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"Liga und Verband müssen an einem Strang ziehen"

Den Aufstieg in die Weltgruppe konnte Österreichs Nationalteam bei der B-WM in Ljubljana realisieren.

Verbandskapitän Giuseppe Mion könnte somit mehr als zufrieden eine erste Bilanz unter Teamchef Manny Viveiros ziehen.

LAOLA1 hat mit dem 53-jährigen VSV-Obmann neben den Zielen des ÖEHV auch über die Erste Bank Eishockey Liga (EBEL) gesprochen.

Dabei nimmt sich Mion kein Blatt vor den Mund und kritisiert unter anderem die Planlosigkeit der Liga und äußert sein Unverständnis über die veralteten Eishallen. Weiter vergleicht er das Niveau der A- und B-WM und erklärt, wie er den Aufstieg der Nationalmannschaft sieht.

LAOLA1: Im letzten Jahr spielte Österreich noch auf A-Niveau. Nach dem Abstieg musste man heuer mit der B-WM Vorlieb nehmen. Ist der Unterschied, abgesehen vom spielerischen Niveau, zu erkennen?

Giuseppe Mion: Eigentlich nicht, da gibt es kaum einen Unterschied mehr. Der Zeitraum verschiebt sich, da die A-Gruppe die WM etwas später spielt. Damit ist die Vorbereitung länger, zwangsweise auch kostspieliger und von der Organisation aufwendiger. Das organisatorische Level dieser B-WM war einer Veranstaltung der A-Gruppe gleichzusetzen, egal ob diese nun in Skandinavien oder in Mitteleuropa gespielt wird. Was die Hotels, die Kabinen, die Halle und die Möglichkeiten für die Spieler betrifft, hat sich in den letzten Jahren sehr viel getan.

LAOLA1: Sie sagen die A-WM, an welcher Österreich im kommenden Jahr wieder teilnehmen wird, ist kostspieliger: Sind das große Summen oder hält sich das in etwa die Waage?

Mion: In etwa ist es dasselbe. Wie gesagt ist die B-WM ein bisschen günstiger, weil man in der Vorbereitung weniger Spiele absolviert. Dadurch spart man sich unter anderem einige Flüge. Aber um günstiger oder teurer geht es nicht. Wir müssen zusehen, dass wir langsam eine Einheit formen. Damit spreche ich das österreichische Eishockey im Gesamten an. Wenn alle gemeinsam hart arbeiten und an einem Strang ziehen, können wir vielleicht einmal langfristig eine A-Nation bleiben.

Mion mit Boss Kalt (m.) & Coach Viveiros (l.)

LAOLA1: Mit wem müssen die Vereine sprechen, um den Plan einer neuen Sportstätte umzusetzen? An wen muss man sich halten, um ein solches Projekt verwirklichen zu können?

Mion: Ein Sprichwort sagt, gemeinsam ist man stark. Die Liga und der Verband müssen an einem Strang ziehen und bei der Politik mit einem Zehnjahresplan auftreten, gepaart mit dem Argument, dass die Infrastruktur nicht mehr dem Standard der heutigen Zeit entspricht. Dann ist über Sponsoren, Stadt, Land und Bund durchaus was möglich. Es geht darum nicht nur Hallen umzubauen, sondern neue zu bauen. Es wäre an der Zeit und man sieht, dass mit modernen Eishallen und großen VIP-Räumen mit der Gastronomie sehr viel Geld zu lukrieren ist. Dies macht in unserer Liga fast die Hälfte des Budgets aus.

LAOLA1: Nehmen wir an, es werden neue Hallen gebaut und die Aufstockung der Liga durch österreichische Klubs funktioniert: Wären Sie dafür, die Anzahl ausländischen Vereine in der EBEL wieder zurückzuschrauben oder finden Sie das Konzept der internationalen Liga gut?

Mion: Es ist derzeit übertrieben und ohne einen gewissen Plan. Ich glaube, dass wir eine österreichische Meisterschaft spielen sollten, mit ausländischer Beteiligung. Die Klubs, die verlässliche Partner sind und einen guten Gegner abgeben, sollen mitspielen. Aber sich nur auf das internationale Eishockey zu konzentrieren ist falsch. Da wird das österreichische Eishockey auf der Strecke bleiben.

Das Interview führte Sebastian Rauch

LAOLA1: Man will behutsam eine junge Mannschaft aufbauen. Ist der sofortige Wiederaufsteig da in ihren Augen nicht kontraproduktiv?

Mion:  Wir müssen zur Kenntnis kommen, dass wir aufgestiegen sind. Die sportliche Herausforderung müssen wir annehmen und das Beste daraus machen. Unsere Stärken und Schwächen kennen wir nur zu gut und an letzterem gilt es zu arbeiten. In körperlicher Hinsicht ist beim ein oder anderen Verbesserungsbedarf da, damit wir in den Zweikämpfen stärker werden. Mental müssen wir auch zulegen, damit wir im nächsten Jahr bestehen können.

