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"Ich würde es ihnen vergönnen - vor allem Quick!"

Donnerstag, zwei Uhr früh: Michael Grabner macht die Nacht zum Tag.

Wenn im Prudential Center zu New Jersey das erste Bully erfolgt, macht es sich der Villacher gespannt vor seiner Mattscheibe bequem.

Der Showdown um den Stanley Cup zieht Eishockey-Liebhaber in seinen Bann. Davon ist Österreichs NHL-Export selbstverständlich nicht ausgenommen.

Trotz Heimataufenthalt und Zeitverschiebung lässt sich Grabner dieses Spektakel zwischen den Devils und L.A. Kings nicht entgehen.

„Für mich ist es Motivation für die kommende Saison. Dort möchte ich auflaufen, irgendwann die Trophäe in Händen halten. Der Gedanke treibt mich an."

Noch bis Ende Juli weilt der Islanders-Angreifer in Villach, ein Kurz-Trip nach Kroatien inklusive. Zuvor verrät der 24-Jährige im LAOLA1-Talk seinen Favoriten im Kampf um „Lord Stanley“.

LAOLA1: Michael, Ende letzten Jahres hast du deine Verlobung bekannt gegeben. Wann ist es denn soweit?

Grabner: Möglicherweise nächsten Sommer. Wir müssen uns noch Gedanken darüber machen, wie und wo die Hochzeit stattfinden wird. Heathers Familie lebt in Nordamerika, meine in Villach. Somit wird es dauern. Nach sieben Jahren Beziehung war es überfällig (lacht).

LAOLA1: Sohnemann Aidan-Johan ist ebenfalls wohlauf, davon konnten sich zuletzt die Follower auf Twitter überzeugen. Gemeinsam habt ihr per Video für John Tavares auf dem NHL-Cover 2013 geworben.

Grabner: Er läuft fest herum, reden kann er noch nicht. Außer ein paar Wörter wie Mama und Papa. Bei den Sachen ist er mit Enthusiasmus dabei. Ich wurde von den Islanders gefragt, ob ich für John werben kann. Die Fans können nämlich voten, wer beim 2013er Spiel lächelt. Wir Spieler setzen uns für ihn ein.

LAOLA1: Du weißt stets mit witzigen Aktionen zu überraschen. Mit wem brütest du diese Ideen aus?

Grabner: Vieles kommt von mir. Wenn ich weder Spiel noch Training habe, ist mir meist ziemlich langweilig. Da habe ich viel Zeit nachzudenken (lacht). Ich bin, was solche Geschichten betrifft, viel lockerer als andere. Es macht mir Spaß und es kommt bei Anhängern gut an. Ich erhalte fast ausschließlich positives Feedback.

LAOLA1: Inwiefern ist das auch eine Art Freundschaftsdienst für Tavares?

Grabner: Er mag derartige Aktionen nicht so gern. Er ist ein ruhigerer Typ, der nur Eishockey spielen möchte. Was das betrifft, ist er fast schüchtern. Deshalb machte er keine Videos. Die Fans sollen für ihn voten, wenn sie das wollen. Er steht ungern im Mittelpunkt, gibt selten Interviews. Mit seinen 21 Jahren will er den Sport einfach genießen. Nachdem er einer meiner besten Freunde im Team ist, helfe ich ihm auf das Cover (lacht).

LAOLA1: So groß ist die Abneigung gegen die Rangers?

Grabner: Es ist mit der Rivalität zwischen VSV und KAC vergleichbar. Ein Villacher möchte auf keinen Fall, die die Klagenfurter siegen sehen. Ich kenne bei den Rangers keinen persönlich, bin mit niemandem befreundet. Hätten sie den Cup geholt, wäre es die ganze Saison in den Medien zu lesen gewesen. Dann hätten wir noch mehr Druck. Man wird ständig verglichen. Beide sind aus New York, da hegt man Abneigung gegeneinander.

LAOLA1: Was fehlt deinen New York Islanders, um demnächst mit dem Erzfeind gleichzuziehen?

Grabner: Wir blieben unter unseren Erwartungen, konnten nicht so spielen, wie gedacht. Zeitweise lieferten wir sehr gute Leistungen, konnten mit den besten Teams mithalten. Leider fehlte uns einmal mehr Konstanz, um dies über Monate abzurufen. Zwei guten folgten meist vier schlechte Partien. Das reicht in der Liga nicht. Ich freue mich auf nächste Saison. Jeder ist ein Jahr reifer, lernte dazu. Im Finale hoffe ich jetzt auf die Kings. Nachdem die Lakers ausgeschieden sind, wäre alles angerichtet. Ich würde es ihnen vergönnen. Vor allem Quick, den ich persönlich kenne, da er Matt Moulsons Schwager ist.

