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Die Chicago Blackhawks holen den Stanley Cup

Die Chicago Blackhawks holen den Stanley Cup

Was für ein Finish!

Die Final-Serie um den Stanley Cup zwischen den Chicago Blackhawks und den Boston Bruins hätte kaum ein spannenderes Ende nehmen können.

Zwei Treffer in 17 Sekunden

Die Bruins führten in Spiel 6 bis 1:16 Minuten vor Ende mit 2:1, alles sah nach einem Entscheidungsspiel aus.

Doch die Blackhawks drehten den Rückstand innerhalb von 17 Sekunden in eine 3:2 Führung und sicherten sich zum insgesamt fünften Mal in der Geschichte der Franchise und zum zweiten Mal innerhalb von drei Jahren die begehrteste Eishockeytrophäe der Welt.

„2010 wussten wir gar nicht wirklich, was wir taten. Wir haben tolles Hockey gespielt, waren uns aber gar nicht bewusst, was wir erreicht haben“, so Kapitän Jonathan Toews. „In diesem Jahr hingegen wussten wir genau, was es bedeutet und was für Opfer man bringen muss, um hier zu stehen.“

Kane ist MVP

Bryan Bickell und Dave Bolland avancierten mit ihren Treffern kurz vor Ende zu den Matchwinnern für die Gäste, Bollands Treffer 58,3 Sekunden vor der Schlusssirene war das späteste je erzielte Cup-winning-goal in regulärer Spielzeit.

Dabei hatte Boston nach dem späten Führungstreffer durch Milan Lucic schon wie der sichere Sieger ausgesehen. Am Ende jubelten aber die Gäste und Toews durfte den Stanley Cup in die Höhe stemmen. Patrick Kane wurde daneben noch mit der Conn Smythe Trophy für den Playoff-MVP ausgezeichnet.

„Wenn man mit so vielen Siegen in die Saison startet, wie wir es getan haben, und dazu die Presidents Trophy holt, dann hat man auch den Druck, es bis zum Ende durchzuziehen. Es ist unglaublich, dass wir dieses Spiel noch gedreht haben“, jubelte Kane.



Boston Bruins - Chicago Blackhawks 2:3 (1:0, 0:1, 1:2) - Serie: 2:4

Tore: 1:0 Kelly (8.), 1:1 Toews (25.), 2:1 Lucic (53.), 2:2 Bickell (59.), 2:3 Bolland (60.)

Die Bruins begannen im Gegensatz zu den vorigen Partien der Serie sehr druckvoll und ließen die Blackhawks spüren, dass sie sich nicht kampflos ergeben werden. Nach 3:30 gespielten Minuten standen bereits sechs Checks bei den Gastgebern zu Buche.

Die erste Chance hatten aber die Gäste. Am Ende einer Kombination zwischen Bickell und Toews stand Kane frei, er verzog aber.

Danach waren nur mehr die Bruins gefährlich und so dauerte es auch nicht lange, bis Corey Crawford erstmals hinter sich greifen musste. Etwas mehr als sieben Minuten waren gespielt, als die Linie um Dominic Paille, Tyler Seguin und Chris Kelly einen starken Shift krönte. Letzterer verwertet einen Querpass direkt zur verdienten Führung.

Bruins dominieren erstes Drittel

In weiterer Folge hatte es öfter den Anschein, dass die Bruins einen Mann mehr auf dem Eis haben, die Statistiken nach dem ersten Drittel sprachen Bände. Zwölf zu sechs Torschüsse, 32 zu acht Schussversuche und 17 zu sieben Faceoffs hieß es nach 20 Minuten.

„Wir wussten, dass sie mit allem kommen würden, was sie haben. Wir haben Glück gehabt, dass es nach dem ersten Drittel nur 0:1 gestanden ist, sie hätten locker ein paar Treffer mehr machen können“, war Brent Seabrook bewusst. „Wir haben aber an uns geglaubt, es ist einfach großartig!“

Auch im Mitteldrittel gab Boston zunächst den Ton an, was sich im dritten Powerplay für die Gastgeber niederschlug, Andrew Shaw saß wegen übertriebener Härte draußen.

