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"Mein Traum ist, Stanley Cup nach Villach zu bringen!"

Es war ohne Zweifel die Saison des Michael Grabner. Ein Highlight folgte dem nächsten, der Villacher avancierte zur Entdeckung der National Hockey League.

Einladung zum Allstar Weekend, Krönung als „Fastest Skater“, Nominierung für den „Rookie of the Year“, Award-Show in Las Vegas – nach sieben Lehrjahren in Nordamerika legte der Right Wing seine Meister-Prüfung auf der weltgrößten Eishockey-Bühne ab.

Die New York Islanders belohnten 52 Scorerpunkte mit der Vertrags-Verlängerung – im Engagement bis 2016 natürlich inbegriffen, eine saftige Gehaltserhöhung. Drei Millionen Dollar Jahressalär ziehen jedoch gewissen Druck nach sich. Künftig wird die Performance besonders kritisch betrachtet.

Für den seit Mittwoch 24-Jährigen, der Sonntag um 2:00 Uhr MEZ gegen Kurzzeit-Arbeitgeber Florida Panthers in Jahr eins nach dem Durchbruch startet, bedeutet die Erwartungshaltung ein Privileg. Warum dem so ist, erklärt Grabner bei LAOLA1.

LAOLA1: Michael, die Saison 2010/11 war eine durchschlagende. Kannst du deinen Erfolg nochmals Revue passieren lassen?

Michael Grabner: Am Anfang war es wieder etwas wackelig. Ich fühlte mich gut, aber es wollte bei den Panthers (Anm.: Ausbootung auf die Waiver List) nicht klappen. Du kannst dir nicht sicher sein, wie viele Chancen du erhältst. Bei den Islanders hat es endlich geklappt. Die Spieler haben mich aufgenommen wie in einer Familie. Der damalige Coach, Scott Gordon, hat mir sehr geholfen. Ebenso Nachfolger Jack Capuano. Dennoch war es nur ein Jahr. Ich muss beweisen, dass ich nochmals solche Leistungen bringen kann. Ein realistisches Ziel ist, auf 30 Tore zu kommen.

LAOLA1: Die Transferaktivitäten der „Isles“ beschränkten sich in der Free Agency auf Routine (Die Vorschau der Atlantic Division). Brian Rolston (38 Jahre), Steve Staios (38) und Marty Reasoner (34) bessern den hochveranlagten Kern auf. Wer mit Transfer-Bomben spekulierte, wurde enttäuscht. Was hältst du von diesem Vorgehen?

Grabner: Wir haben eine junge Truppe. In der Offensive waren viele Plätze bereits besetzt und hinten haben wir ebenfalls einige Talente, die im Vorjahr sehr gut spielten. Wir müssen auf der letzten Saison aufbauen und den nächsten Schritt machen. Die ganze Mannschaft durchzumischen, bringt dich nicht weiter. Wir haben einige Spieler, die persönliche Rekorde aufgestellt haben. Wenn sie sich neuerlich steigern, sehe ich keinen Grund, warum wir die Playoffs nicht erreichen sollten.

LAOLA1: Die Weichen in eine glorreiche Zukunft wurden gestellt. Nach Abschluss der Saison wurdest du mit einem Fünfjahres-Vertrag ausgestattet, vor kurzem unterzeichnete John Tavares, das „Gesicht der Franchise“, für weitere sechs Saisonen. Welchen Stellenwert hat diese Personalie?

Grabner: Er ist 21 Jahre alt, hat 67 Scorerpunkte gemacht und ist zudem ein harter Arbeiter auf dem Eis sowie im Fitness-Studio. Er ist ein Star, wird aber noch ein viel größerer. Wenn er demnächst rund 30 oder 40 Tore schießt und 90 Zähler erzielt wie beispielsweise Steven Stamkos (Anm.: Tampa Bay Lightning), wird noch mehr über ihn gesprochen.

LAOLA1: Ihr beide seid die Aushängeschilder der Islanders, spürt ihr die große Verantwortung auf euren jungen Schultern? Und wie geht ihr damit um?

Grabner: Er ist ein ruhigerer Typ, kommt aber immer mehr aus sich heraus. Ich selbst halte mich in der Kabine eher im Hintergrund, wir haben andere Spieler, die dort das Wort ergreifen. Mit Doug Weight sowie Zenon Konopka haben uns zwei Cracks verlassen. Allerdings reden Mark Streit (Anm.: Weights Nachfolger als Kapitän), Kyle Okposo oder Andrew MacDonald ebenfalls viel.

Michael Grabner möchte erneut durch die gegnerischen Abwehrreihen wirbeln

LAOLA1: Division-Kontrahent Philadelphia sorgte in der Off-Season für Schlagzeilen. Einem radikalen Umbruch fielen unter anderem die Superstar Mike Richards und Jeff Carter zum Opfer. Stattdessen lotste man Jaromir Jagr, eine lebende Legende, zurück in die NHL. Welchen Effekt hat die Umstrukturierung im Roster, auch bezüglich Landsmann Andreas Nödl?