LAOLA1: Was zeichnet den 26-jährigen „Hexer“ aus?

Grabner: Er ist ein ehrgeiziger Spieler mit einem anderen Stil. Er deckt unten stark ab, kämpft immer um die bestmögliche Sicht auf die Scheibe. Durch die Athletik hat er die Chance, trotz tiefer Position blitzschnell zu reagieren. Er gibt nie auf. Glaubst du ein leeres Tor zu haben, täuschst du dich. Er probiert den Puck zu holen, auch wenn man denkt, er sei chancenlos. Ein Spieler mit enormem Kampfgeist.

LAOLA1: In der Postseason wussten die Schlussmänner zu brillieren. Quick, Martin Brodeur (Devils), Henrik Lundqvist (Rangers) oder Mike Smith (Coyotes) – wer ist der Beste?

Grabner: Der Beste? Schwer zu sagen! Brodeur hält seit Jahren auf höchstem Niveau - eine wahre Legende. Ihn kann man nicht vergleichen. Auch andere Tormänner wie Pekka Rinne oder Tim Thomas, die nicht mehr vertreten sind, gehören zur Kategorie eines Lundqvists oder Quick. Sie werden jede Saison besser, schneller und größer. Es wird immer schwerer zu treffen. So ist die Evolution im Eishockey.

LAOLA1: Welches Gefühl kommt hoch, wenn du auf einen Ausnahme-Athleten á la Brodeur läufst? Respekt oder gar Ehrfurcht?

Grabner: Am Eis passiert alles so schnell. Ich denke nicht darüber nach, wer im Tor steht. Wenn ich hinunter fahre, versuche ich nur den Puck im Netz unterzubringen. Sobald das Spiel läuft bin ich voll Adrenalin, hoch konzentriert. Da ist komplett egal, wer am anderen Ende wartet. Dennoch habe ich wie jeder, Goalies, gegen die ich mehr Glück habe. Zum Beispiel Brodeur, Lundqvist hingegen konnte ich erst einmal bezwingen.

LAOLA1: Wer macht im Finale den Unterschied – Brodeur oder Quick? Dein Tipp für „Lord Stanley“?

Grabner: Los Angeles - in sechs Spielen gegen New Jersey! Sie sind vorbestimmt, kamen aus dem Nichts von Platz acht und warfen die Top-Drei der Western Conference aus den Playoffs. Es sieht danach aus, als ob der erste Cup Realität werden würde.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis

LAOLA1: Wie sehnsüchtig blickst du eigentlich dieses Tage nach Übersee? Stichwort Playoffs.

Grabner: Ich informiere mich jeden Morgen über Ergebnisse, schaue mir die Highlights an. Am Wochenende, beginnen die Spiele früher, da konnte ich mir das ein oder andere ansehen. Sonst sind die Begegnungen um zwei Uhr nachts. Nachdem ich im Normalfall um halb Neun trainiere, würde wenig Schlaf bleiben. Ab sofort ist es Pflicht. Für mich ist das eine Motivation für kommende Saison. Dort möchte ich auflaufen, irgendwann den Stanley Cup in Händen halten. Dieser Gedanke treibt mich beim Training an.

LAOLA1: Überraschungen prägten die Playoffs: Was hättest du zu Saisonbeginn über die Endspiel-Teilnahme der L.A. Kings gesagt?

Grabner: Eigentlich sind die Kings gerade eben in die Playoffs gerutscht, obwohl sie über sehr gute Spieler verfügen. Dustin Brown, Jeff Carter, Mike Richards, Drew Doughty oder Jonathan Quick - in der Postseason fanden sie zusammen. Die Chemie stimmt. Sie spielen unglaublich, erarbeiten sich Chancen. Überrascht bin ich nicht. Der große Trade, als Carter aus Columbus kam, brachte frischen Wind.

LAOLA1: Los Angeles – nicht gerade bekannt als Eishockey-Metropole. Welches Standing hat die NHL dort?

Grabner: Das Staples Center ist immer gut besucht. 2010 traf ich mit Vancouver in den Playoffs auf die Kings. Die Halle war restlos ausverkauft, eine unglaubliche Stimmung. Klarerweise hört man seit dem Final-Einzug nur Gutes. L.A. ist eine Stadt mit riesigem Einzugs-Gebiet. Viele Prominente leben dort. David Beckham, Kobe Bryant oder etliche Schauspieler waren in den Playoffs regelmäßig Zuseher. So etwas ist für Sport und Medieninteresse optimal. Los Angeles gegen New York wäre ein würdiges Matchup gewesen. Trotzdem hoffte ich auf New Jersey, mit Erfolg (lacht).