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Loitzl: "Es war mir eine Lehre für die nächsten Jahre"

Loitzl:

Zwei exzellente Sprünge hat Wolfgang Loitzl in der Einzelkonkurrenz auf der Großschanze abgeliefert, doch am Ende sollte es knapp nicht für eine WM-Medaille reichen.

Der Steirer landete in Predazzo auf dem undankbaren vierten Platz.

Der Pole Kamil Stoch, der Slowene Peter Prevc und der Norweger Anders Jacobsen waren einen Tick stärker als der Routinier und durften sich über Edelmetall freuen.

Bei LAOLA1 spricht Loitzl über die bittere Erfahrung, mit "Blech" vorlieb nehmen zu müssen, seine eklatante Leistungssteigerung in den letzten beiden Tagen und den Traum von Gold im Teambewerb.

LAOLA1: Gratulation zum tollen Wettkampf, Wolfgang. Am Ende hat es hauchdünn nicht zur Medaille gereicht. Überwiegt die Freude über zwei gute Sprünge oder die Enttäuschung aufgrund der „Blechernen“?

Wolfgang Loitzl: Es ist natürlich bitter, weil es die Weltmeisterschaft ist und ein vierter Platz nicht viel wert ist. Ich ziehe aber sehr viel Positives aus dem Wettkampf und das überwiegt derzeit für mich. Später kommt sicher irgendwann der Ärger, andererseits hätte ich mir vor ein paar Tagen nicht zugetraut, vorne mitzukämpfen. Insofern bin ich sehr happy mit der Leistung, die ich heute abgeliefert habe. Es waren eben drei Leute stärker. Es ist keine Schande, gegen sie den Kürzeren zu ziehen.

LAOLA1: Wie charakterisierst du deine beiden Sprünge?

Loitzl: Sie waren beide sehr gut. Der zweite war der vermeintlich bessere. Ich war sehr hoch und habe trotzdem versucht, einen schönen Telemark zu setzen, was mir gut gelungen ist. Da ich aber etwas mehr Anlauf hatte als die direkten Konkurrenten, war die Weite einen Tick zu kurz. Im Nachhinein stellt sich daher die Frage, ob es klüger gewesen wäre, zu verkürzen.

LAOLA1: Wie lautet die Antwort?

Loitzl: Wenn ich meinen Sprung betrachte, bin ich sicher, dass ich auch mit weniger Anlauf sehr weit gesprungen wäre. Es ist aber keine verlorene Medaille, sondern ein gewonnener vierter Platz.

LAOLA1: Wirfst du Trainer Alexander Pointner vor, er hätte verkürzen müssen?

Loitzl: Ein Vorwurf ist es nicht. Ich war nur irgendwie sicher, er würde es tun. Ich wollte mich auch schon anziehen, als es hieß, es geht rauf. Ich hätte einfach gedacht, dass er mir zutraut, dass ich auch mit weniger Anlauf weit springen kann. Im Nachhinein ist aber immer leicht geredet. Aber noch einmal: Das ist kein Vorwurf an den Trainer. Die Freude überwiegt bei mir ganz klar.

LAOLA1: Bis zuletzt hatte man nicht den Eindruck, dass du ein Medaillenkandidat wärst. Mit der Qualifikation hat sich bei dir offenbar ein Schalter umgelegt. Was hast du verändert?

Loitzl: Ich habe versucht, mich nach dem Training so einzustellen, dass ich wieder natürlich springe. Das ist mir gestern gelungen und heute wieder. Das steht für mich im Vordergrund, das macht mich auch stolz. Ich habe jetzt zusammengebracht, was ich schon die ganze Saison versucht habe. Es waren Kleinigkeiten, die ich nachjustiert habe. Diese wirken sich aber sehr stark bei meinem Sprungstil aus.

Bei Wolfgang Loitzl überwiegen trotz "Blech" die positiven Aspekte
LAOLA1: Kannst du verraten, welche Kleinigkeiten du konkret meinst?

Loitzl: Es ist eine etwas andere Anfahrtsposition. Vielleicht war ich auch durch das Skifliegen zuletzt dazu verleitet, vom Schwerpunkt etwas zu weit vorne zu sitzen. Dadurch geht der Sprung zu sehr auf Geschwindigkeit. Das ist aber nicht mein natürlicher Sprung. Der basiert vielmehr auf einer balancierten Hocke, um dynamisch meine Kraft einzusetzen. In der letzten Zeit ist das nicht so aufgegangen, wie ich mir das vorgenommen hatte. Dadurch macht das Skispringen wieder viel mehr Spaß.

LAOLA1: War die WM-Vorbereitung mit mehreren Skifliegen suboptimal? Würdest du es im Nachhinein anders anlegen?

Loitzl: Das ist wieder hypothetisch. Ich wollte es so machen, aber auf der Kleinschanze ist mir nicht gelungen, dass mein System effektiv funktioniert. Ein paar Sprünge vor der WM auf einer kleinen Schanze hätten sicher gut getan, aber das ist jetzt erledigt. Es war mir eine Lehre für die nächsten Jahre. Es gibt aber noch einige Wettkämpfe in dieser Saison, da ist es Goldes wert, zu wissen, dass es jetzt wieder klappt.

LAOLA1: Goldes wert könnte auch der Teamwettkampf am Samstag für dich werden.

Loitzl: Das ist natürlich wieder ein sehr wichtiger Wettkampf. Wir sind in den letzten Jahren sehr oft mit der Goldmedaille nach Hause gefahren. Es schaut jetzt auch wieder sehr gut aus, weil wir eine starke Mannschaft beisammen haben. Das erklärte Ziel ist sicher, den Titel zu verteidigen. Es wird aber schwierig, weil auch die Konkurrenz sehr gute Mannschaften stellen kann. Ich gehe aber zuversichtlich in den Bewerb.

LAOLA1: Österreich hält nun bereits bei fünf Medaillen, Gold fehlt allerdings noch. Ist das ein zusätzlicher Anreiz?

Loitzl: Das werden wir sicher ansprechen. Am Wettkampftag darf das aber nicht im Vordergrund stehen. Eine Goldene würde uns im Medaillenspiegel natürlich nach vorne bringen, aber das muss passieren. Ich bin wie gesagt guter Dinge, dass Gutes passieren wird.

LAOLA1: Vielen Dank für das Gespräch.

 

Das Interview führte Christoph Nister