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Stecher: Der Sohn als Starthilfe für das Comeback

Stecher: Der Sohn als Starthilfe für das Comeback

Lange musste um seinen Einsatz gezittert werden, doch Mario Stecher hat es geschafft und sich nach schwerer Verletzung rechtzeitig zur Nordischen Ski-WM in Val di Fiemme wieder in Form gebracht.

Für den Steirer keine ungewohnte Situation, wurde er doch schon mehrfach in seiner Karriere vom Verletzungsteufel heimgesucht.

Und dennoch fiel ihm ein Stein vom Herzen, als er vor wenigen Tagen die ersten Sprünge auf der Schanze in der Ramsau heil überstand.

„Bei mir ist die Erleichterung sehr groß, dass ich wieder Skispringen kann und es mit der WM geklappt hat“, so Stecher im Gespräch mit LAOLA1.

Angesichts der Schwere seiner Verletzung – der 35-Jährige lädierte sich den Knorpel im Knie und musste operiert werden – war das schnelle Comeback keine Selbstverständlichkeit. Im Gegenteil, Stecher war zunächst deprimiert.

Der Schock war groß“

„Der Schock war direkt nach dem Sprung groß. Ich kenne mein Knie sehr gut und wusste sofort, dass etwas Gröberes kaputt sein muss.“

Besonders bitter war, dass Stecher sich zu diesem Zeitpunkt seiner Topform näherte und die Plätze fünf, vier und drei verbuchen konnte. „Leider Gottes bin ich von hundert auf null gefallen.“

Gerade in den ersten paar Tagen war es für den Routinier nicht leicht. „Um ehrlich zu sein, war das alles für mich drei Tage kein Thema mehr, dafür war das Knie zu lädiert.“

Sein Sohn hat ihn jedoch zum Einlenken gebracht. „Er meinte, dass es schön wäre, wenn er mich noch einmal springen sehen würde.“

Stecher entschied, es noch einmal zu versuchen und eine harte Therapie in Angriff zu nehmen. Mit Erfolg, er sprang in letzter Sekunde auf den WM-Zug auf.

Von der Laufstärke überzeugt

Allzu hohe Zielsetzungen gibt es beim zweifachen Team-Olympiasieger allerdings nicht. Er vergleicht seine Rückkehr mit jener von Marlies Schild. „Wenn man von außen denkt, da ist eine Medaille möglich, dann klingt das schön und gut. Man muss es aber realistisch betrachten. Alle anderen haben genauso viel trainiert wie ich in dieser Zeit – sie waren allerdings gesund.“

Von einer Einzelmedaille zu sprechen, wäre daher „vermessen“. Im Team sieht die Sachlage hingegen etwas anders aus. „Mein Ziel ist es, die Mannschaft zu unterstützen und meine Leistung zu bringen, um eventuell Edelmetall zu erringen. Das wird schwer genug, aber mit meiner Laufstärke, von der ich überzeugt bin, kann ich bestimmt helfen.“

Stechers Knie hält der Belastung stand
Trainerrolle ein Thema

Dem 35-Jährigen ist förmlich anzumerken, welch großes Faible er für seine Sportart hat und wie traurig es ihn macht, dass seine potenziellen Nachfolger zu wenig aus ihrem Talent herausholen. Unter einem Trainer Stecher würde dies möglicherweise anders aussehen.

„Das würde ich schon mal gerne machen. Natürlich ist das Zukunftsmusik, aber ich bin auf jeden Fall gewillt, mit diesen Leuten zu arbeiten. Ich weiß, dass ich ein großes Wissen habe, was die Kombination betrifft. Das kann ich sicher weitergeben.“

Namhafte Konkurrenz

Zunächst einmal steht jedoch die WM im Fokus. Dabei gestaltet es sich schwierig genug, der Konkurrenz ein Schnippchen zu schlagen. Diese sei nämlich enorm kompetitiv und auch in großer Zahl vorhanden.

