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Devils: Der Kampf gegen die Serie

Devils: Der Kampf gegen die Serie

Die Devils leben noch! Ihnen bleibt die Blamage eines „Sweeps“ im Stanley-Cup-Finale erspart.

Doch nach dem Spiel ist bekanntlich vor dem Spiel – oder nach dem Pflichtsieg vor dem Pflichtsieg.

Im heimischen Prudential Center steht New Jersey abermals unter Erfolgszwang. „Es ist klischeehaft, aber ich glaube, wenn wir gewinnen, würde sich die Serie wenden“, spielt Head Coach Peter DeBoer auf das vielzitierte Momentum an.

Vor 70 Jahren gelang es einer Franchise letztmals nach 0:3-Rückstand den Titel zu erobern. Die Devils wollen Toronto folgen, das beinahe historische Comeback gegen die Kings realisieren.

Goalie Martin Brodeur weiß: „Wir sind froh, einen weiteren Tag zu leben. Los Angeles wird nicht sehr happy sein, auswärts nochmals antreten zu müssen.“ Wobei?

Zehn Begegnungen währt der „königliche“ Auswärts-Rekord nun schon, dieser soll seinen Höhepunkt erreichen: „Wir kennen Schwächen und Stärken, sind voll fokussiert“, gibt Anze Kopitar zu verstehen.

Was sich im fünften Showdown ändern muss, weiß LAOLA1. Die fünf Erkenntnisse:

  • Die Angst vor dem größten Triumph:

Das Staples Center platzte aus den Nähten, die Straßen waren ausgestorben. Los Angeles befand sich im Ausnahmezustand. Nicht aufgrund der NBA-Finals oder einer Filmpremiere. Nein, Prominente und „Normalos“ fieberten dem ersten NHL-Titel entgegen. Die Mega-Party wurde jedoch vertagt.

„Das ist eine Lehrstunde - für Medien und Fans“, meint Dustin Penner nach der 1:3-Niederlage. Im 46. Jahr des Bestehens könnte sich die Franchise erstmals auf dem „Holy Grail“ verewigen. Jeder war vor Spiel vier überzeugt, dass dies per Durchmarsch geschehen würde. Doch nun gilt es sich zu sammeln, den öffentlichen Druck beiseite zu schieben.

Darryl Sutter, Head Coach der Kings, betont: „Wir haben einige junge Spieler, die so etwas auch noch nie erlebten.“ Eine gesunde Portion Nervosität vor der Krönung einer Saison, ja sogar einer Laufbahn, ist nicht zu bestreiten. Dass so kurz davor Torschlusspanik aufkommen könnte, hält Dustin Brown für unwahrscheinlich.

„Natürlich ist es frustrierend, nicht vor eigenem Publikum zu jubeln. Wir werden trotzdem nach New Jersey fahren und selbstbewusst auftreten“, so Dustin Brown: „Hoffentlich kehren wir mit dem Cup heim.“

Kovalchuk meldet sich mit einem Tor zurück
  • Die „Big Guys“ melden sich zurück:

Der Bann ist gebrochen – damit spekulieren die „Berufsoptimisten“ aus New Jersey. 20 Sekunden vor der Schluss-Sirene erzielte Ilya Kovalchuk sein Premieren-Tor der Finalserie. War der Superstar bisher völlig unsichtbar, meldete er sich rechtzeitig zurück. „Es ist wichtig für einen Stürmer, selbst wenn es nur ein Empty-Netter war“, bestärkt Zach Parise, der seit nunmehr fünf Spielen punktelos ist.

Neben Topscorer „Kovy“ gaben Adam Henrique und Patrik Elias ein Lebenszeichen. Beide blieben vier Mal ohne Treffer. Letzterer, seines Zeichens zweitbester Devils-Stürmer der Regular Season (78), hält in den Playoffs bei einer bescheidenen Ausbeute von acht Zählern.

Zum wiederholten Male brachte Henrique die Devils auf Kurs. Bis zum Endspiel steuerte er elf Punkte bei, zwei seiner drei Tore waren spielentscheidend, das vierte ebenfalls. 4:31 Minuten vor dem Ende schickte sich der 22-jährige Playoff-Neuling an, das so bedeutende 2:1 zu erzielen.

Henrique gibt sich im Vorfeld von Spiel fünf kämpferisch: „Wir haben das Personal in der Kabine, um das Comeback fortzuführen.“ Dafür sollten sich die „Big Guys“ samstags profilieren.