Grabner: Jagr ist einer der besten Stürmer, die jemals in der NHL waren. Er kann Eishockey spielen und wird es auch immer können, egal wie alt er ist. Selbst wenn er langsamer ist als zu seinen besten Zeiten, wird er Philadelphia im Powerplay mit Routine und ruhiger Hand helfen. Außerdem stehen junge Spieler im Kader, wie Claude Giroux oder James van Riemsdyk, welche in diese Rolle wachsen sollen. Für Nödl wird sich wenig ändern. Er ist ein anderer Typ mit völlig unterschiedlichen Aufgaben zu Carter oder Richards.

LAOLA1: Der dritte Österreicher im Bunde, Thomas Vanek, bekam ebenfalls neue Mitspieler. Zählt Buffalo zu den heißen Anwärtern auf den Stanley Cup?

Grabner: Die Sabres haben groß aufgerüstet. Mit Ryan Miller verfügen sie über einen der weltbesten Goalies, mit Christian Ehrhoff, Robyn Regehr und Ville Leino, ein Left Wing mit guten Qualitäten, sind sie jedenfalls eine bessere Mannschaft als im Vorjahr.

LAOLA1: Wo hatten die New York Islanders am meisten Handlungsbedarf?

Grabner: Vergangene Saison fehlte uns die Gesundheit, das war unser größtes Problem. Streit, unser bester Verteidiger, absolvierte kein einziges Spiel. Kyle Okposo konnte nur 38 Mal auflaufen. Zudem kamen sechs Torhüter zum Einsatz. Weniger Verletzungs-Pech würde uns schon enorm helfen.

LAOLA1: Auf dich persönlich wartet eine schwierige Phase. Die Erwartungen schnellten in die Höhe, es gilt deine 52 Punkte zu bestätigen. Wie kommst du mit dem Druck des „Go-to-Guys“ zurecht?

Grabner: Wir haben eine Vielzahl an Talenten, da gibt es einige, die in solchen Situationen eingesetzt werden. Ich könnte sechs Stürmer aufzählen, welche das Zeug dazu haben. Es ist gut, wenn der Druck auf mehrere Spieler verteilt ist.

LAOLA1: Andersrum gefragt: Stellt diese Erwartungshaltung nicht sogar ein Privileg dar?

Grabner: Genau, auf das arbeitet man hin. Wenn wir hinten sind und nur wenige Minuten zu spielen haben, hoffe ich auf Eiszeit und probiere das Produkt abzuliefern (lacht). Nödl wird zum Beispiel eingesetzt, wenn die Flyers vorne sind, um Tore zu verhindern. Jeder versucht seine Rolle zu erfüllen.

LAOLA1: Von Goalgettern, wie du es bist, erwarten Fans besondere Dinge. Wie geht man eigentlich mit einer Ladehemmung um?

Grabner: Es kommt immer darauf an, was auf dem Eis passiert. Ich erzielte acht Spiele lang kein Tor, da blickst du zurück und suchst bei der Video-Analyse nach Fehlern. Aber ich hatte meistens drei, vier Chancen, daher wollte ich nicht viel umstellen. Du hältst einfach oft den Schläger zu verkrampft. Das Wichtigste ist weiter zu arbeiten und im Kopf positiv zu bleiben. Wenn ein Schuss reingeht, läuft es auch wieder.

LAOLA1: Eine maßgebliche Qualität ist die Konstanz der „Produktion“. Wie hält man diese über eine lange Zeitspanne aufrecht?

Grabner: Konstanz ist für mich, Chancen zu erarbeiten. Wenn ich zwei Mal alleine auf den Torhüter zu fahre und keinen Treffer erziele, ärgere ich mich. Aber ich muss nicht mein Spiel umstellen, da ich zu den Möglichkeiten gekommen bin. Wenn du nicht erfolgreich bist und keine Chancen hast, musst du schauen, was falsch läuft.

LAOLA1: Euer Auftakt-Match steigt am 9. Oktober gegen Ex-Klub Florida. Welche konkreten Saison-Ziele verfolgen die Islanders? Und welche Ansprüche richtest du an deine Person?

Grabner: Das Ziel ist dem Team zu helfen. Wir spielen 82 Grunddurchgangs-Partien, um danach in den Playoffs zu stehen. Wenn du diese Phase zu Hause vor dem Fernseher anschauen musst, dann ist das eine Enttäuschung. Es ist, als ob du ein Jahr lang in die Schule gehst und sechs Fleck nach Hause bringst. Mein Traum ist den Stanley Cup nach Villach zu bringen. Hoffentlich gelingt uns das in den nächsten Jahren.

LAOLA1: Hältst du dies für realistisch?

Grabner: Die Islanders haben den Stanley Cup vier Mal in Folge gewonnen, die Organisation will den Titel. Der letzte Erfolg war im Jahr 1983. Das Ziel von Mannschaft, Manager und Besitzer ist den Cup zurückzuholen.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis