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ÖEHV-Team blickt nach Sensation nach vorne

ÖEHV-Team blickt nach Sensation nach vorne

Nach der Sensation ist vor der nächsten Prüfung.

So dürfte das Motto der österreichischen Nationalmannschaft derzeit wohl lauten.

Augen nach vorne gerichtet

Denn kaum ein Spieler sprach in der Mixed Zone der O2-Arena in Prag nach dem sensationellen 4:3-Shootout-Sieg gegen die favorisierte Schweiz zum WM-Auftakt nicht das nächste schwere Spiel an.

„Jetzt geht es weiter gegen Schweden, da geht es wieder bei Null los“, so Manuel Latusa. Auch Konstantin Komarek, der den Sieg mit seinem sehenswerten Penalty-Treffer („Mein bevorzugter Move, super, dass es geklappt hat“) fixierte, hatte die Augen schon nach vorne gerichtet.

„Schweden ist wahrscheinlich zusammen mit Kanada das beste Team bei dieser WM. Die Chancen stehen also nicht hoch. Aber es hätte uns auch keiner einen Sieg gegen die Schweiz zugetraut.“

Starkbaum glänzt

Damit hat der 22-jährige Stürmer, der selbst vier Jahre in Schweden bei Lulea spielte, wohl recht, galt ein Sieg gegen den Nachbarn doch gemeinhin als Sensation. Und nachdem das ÖEHV-Team bereits nach 74 Sekunden den ersten Gegentreffer hinnehmen mussten, rechneten wohl nur mehr die kühnsten Optimisten mit einem Punktegewinn.

„Sicher kann man schöner beginnen, aber mein Fokus ist immer auf den nächsten Schuss gerichtet. Ich konzentriere mich darauf, der Mannschaft Sicherheit und Stabilität zu geben, das ist mir ganz gut gelungen. Was war, kann ich nicht mehr ändern“, so der groß aufspielende Goalie Bernhard Starkbaum, der zu Österreichs besten Spieler gewählt wurde.

Dies ist ihm gelungen, da die Mannschaft von Headcoach Daniel Ratushny nicht auseinander brach, sondern immer dran blieb. Dreimal gingen die Eidgenossen in Führung, dreimal glich Team Austria aus.

„So ist es im Sport, es wird immer Rückschläge geben, man muss dann als Mannschaft einen Weg finden, zurückzukommen“, so Kapitän Thomas Raffl. „Für unser junges Team war das die perfekte Prüfung, das hat unserem Selbstvertrauen gut getan.“

Fast wie ein Heimspiel“

Tatsächlich war die mannschaftliche Geschlossenheit, die Österreich an den Tag legte, beeindruckend. „Jeder hat Schüsse geblockt und alles für die Mannschaft gegeben. Wenn man das von der Bank sieht, gibt einem das noch einmal einen Schub“, strich Komarek den Teamgeist hervor.

„Die Chemie stimmt, es ist keiner dabei, der nur mitspielen will. Jeder macht seinen Job“, so Manuel Latusa. „Wir sind nicht nur eine Mannschaft, wir sind Freunde“, ging Brian Lebler noch weiter.

Der treue österreichische Anhang trug aber sicherlich auch seinen Teil zur Aufholjagd bei. Rund 2.500 rot-weiß-rote Fans sorgten in der mit 13.953 Zuschauern sehr gut besuchten O2-Arena gewaltig für Stimmung.

„Das war unglaublich, fast wie bei einem Heimspiel“, war Michael Raffl, der 50 Sekunden vor Ende der regulären Spielzeit für den Ausgleich sorgte, vom Support regelrecht überrascht und Komarek ergänzte: „Die Unterstützung der Fans hat uns gepusht. Es freut uns sehr, dass so viele nach Prag gekommen sind.“

Ratushny war vom Fan-Support in Prag begeistert

Ratushny lobt mentale Stärke

Auch Headcoach Daniel Ratushny blieben die zahlreichen Österreicher nicht verborgen. „Es war ein ganzer Block voller Fans, einfach großartig“, freute er sich. „Super, dass auch sie für ihren Support belohnt wurden.

Der 44-jährige Kanadier strich logischerweise den Kampfgeist seiner Truppe hervor. „Wie sich die Mannschaft heute zurückgekämpft hat, war sensationell. Das war mental ganz stark. Für mich als Trainer war es ein großartiges Gefühl“, so Daniel Ratushny, der seinen Spielern in puncto Schweden-Spiel aber um nichts nachstehen wollte und anfügte, dass es „nur das erste Match“ gewesen sei.

Trotz des schnellen Gegentores, war der Coach im Gegensatz zu den Testspielen gegen die USA und Kanada („Da hatten wir zu viel Respekt“) mit dem Start seines Teams zufrieden, paradoxerweise war er ihm sogar zu gut. „Unser ersten beiden Shifts waren sehr gut. Ich habe sogar das Gefühl, sie waren so gut, dass wir etwas nachlässig wurden und das hat dann zum Gegentor geführt.“

Umschaltspiel funktioniert noch nicht

Denn natürlich hat das ÖEHV-Team noch Luft nach oben. Vor allem die zahlreichen, stets brandgefährlichen Konter der Schweizer waren dem Coach ein Dorn im Auge.

„Unser Umschaltspiel ist noch nicht gut genug. Sowohl von der Defensive in die Offensive als auch umgekehrt müssen wir uns stark verbessern. Das haben wir aus dem heutigen Spiel gelernt.“

Goalie Starkbaum stieß ins selbe Horn: „Es waren ein paar Fehler in der Taktik-Umsetzung dabei, die darf man sich auf diesem Niveau nicht leisten, weil das sofort ausgenutzt wird. Wir müssen aus diesen Fehlern lernen, damit wir sie nächstes Mal nicht mehr machen.“  

Strafbank soll gemieden werden

Ratushny wird seine Mannschaft gegen den achtfachen Weltmeister Schweden wohl etwas defensiver ausrichten, auch wenn der Coach davon überzeugt ist, dass Systeme alleine nicht entscheidend sein werden.

„Die Schweden sind technisch äußerst versiert, schnell und körperlich stark. Es wird nicht so sehr auf System-Fragen ankommen, sondern einzelne Situationen, wie etwa Eins gegen Eins oder Zwei gegen Zwei gelöst werden. Wir dürfen nicht zu offensiv spielen und müssen die Mitte dicht machen.“

Ein weiterer wichtiger Punkt werden die Strafzeiten werden. „Wir dürfen nicht so viele Strafen nehmen. Wie man bei Tschechien gegen Schweden gesehen hat, haben die Skandinavier ein sehr gutes Powerplay“, warnte Komarek.

Wunder gegen Schweden?

Auch wenn es noch sechs Partien zu absolvieren und weitere Punkte einzufahren gilt, war der Auftritt der Österreicher gegen eine Top-8-Nation dennoch aller Ehren wert. Ratushny und seinem Trainerstab ist es gelungen, einen Teamgeist zu entfachen, wie man ihn in einem österreichischen Nationalteam selten gesehen hat.

Dennoch ist jedem Beteiligten klar, dass Schweden eine ganz andere Hausnummer ist, die Skandinavier waren in den letzten 28 Jahren 25 Mal zumindest im WM-Halbfinale.

Aber aufgegeben wird nur ein Brief, das weiß auch Starkbaum: „So lange wir die Partie eng halten können und uns an unser defensives System halten, ist immer die Möglichkeit zum Sieg gegeben.“

Ein Sieg gegen Schweden wäre allerdings keine Sensation, sondern vielmehr ein Wunder.

 

Aus Prag berichtet Fabian Santner