  • Spiel vier ist nichts für die Kings:

„Nicht immer gelingt ein 'Sweep'. Man kann nicht jedes Spiel gewinnen. Wenn die Kontrahenten mit dem Rücken zur Wand stehen, zeigen sie ihren wahren Charakter.“ Justin Williams, Kings-Right-Wing, muss neidlos anerkennen: „Sie kämpften, spielten großartig. Wir konnten nichts entgegen setzen.“

  • Er ist doch verwundbar:

„Wir können ihm Tore schießen. Nicht viele, aber es reicht, um zu gewinnen“ – für Brodeur die wichtigste Erkenntnis. Mit „ihm“ ist sein Gegenüber Jonathan Quick gemeint. Jener Torhüter, der mit drei Pleiten in 18 Postseason-Begegnungen und 94,8 Saves-Percentage fast Übermenschliches leistet.

„Ich hoffe, dass unsere Jungs ihr Vertrauen wiederentdeckt haben. Zu Hause sind wir offensiv immer etwas besser“, ergänzt der alternde Superstar zwischen den Pfosten. Mittwochnacht erteilte jedoch der 40-Jährige seinem „aufmüpfigen“ Konkurrenten eine Lehrstunde.

„Meine Vorderleute arbeiteten derart hart. Das Einzige, was ich tun konnte, war ihnen eine Chance zu geben, das Spiel zu gewinnen“, möchte Brodeur die 22 Saves nicht überbewerten. Nichtsdestoweniger verlieh er seinen Vorderleuten einen psychologischen Pluspunkt: „Wenn ich Pucks halte, kümmert es mich nicht, ob ich das gegnerische Team damit mental beeinflusse.“

Allzu gerne würde der Altmeister seine womöglich letzte Saison mit dem vierten Titel beschließen. Es wäre die Sahnehaube einer Karriere der Superlative. Zuerst muss er das Generationenduell noch drei Mal für sich entschieden. Unbezwingbar ist Quick jedenfalls nicht.

Zum Playoff-Auftakt ging das vierte Aufeinandertreffen mit Vancouver verloren, selbiges wiederholte sich im Conference-Finale in Phoenix. Und schließlich gegen New Jersey. „Sie waren hungriger, warfen alles in die Waagschale“, begründet Penner. Die gastgebenden Mannen ließen die letzte Konsequenz vermissen, wirkten etwas gehemmt.

Ob manch einer mit den Gedanken beim folgenden Feier-Marathon war, kann der 29-Jährige nicht so recht einschätzen. „Ich bin kein Doktor. Vielleicht war es im Unterbewusstsein. Natürlich hatten wir Schmetterlinge im Bauch, das ist jedoch nur menschlich.“

Dem Gesetz der Serie zufolge sollte dies kein Kopfzerbrechen bereiten. Nach dem verflixten Spiel vier brachte man den Aufstieg stets in trockene Tücher. Gelingt das Kunststück erneut, wäre man am Ziel aller Träume angelangt.

  • Rückkehrer beflügeln die „Teufel“:

Henrik Tallinder und Petr Sykora – zwei Akteure, welche Stabilität in das Devils-Lineup brachten. „Sie gaben uns neue Energie“, verdeutlicht Mastermind DeBoer. Besonders Tallinder schien die Defensive zu stärken, obwohl ihn ein Blutgerinnsel im Bein seit 17. Januar außer Gefecht setzte. Bedenken, ob der Defender fit genug für solch enorme Belastungen sei, plagten den Eishockey-Lehrer.

Dementsprechend erleichtert war DeBoer danach: „Natürlich stellt man sich die Frage, wie sie in das Spiel und ihr Timing finden. Doch sie hatten keinen Zweifel, genauso agierten sie auf dem Eis.“ 1.774 Begegnungen absolvierte das Duo gemeinsam. Diese geballte Routine machte sich bezahlt, auch auf dem Scoreboard.

Die „unscheinbare“ Linie um Patrik Elias nahm mitunter durch Sykora endlich Schwung auf, bescherte den Devils erstmals im Finalverlauf eine Führung. Der Dritte im Offensivverbund, Travis Zajac, betont: „Er weiß, wo er uns unterstützen kann. Man hatte den Eindruck, er hätte nie gefehlt.“

Zach Parise verdeutlicht deren Stellenwert: „Wir glauben daran, was sie sagen.“ Am Samstag müssen die Devils an den Pflichtsieg glauben. Oder der Stanley Cup geht nach Los Angeles.

Christoph Köckeis