LAOLA1: Wäre es für die Entwicklung besser gewesen, ein weiteres Jahr auf B-Niveau zu bleiben?

Mion: Das sicher nicht. Wir sind im Sport tätig und da ist es das höchste Ziel zu gewinnen. Der Aufstieg macht die Aufgabe nicht leichter, aber es ist definitiv interessant und wir müssen die Herausforderung annehmen.

LAOLA1: Wie schätzen Sie das spielerische Niveau der diesjährigen B-WM ein?

Mion: Es ist ähnlich wie in den letzten Jahren. Da hat sich nicht viel getan. Was mir auffällt ist, dass die Ungarn und Japaner immer stärker werden. Die anderen Nationen sind vom Leistungsvermögen eigentlich gleich geblieben.

LAOLA1: Eine Nationalmannschaft hängt immer sehr von der Liga ab. Sie sind selbst Obmann des VSV. Wie sehen Sie die Entwicklung der EBEL im vergangenen Jahr?

Mion: Das kann man positiv oder negativ sehen. Die Meinung des VSV ist bekannt, da stehen wir fast alleine da. Es gab einige Vereine, die ähnlich denken, schon lange dabei sind und daher auch vorausschauend arbeiten. Man muss für den Nachwuchs ein wirtschaftliches Konzept entwickeln und einen gemeinsamen Weg gehen. Ansonsten werden wir das gesetzte Ziel mit mehr österreichischen Vereinen und Spielern nicht umsetzen können.

LAOLA1: Die österreichischen Nationalliga-Vereine können sich aber einen Aufstieg in die EBEL nur schwer leisten. Gibt es von Seiten der Liga oder des Verbandes eine Möglichkeit, dass man diesen Teams per Förderungen Gelder zuschießt?

Mion: Nein, das geht nicht. Dass der Verband Mannschaften finanziell unterstützt, das sind Wunschträume, die in keinem Land umsetzbar sind. Wir müssen selber genau haushalten und haben nicht soviel Geld um Vereinen unter die Arme zu greifen. Wichtig wird sein, dass die großen Klubs, bei denen Geld keine Rolle spielt, einen Schritt zurück machen, an die Liga denken und nicht nur an sich sowie den eigenen Erfolg. Für mich ist es keine Frage, dass Klubs wie Dornbirn, Feldkirch oder Innsbruck in die EBEL gehören. Das ist für mich wie das Amen im Gebet. Wenn wir von oben einen Schritt nach unten machen und die von unten einen Schritt nach oben, ist es durchaus möglich, dass wir in absehbarer Zukunft eine interessante österreichische Meisterschaft von Ost bis West haben.

LAOLA1: Einen Schritt nach oben zu machen, ist aber nicht so einfach, wenn das Geld fehlt.

Mion: Der Verein alleine kann diesen Schritt natürlich nicht machen. So wie es in Kärnten war, dass Stadt und Land die Klubs unterstützen und die Infrastruktur stellen, ist ein gutes Beispiel. Wenn die Sponsoren kommen und die Fernsehgelder dazu, dann wächst das ganze Paket und man ist durchaus in der Lage zusätzlich mit den Zuschauern ein Budget aufzustellen, das im Bereich von 2,5 bis 3,5 Millionen Euro angesiedelt ist. Im Moment ist es so, dass es im unteren Feld sehr viele Vereine gibt, die ein Budget um die zwei Millionen Euro haben. Die Oberen haben aber vier, sechs oder sogar acht zur Verfügung. Da ist die Schere zu groß.

LAOLA1: Ums Geld geht es auch beim Hallenbau. Zahlreiche EBEL-Vereine wie Klagenfurt, Linz, Graz oder auch der VSV wollen eine neue Halle. Hier in Ljubljana steht eine schöne Multifunktions-Arena, die in Österreich seines Gleichen suchen würde. Wieso gibt es solche Sportstätten in der Heimat nicht?

Mion: Das kann ich nicht sagen. Aber jeder Fan, der in Länder kommt, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht wie Österreich, kann einfach nicht verstehen, dass sich bei uns auf diesem Sektor nichts bewegt. Ich kann es selbst nicht verstehen, wieso wir keine Halle bekommen, die vier- bis sechs Tausend Zuschauer fassen kann. In Wien müsste ohnehin eine stehen, die zehn- bis zwölf Tausend Fans Platz bietet. Ansonsten werden wir nie eine A-WM bekommen, weil die Halle in Wien einfach zu klein für eine Weltmeisterschaft ist.