Patrick Kane erhält die Conn Smythe Trophy

Chicago setzte jetzt alles auf eine Karte und reagierte mit wütenden Angriffen, die jedoch meist geblockt wurden. Wenn doch ein Schuss den Weg aufs Tor fand, war Rask zur Stelle und als die Blackhawks fünf Minuten vor dem Ende eine Powerplay-Möglichkeit sang- und klanglos verstreichen ließen, rechneten wohl nur mehr die optimistischsten Fans mit einem Comeback.

Unglaubliches Finish

Doch genau das startete Chicago. 1:30 Minuten vor dem Ende machte Crawford einem sechsten Feldspieler Platz und dieses Risiko sollte belohnt werden.

„Man weiß nie, was noch passieren wird, deswegen hört man nie auf zu spielen. Wir brauchten nur eine glücklichen Abpraller“, so Toews.

Kane eroberte die Scheibe in der Ecke, Toews kam an den Puck, spielte vors Tor, wo Bickell freistand und 1:16 Minuten vor dem Ende zum Ausgleich traf. Doch damit nicht genug. Die Bruins hatten sich noch gar nicht vom Schock erholt, da war Rask schon wieder geschlagen.

Johnny Oduya hielt von der blauen Linie drauf, Rask parierte, aber Bolland setzte sich gegen Johnny Boychuck durch und verwertete den Rebound, als die Uhr noch 58,3 Sekunden anzeigte.

„Der Puck sprang vor mir auf, ich wusste, dass ich ihn einfach reinmachen muss“, so der Stürmer über das wohl wichtigste Tor seiner Karriere.

Julien ist stolz

„Ich bin stolz auf die Mannschaft. Es hat einfach nicht sein sollen, sie dürfen die Köpfe jetzt nicht hängen lassen, sie haben in dieser Saison Unglaubliches geleistet“, versuchte Bostons Coach Claude Julien sein Team zu trösten.

Das letzte Wort des Abends gebührte aber Blackhawks-Kapitän Toews: „Wir haben viel gemeinsam durchgemacht, die Saison so zu beenden, ist traumhaft!“

Kalte Dusche durch Toews

Wie in den beiden Überzahl-Situationen zuvor gelang aber auch diesmal trotz einiger Chancen kein Tor, im Gegenteil, die Bruins mussten sogar den Ausgleich hinnehmen. Toews gewann das Bully im Mitteldrittel, schob die Scheibe an Chara vorbei und bezwang Tuukka Rask mit einem Schlenzer zwischen die Schoner.

Gleich darauf leisteten sich die Blackhawks in der Person von Brent Seabrook die nächste Zwei-Minuten-Strafe, diesmal brachten die Bruins aber sichtlich geschockt vom Ausgleich nichts zustande.

Das Spiel stand von nun an auf Messers Schneide, Chicago hatte sich zurückgekämpft, Boston war nicht mehr so dominant.

Auch im Schlussabschnitt änderte sich erst nicht viel am Spielgeschehen, Paille vergab die erste große Möglichkeit, als er nach pass von Seguin versuchte, Crawford zu überspielen. Der Keeper war aber rechtzeitig mit den Pads zur Stelle.

Lucic lässt Boston jubeln

In der 53. Minute explodierte der TD Garden dann förmlich, als Milan Lucic ausgerechnet nach einem Patzer des sonst tadellosen Crawford für die neuerliche Führung der Bruins sorgte.

Der Goalie versuchte die Scheibe hinter dem Tor weg zu schlenzen, doch der Puck blieb hängen und kam zurück zu David Krejci. Sein Pass vor das Gehäuse fiel Lucic genau auf die Schaufel und dieser ließ Crawford aus nächster Nähe keine Chance.