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Ungewöhnliche Story, außergewöhnlicher Sportler

Ungewöhnliche Story, außergewöhnlicher Sportler

Um im Spitzensport den Weg nach ganz oben zu schaffen, bedarf es vieler Eigenschaften.

Talent gehört ebenso dazu wie das nötige Umfeld, auch der Faktor Glück spielt keine unwesentliche Rolle.

Von großer Bedeutung sind auch Ausdauer und der unbedingte Wille. Die beiden letztgenannten Merkmale treffen ganz besonders auf Johannes „Joe“ Dürr zu.

Der 25-Jährige gilt seit jeher als großes Langlauf-Talent und zeigte bei den Junioren mehrfach auf.

Dann jedoch schlug das Schicksal zu und der Niederösterreicher wurde über mehrere Jahre weit zurückgeworfen.

Das Pfeiffer'sche Drüsenfieber setzte ihm zu. Kaum war dies bezwungen, wurde er von einem Infekt nach dem anderen heimgesucht.

Wenige, die Dürr die Treue hielten

Die Jahre vergingen und kaum noch jemand traute ihm den Durchbruch zu. Wobei, einige wenige standen trotz unzähliger Rückschläge immer hinter ihm.

Neben seiner Familie, „die immer hinter mir stand“, gilt Markus Gandler als einer der wichtigsten Weggefährten Dürrs. „Er hat mir ermöglicht weiter im Kader zu bleiben“, erklärt er im Gespräch mit LAOLA1 und zählt den Tiroler zu den wenigen Menschen, denen er zu großem Dank verpflichtet ist.

Trainer Gerald Heigl gehöre ebenfalls zu dieser kleinen Gruppe, dazu ein Fan – Harry Starl -, der inzwischen zum Freund wurde. Dieser begleitete Dürr zu zahlreichen Rennen und das, obwohl die großen Resultate lange ausblieben.

Bis zu dieser Saison. Im Rahmen der Tour de Ski gelang dem in der Vergangenheit schwer gebeutelten Dürr der Durchbruch. Gleich mehrere Spitzenplätze folgten, mit seiner WM-Teilnahme hat er nun ein weiteres großes Ziel erreicht.

Der Schritt, der ihm gelang, sei eine große Erleichtung. „Deshalb, weil ich merke, dass ich mit der Weltspitze mithalten kann.“ Aber auch deshalb, weil sich all die Mühen und Anstrengungen nun endlich auszahlen.

Früh übt sich ... (Bild: www.joeduerr.at)
In einer Großfamilie aufgewachsen

Als Jugendlicher stand er vor der Wahl zwischen Fußball und Langlauf. Er glaubt fest daran, dass er es zum Kicker-Profi geschafft hätte („Ich war mittelmäßig talentiert, aber mit meinem Ehrgeiz hätte ich es gepackt.“), doch am Ende war die Liebe für den Wintersport größer. Bis heute hat er diesen Schritt „nie bereut“.

Es sei das ganze Drumherum, das den Langlauf so besonders für ihn mache. „Die Leute, das Familiäre – das habe ich immer genossen.“

Dürr kannte es von klein auf nicht anders, kam er doch als fünftes von acht Kindern zur Welt. „Gerade in einer Großfamilie muss man versuchen, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Das ist eine Lebensschule, die mich geprägt hat.“

Früh musste er seinen Kampfgeist entwickeln, davon profitierte er auch während der Dürre-Jahre. Sportdirektor Gandler traut ihm den Sprung nach ganz vorne zu, er selbst hält das ebenfalls für möglich. Er sei zwar mit 25 nicht mehr der Jüngste, im Langlauf habe er dennoch noch rund zehn gute Jahre vor sich.

Mentaltraining ein Zeichen von Stärke

Diese will er genauso nutzen wie jene Chance, die er in dieser Saison bereits ergriffen hat. „Ich genieße, dass es jetzt so gut läuft und bin viel lockerer. Das Krampfhafte ist verschwunden.“

Mentaltrainer gibt es derzeit keinen, mit dem er zusammenarbeit. Er habe sich jedoch großes Wissen in diesem Bereich angeeignet.

In diese Materie Zeit zu investieren, sei keine Schwäche, sondern viel mehr eine Stärke. „Das Training, also das Körperliche, ist die eine Seite. Der Kopf die andere. Auch an dieser Komponente muss gearbeitet werden.“

So setzt er sich auch im Fleimstal nicht unter Druck, sondern genießt die Wettkämpfe. Ob er dabei auch zu einem Staffeleinsatz kommt, ist derzeit noch ungewiss.

Der Niederösterreicher würde zwar ungemein gerne Österreich teilnehmen sehen („Es gibt nicht Besseres als eine österreichische Staffel.“), will sich und seinen Kollegen dafür aber noch Zeit geben.

Die Staffel kommt noch zu früh

„Wir sind einfach noch nicht so weit.“ Sollte der ÖSV das anders sehen, habe man „keine Chance“. Man müsse dem Team noch ein, zwei Jahre Zeit geben, sich zu entwickeln und zu reifen. „Dann sind wir bereit.“

Ungewöhnliche Worte für einen "Otto-Normal-Sportler", schlüssige für Dürr. Die Zeit, in der er krankheitsbedingt zum Zuschauen verdammt war, sei dahingehend ein wichtiger Reifeprozess gewesen.

Deshalb will er nichts überstürzen. „Gerade im Langlauf geht nichts von heute auf morgen. Das ist ein elendslanger Prozess, in dem man sich Stück für Stück nach vorne arbeitet.“

Er selbst weiß das besser als jeder andere. Er hat aber auch die Geduld, um die Erfüllung des Staffel-Traumes zu erwarten.

 

Aus Val di Fiemme berichtet Christoph Nister