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"Wir werden das Powerplay etwas adjustieren"

Fünf gegen Vier, Fünf gegen Zwei, Fünf gegen Null.

Mann musste kein großer Experte sein, um zu erkennen, auf was ÖEHV-Headcoach Daniel Ratushny im letzten Training vor dem wichtigen Spiel gegen Frankreich (ab 20:15 Uhr im LAOLA1-LIVE-Ticker) besonderen Wert legte.

Baustelle Powerplay

So erfrischend die Auftritte des Österreicher bei der A-WM in Prag bislang waren, so ernüchternd sieht die Powerplay-Bilanz aus.

Sechs Mal erhielt man eine Überzahl-Chance, insgesamt 8:33 Minuten war Österreich mit einem Mann mehr auf dem Eis, Treffer ist jedoch noch keiner gelungen.

Die Zahlen sind zwar nicht alarmierend, andere Nationen haben bei weit mehr Zeit in der Überzahl ebenfalls noch nicht ins Schwarze getroffen. Ratushnys Team spielte sich aber auch kaum Tormöglichkeiten im Powerplay heraus und kassierte gegen die Schweiz zudem einen Shorthander, sprich einen Gegentreffer in der Überzahl!

Was noch ärgerlicher ist: Gegen Schweden wurde der numerische Vorteil gleich zweimal aus der Hand gegeben, weil man im Powerplay selbst eine unnötige Strafe kassierte.

"Wir dürfen keinesfalls Strafen nehmen, wenn wir in Überzahl sind, das müssen wir abstellen", ist sich Headcoach Ratushny im Gespräch mit LAOLA1 bewusst.

"Werden etwas adjustieren"

Also wurde am Montag in der Tipsport-Arena, der Heimstätte des HC Sparta Prag, fleißig Powerplay trainiert und aufs Tor geschossen, was das Zeug hält.

"Im Powerplay werden nun einmal viele Tore erzielt, deswegen konzentrieren wir uns vor dem äußerst wichtigen Spiel gegen Frankreich auch besonders darauf", erklärt der 44-jährige Kanadier und fügt hinzu, dass man sich auf die eine oder andere Änderung – auch was das Lineup betrifft - gefasst machen darf.

"Wir werden das Powerplay etwas adjustieren. Die wichtigste Änderung wird aber sein, dass wir einfach mehr Schüsse nehmen müssen. Schweden ist im Penalty-Killing sehr kompakt gestanden, da darf man dann nicht versuchen, irgendwelche außergewöhnliche Pässe zu spielen, sondern muss einfach draufhalten und auf die Rebounds gehen", erklärt Ratushny, denn: "Frankreich spielt in Unterzahl ähnlich."

Altmann das fehlende Puzzleteil?

Ein Personalie, die Ratushny dabei in die Karten spielt, ist Mario Altmann. Der 28-jährige Verteidiger bestreitet heute nach überstandener Gehirnerschütterung sein erstes Spiel bei dieser WM und könnte das fehlende Puzzleteil an der blauen Linie sein.

"Er ist ein erfahrener Mann, defensiv stark, hat eine gute Reichweite und auch einen harten Schuss. Gut möglich, dass er Einsatzzeit im Powerplay bekommt", meint der Coach gegenüber LAOLA1.

Mit deutlich mehr Überzahl-Situationen als bisher rechnet der Teamchef aber nicht, auch wenn die Franzosen vor allem gegen die Schweiz durch Undiszipliniertheiten aufgefallen sind.

"Wenn eine Mannschaft viele Strafen nimmt, ist das im nächsten Spiel meistens nicht mehr der Fall, weil der Trainer das logischerweise anspricht. Ich gehe davon aus, dass Frankreich gegen uns disziplinierter auftreten wird."

Schlüsselwort Unterstützung

Auch sonst wurde der Gegner natürlich gescoutet, das ÖEHV-Team weiß, wie Frankreich auftreten wird, auch wenn die Grande Nation einiger Besonderheiten zu bieten hat.

"Die Franzosen sind etwas unberechenbar. Manchmal fahren sie einen extremen Forecheck, dann spielen sie wieder abwartend, das hat Schweden aber auch schon gemacht", wiegelt Ratushny ab und hat bereits einen Plan, wie seine Mannschaft damit umgehen soll:

"Das Schlüsselwort ist Unterstützung. Wenn sie draufgehen, müssen wir uns anbieten, damit der Puckführer die Scheibe abspielen kann, wenn sie hinten dicht machen, müssen wir die Scheibe tief spielen und gemeinsam angreifen."

Allzu viele Änderungen im Spiel der Österreicher wird es aber nicht geben, das entspräche auch nicht Ratushnys Spiel-Philosophie. "Es ist schon wichtig zu wissen, was der Gegner macht, aber man kann den Stil einer Mannschaft nicht von Partie zu Partie ändern", führt er aus.

"Wir sind der Underdog"

Auch wenn man sich nicht zu sehr auf den Gegenüber einstellen will, so ist ist das ÖEHV-Team vor den Franzosen, die seit 2008 durchgehend in der A-Gruppe vertreten sind, dennoch gewarnt.

"Es wird 60 Minuten eine Schlacht. Das ist eine Top-Mannschaft, die Spieler verdienen in den besten Ligen der Welt ihr Geld. Nicht umsonst haben sie sich seit Jahren in der A-Gruppe etabliert. Wir sind sicher der Underdog", weiß Altmann und Niki Petrik, der mit 31 Jahren seine erste A-WM spielt ("Eine große Ehre"), fügt ergänzend hinzu: "Die Franzosen sind ein extrem starker Gegner."

Spieler, Trainer und Experten gehen also von einer knappen Partie aus, Altmann und Petrik sprechen von einem"Schlüsselspiel" bzw. "Endspiel" für beide Teams.

Umso wichtiger wird sein, dass bei den Österreichern das Powerplay endlich greift.

 

Aus Prag berichtet Fabian Santner