwas zurückzugeben – aber diese Möglichkeit wird mir genommen. Und Preisgeld gibt es auch keines!