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Ryan Smyth: Häuptling unter Gretzky-Nachfolgern

Ryan Smyth: Häuptling unter Gretzky-Nachfolgern

Ryan Smyth ist der Häuptling bei den Edmonton Oilers. Der 35-Jährige soll die „junge Garde“ führen, und das gelingt äußerst erfolgreich.

Denn das Schlusslicht des Vorjahres lacht nach elf Spieltagen auf die Konkurrenz herab. Ein Zufall? Keineswegs!

Die Scouting-Abteilung des fünffachen Stanley-Cup-Champions legte in der Vergangenheit den Grundstein für eine glorreiche Zukunft.

Gleich zwei First-Overall-Picks der letzten Draft-Jahrgänge finden sich in den Reihen der Oilers wieder. Taylor Hall (2010) und Ryan Nugent-Hopkins (2011) konnten bereits eindrucksvoll unter Beweis stellen, dass sie die kommenden „Gesichter der Franchise“ sind.

Also auch die legitimen Nachfolger für Eishockey-Legende Wayne „The Great One“ Gretzky, der mit Edmonton vier NHL-Titel bejubeln durfte.

„Aufregung, Energie und Kreativität sind ansteckend“

Nach dem siebenten Saison-Sieg im Spiel gegen die St. Louis Blues (4:2) resümiert Smyth zufrieden: „Derzeit macht es unglaublich Spaß für das Team zu spielen." Der drittälteste Crack im Roster – nur Goalie Nikolai Khabibulin (38) und Defender Andy Sutton (36) sind länger im Profi-Geschäft – scheint heuer nochmals zum Höhenflug anzusetzen.

Inspirierend wirken dabei die hochveranlagten Juwelen. „Die Aufregung, Energie und Kreativität, welche die Kids mitbringen, ist ansteckend. Das Momentum ist auf unserer Seite, wir wollen diesen Erfolgslauf fortsetzen.“ Nach seinem Doppelpack in der Nacht auf Sonntag hält der Left Wing bereits bei fünf Treffern und ebenso vielen Assists.

Lediglich Nugent-Hopkins überflügelt Smyth um einen Punkt in der Scorerliste. Der 18-jährige Rookie bildet gemeinsam mit Vorgänger Hall (9 Zähler) und Jordan Eberle (10) ein schlagkräftiges Trio.

Nummer-eins-Picks überzeugen

„Er hält bei einem Punkt pro Spiel und fünf Toren. Er wurde zum Team geholt, um in der Offensive zu produzieren, das macht er. Ich habe gesagt, wenn Ryan sein Potenzial abrufen kann, wird er Leistung bringen“, lobt der erst 21 Lenze zählende Eberle, welcher selbst mit zuletzt 43 Punkten einen hervorragenden NHL-Einstand feierte.

Anfängliche Bedenken, ob Nugent-Hopkins überhaupt in der weltbesten Liga bestehen könne, wusste der Kanadier schnell aus der Welt zu schaffen. Beim dritten Einsatz gegen Stanley-Cup-Finalist Vancouver verbuchte der etwas schmächtig wirkende Center sogar den ersten Karriere-Hattrick.

„Er ist ein NHL-Kaliber“, ist Eberle von den Vorzügen seines Linienkollegens überzeugt. Mit der "Reife" einer Saison sollen er und der 19-jährige Hall eine Hauptrolle im Angriff spielen. Das Letzterer dazu imstande ist, demonstrierte er im Vorjahr.

Jordan Eberle und Ryan Nugent-Hopkins blicken zu Leader Ryan Smyth auf

Mischung im Team scheint zu stimmen

Die Nummer eins des Draft 2010 wurde den Vorschusslorbeeren vollends gerecht, dank 42 Zählern in 65 Partien war er sogar auf „Calder Trophy“-Kurs. Allerdings wurde die auszeichnungswürdige Debüt-Spielzeit durch seinen ersten NHL-Fight jäh gestoppt.

Nach überstandener Knöchelverletzung schließt Hall dort an, wo er Anfang März aufgehört hat. Der kurzweilig unterbrochene Aufstieg findet die Fortsetzung, die blutjunge Parade-Linie produziert auf höchstem Niveau.

Zweitlinien-Forward Ryan Jones erklärt den überragenden Saisonstart wie folgt: „Ich weiß nicht, wer außerhalb der Kabine die Tabellenführung erwartete. Der Mannschaft war aber bewusst, dass heuer einiges möglich ist. Wir haben großartige Charaktere, unglaubliches Talent und Führungsqualitäten.“

Rückholaktion mit Nachhaltigkeit

Für die nötige Erfahrung im Offensiv-Verbund zeichnet sich insbesondere Smyth verantwortlich. Fünf Jahre nach seinem emotionalen Abschied im Jahr 2007 kehrte er im Sommer zurück nach Edmonton. Eine Rückholaktion mit nachhaltiger Wirkung.

„Ryan ist ein Oiler. Ich bin stolz darauf, dass es ihm derart viel bedeutet, für das Team zu spielen. Auf dem Eis versucht er den Weg vorzugeben, die richtigen Sachen zu machen und auch zu sagen“, kennt Head Coach Tom Renney dessen Bedeutung.

Vergangene Spielzeit fehlte dem traditionsreichen Klub häufig Abgeklärtheit in entscheidenden Phasen. Dieses Manko versuchte die sportliche Leitung in der Off-Season zu beheben.

„Er opfert sich für die Franchise auf“

Neben Smyth verpflichtete man mit Andy Sutton (36 Jahre), Darcy Hordichuk (31) sowie Eric Belanger (33) drei weitere Ü30-Cracks.

Zwar zählen all jene nicht zur Riege der Superstar, dennoch verleihen sie dem Aufgebot die für einen 82 Spiele währenden Grunddurchgang unentbehrliche Breite. Barret Jackman, Defender der St. Louis Blues, bestätigt: „Sie sind nicht von einer Linie abhängig, sondern haben drei solide Sturm-Reihen.“

In den kommenden zwei Wochen steht der Oilers-Feldzug auf dem Prüfstand, denn es warten gleich sechs Auftritte in der Fremde. Die Konstanz der jungen Garde wird zeigen, wo die Reise hingeht. Häuptling Smyth soll Nugent-Hopkins und Co. jedenfalls auf die Zukunft vorbereiten, so Chef-Betreuer Renney.

„Er opfert sich für die Franchise auf. Du brauchst Routiniers, die den Talenten verdeutlichen, was es bedeutet um den Stanley Cup zu spielen“.

Christoph Köckeis