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Silber-Bernie: Die Lockerheit als Schlüssel zum Erfolg

Silber-Bernie: Die Lockerheit als Schlüssel zum Erfolg

Die Nordischen Kombinierer stehlen Österreichs Skispringern auch weiterhin etwas die Show bei der Weltmeisterschaft im Fleimstal.

War es in den letzten Tagen Mario Stecher, der zunächst mit dem Gewinn der Silbermedaille und anschließend mit seiner Kritik samt Rauswurf bei Fischer für Aufsehen sorgte, so ist es nun Bernhard Gruber.

Während die Super-Adler im Einzelbewerb von der Großschanze leer ausgingen (Interview mit dem „Blechernen“ Wolfgang Loitzl), gewann Bernhard Gruber die Silbermedaille.

Nur Frenzel war zu stark

Der Salzburger lief ein taktisch cleveres Rennen und hatte am letzten Anstieg, dem „Berni Hill“, genug Reserven, um den bisherigen Überflieger Jason Lamy Chappuis sowie die Japaner Akito Watabe und Hideaki Nagai in die Schranken zu weisen.

Lediglich gegen den Deutschen Eric Frenzel, der bereits mit einem komfortablen Polster in den 10km-Langlauf gegangen war, war kein Kraut gewachsen.

Trainer bremsten Gruber

Die taktische Meisterleistung hat Gruber zum Teil auch seinen Trainern zu verdanken, denn zu Beginn des Langlauf-Parts hätte er es fast übertrieben.

„Ich habe relativ viel Führungsarbeit geleistet. Es war dann so, dass die Coaches geschriehen haben, ich soll etwas rausnehmen, damit ich mich nicht in den ersten zwei Runden abschieße.“

Spielchen durchschaut

Der 30-Jährige hat die Anweisungen perfekt umgesetzt und sich auch nicht von den Spielchen der Konkurrenz aus der Ruhe bringen lassen.

Erst griffen die beiden Japaner früh auf der letzten Runde an, dann hat auch noch Doppel-Weltmeister Lamy Chappuis versucht, dem ÖSV-Kombinierer ein Schnippchen zu schlagen.

„Er läuft langsam in die Kurve rein und wird dann plötzlich schnell“ beschreibt Gruber die Taktik des Franzosen. „Ich habe sein Spielchen aber durchschaut.“

"In den Schnee gedroschen"

Daher fiel die Entscheidung erst auf dem letzten Anstieg sowie auf der Zielgeraden. Gruber hatte das bessere Ende für sich, es war allerdings ein äußerst schwieriges Unterfangen.

„Ins Ziel wurde es noch mal richtig weit. Ich habe die Stöcke in den Schnee gedroschen, so gut es ging, und habe gepusht bis zur Linie.“

Selbstgespräche geführt

Während des Rennens bediente er sich auch besonderer mentaler Hilfe. „Ich führe Selbstgespräche im Rennen“, gesteht der Routinier ganz offen. Was er sich dabei zuflüstert?

„Cool bleiben! Du weißt, du bist stark. Einfach ein paar Floskeln.“ Letztendlich waren es mehr als nur Floskeln, schließlich gaben sie ihm die nötige Kraft zu Silber.

Auch die zuletzt vermisste Lockerheit war plötzlich zurück. „Wenn man die Medaille erzwingen will, verkrampft man nur. Ich war lockerer, das war der Schlüssel zum Erfolg.“

Zweite Einzelmedaille

Silber in Val di Fiemme bedeutet für Gruber die zweite Einzelmedaille nach Bronze in Vancouver. Wirklich vergleichen könne man die beiden Medaillen nicht.

„Die Einzelmedaille bei Olympia war etwas ganz Spezielles. Ich habe damals durch meine gute Sprungleistung profitiert. Diesmal hab ich es über das Laufen geschafft. Das ist mir richtig viel wert.“

Mitfavorit im Teamsprint

Viel Zeit zum Feiern bleibt für Gruber nicht, denn bereits am Samstag steht mit dem Teamsprint der letzte Bewerb auf dem Programm. Diesen wird er mit Willi Denifl bestreiten, nachdem Mario Stecher bereits ankündigte, freiwillig auf einen Start zu verzichten.

Der Tiroler wurde starker Sechster, womit das ÖSV-Duo automatisch zum engsten Favoritenkreis zählt.

„Schrauben wir die Erwartungen nicht zu hoch“, stapelt Gruber zunächst tief, um dann doch eine Warnung auszusprechen. „Wir haben gute Chancen. Wir können beide stark springen, wir können beide auch gut laufen. Die Konkurrenten können sich schon mal anhalten.“

 

Aus Val di Fiemme berichtet Christoph Nister