„Die Deutschen sind sicher sehr stark, egal, ob das nun einen Frydzek oder Frenzel betrifft. Dazu der eine oder andere Norweger. Wenn Moan oder Kokslien einen halbwegs guten Sprung zusammenbringen, sind sie immer für Top-Ergebnisse gut. Dazu darf man Lamy auch nie vergessen.“

Allerdings sei auch der ÖSV stets für eine Überraschung gut. „Wenn Bieles annähernd so springt wie in Almaty, hat er gute Chancen, das ins Ziel zu bringen. Willi hat sich im Laufen sehr gut stabilisiert und bis auf Almaty eine sehr gute Tendenz gezeigt, was das Skispringen anbelangt. Mit solchen Leistungen kann man immer vorne mitmischen.“

Das Team pushe sich gegenseitig, das macht es derzeit so stark. In Val di Fiemme will es sich dafür mit Medaillen belohnen.

 

Aus Val di Fiemme berichtet Christoph Nister

 

Bezüglich Teambewerb und Val di Fiemme hat Stecher nicht unbedingt die besten Erinnerungen, beim WM-Titel vor zehn Jahren war er nicht dabei. Eine offene Rechnung habe er deshalb jedoch nicht zu begleichen.

Routiniers geben den Ton an

„Das ist vorbei. Der Sport ist so kurzlebig. Da ist es egal, ob ich hier Erfolge oder Misserfolge hatte. Ich bin sehr zufrieden, wie die Karriere seither verlaufen ist. Nun bin ich da und freue mich, dass ich nach der kurzen Zeit der Rekonvaleszenz schon wieder so weit bin.“

Gemeinsam mit Bernhard Gruber (30), Wilhelm Denifl (32) und Christoph Bieler (35) wird Stecher voraussichtlich versuchen, die Kohlen aus dem Feuer zu holen. Für Lukas Klapfer (27) und Tomaz Druml (24) bliebe demnach nur die Zuschauerrolle. Von Youngsters fehlt im Team ohnehin jede Spur.

Ein Umstand, der Stecher gar nicht schmecken will.

Stecher sieht kaum Fortschritte

„Mir wäre lieber, wenn es sich in unserer Mannschaft zuspitzen würde. Es wäre gut, endlich Druck von den Jungen zu kriegen, um zu sagen: Gut, sie sind so weit, sie sollen das übernehmen.“

In Stecher kommt nicht das Gefühl auf, Fortschritte zu erkennen. „Nein, das habe ich sicher nicht.“ Man merkt dem Steirer an, wie sehr es ihn stört, dass von hinten zu wenig nachkommt. Mario Seidl (20) bringe zwar gute Leistungen, „aber insgesamt ist das zu wenig. Ein (Philipp) Orter (19), ein (Franz-Josef) Rehrl (19) und auch andere hätten das Potenzial, um vorne mitzulaufen und mitzuspringen. Aus diversen Gründen tun sie es nicht.“

Schlechtes Training?

Und um welche Gründe handelt es sich genau? Stecher legt nach und nimmt dabei kein Blatt vor den Mund: „Teilweise aus Selbstüberschätzung, auch aus Überschätzung der Trainer. Es geht einfach nichts weiter. Es läuft wirklich viel falsch, was die Jungen betrifft. Unsere Mannschaft hätte es ihnen nicht leichter machen können als im letzten Jahr, uns zu überrennen. Nicht einmal da haben sie es geschafft und das ist traurig. Das sagt mir, dass einfach nicht gut trainiert wird.“

Es müsse ein gemeinsamer Plan von oben bis unten erstellt werden. So, wie es jetzt laufe, funktioniere es nicht. „Ein Orter ist ein absolutes Sensationstalent, der könnte echt etwas. Nur: Er freut sich, wenn er mal einen Alpencup gewinnt, dabei sollte der Bub im Weltcup gewinnen.“