news

Pittsburgh rüstet für den Stanley Cup auf

Pittsburgh rüstet für den Stanley Cup auf

Sie haben alle nur ein Ziel – den Stanley Cup.

Um die 20 Kilogramm schwere und 90 Zentimeter hohe Trophäe in die Höhe stemmen zu können, würde ein Eishockey Spieler wohl fast alles tun.

Morrow, Murray und Iginla

Diesen Umstand machten sich die Pittsburgh Penguins zunutze und verstärkten eine Woche vor Ende der Trade Deadline ihre ohnehin schon starke Mannschaft dermaßen, dass sie nun wohl endgültig zum heißesten Anwärter auf den Cup gelten.

Erst sicherte sich die Franchise aus Pennsylvania die Dienste von Dallas-Stars-Kapitän Brenden Morrow, dann verstärkte man die Defense mit Douglas Murray von den San Jose Sharks und zu guter Letzt verpflichtete General Manager Ray Shero mit Calgarys Spielführer Jarome Iginla den begehrtesten Crack, der für einen Trade verfügbar war.

Der 35-jährige Stürmer verbuchte seit seinem NHL-Debüt 1996 in 1.272 NHL-Einsätzen 1.144 Punkte, 2002 sicherte er sich die Art Ross Trophy für den besten Scorer im Grunddurchgang. Zusätzlich gewann er mit Kanada die Goldmedaille bei der Weltmeisterschaft 1997 und bei den Olympischen Spielen 2002 und 2010.

Tausch Jugend gegen Erfahrung

Neben der immensen Erfahrung von insgesamt 2.693 NHL-Einsätzen eint die drei vor allem Eines: Sie haben in der besten Eishockey Liga der Welt bislang nur für ein Team gespielt. In einer Zeit, in der sogenannte Franchise-Player immer seltener werden, ein erwähnenswerter Faktor. Warum also der plötzliche Sinneswandel?

Die Klublegenden selbst machen keinen Hehl daraus, warum sie sich nach so vielen Jahren bei einer Mannschaft zu einem Wechsel entschlossen. Morrow brachte es kurz und schmerzlos in einem Satz auf den Punkt: „Ich habe mich für Pittsburgh entschieden, weil sie ein gute Chancen haben, den Cup zu gewinnen.“

Etwas diplomatischer drückte sich Murray, der mit seinen 1,91 Metern Körpergröße und einem Gewicht von 106 Kilogramm vor allem das physische Spiel ankurbeln soll, aus. „Ich verlasse die Sharks mit einem leeren Gefühl, weil wir es hier nicht geschafft haben. Aber es ist extrem aufregend nach Pittsburgh zu wechseln und die Chance zu haben, den Stanley Cup zu holen“, wird er im „San Jose Mercury“ zitiert.

Auch Iginla fällt in den Chor mit ein: „Es ist hart, Calgary zu verlassen, aber ich bin begeistert von der Möglichkeit, bei den Penguins etwas zu erreichen.“

Sheros Freude ist nicht zu übersehen
Es gibt nichts umsonst

Umsonst waren die Deals für Pittsburgh natürlich nicht, Manager Shero ließ sich die Neuzugänge einiges kosten. Zwar schwächten die Penguins ihren aktuellen Kader nicht, dafür tauschten sie Jugend und Zukunft gegen Erfahrung und Klasse.

Für Morrow ließen die Pens dessen Namensvetter Joseph Morrow, einen 20-jährigen Top-Prospect, nach Texas ziehen und legten ein Fünftrunden-Pick drauf. Murray war mit zwei Zweitrunden-Picks sogar noch etwas teurer. „Wenn man sich die vergangenen Jahre ansieht, ist das der Preis, den man für einen verlässlichen Verteidiger zahlen muss“, war Shero mit dem Deal dennoch zufrieden.

Dass man für einen Superstar wie Iginla den Erstrunden-Pick und die Rechte an den zwei College-Spielern Kenneth Agostino und Ben Hanowski abtreten muss, ist ebenfalls einzusehen, aber trotzdem ein stolzer Preis. So sah es auch der Manager: „Der Erstrunden-Pick war unumgänglich, das muss man zahlen, wenn man Jarome Iginla haben will und das haben wir getan.“

Iginla verlässt Calgary nach 16. Saisonen

Keine Eingewöhnungs-Schwierigkeiten erwartet

Die Frage, ob sich drei so starke Persönlichkeiten problemlos in eine Mannschaft einfügen werden, die mit Sidney Crosby, Evgeni Malkin, Brooks Orpik und Chris Kunitz schon über genügend Leader verfügt, stellt sich in Pittsburgh niemand.

„Hockey-Spieler integrieren sich schnell“, glaubt Murray nicht an Anpassungs-Schwierigkeiten. Auch Coach Dan Blysma ist überzeugt, dass sich die Neuen schnell eingewöhnen werden, vor allem weil er allen „einen hohen Hockey IQ“ zuspricht.

Daneben sind Eishockey-Cracks auch penibel darauf bedacht, auf Team-Hierarchien zu achten. „Ich werde an meinen Führungsstil nichts ändern und versuchen, ein Vorbild zu sein, aber das ist Crosbys Mannschaft. Er ist der Beste Spieler der Welt und ich werde ein Teil des Puzzles sein“, gibt Morrow zu Protokoll.

Das Puzzle vervollständigen

Dieses Puzzle scheint nun vollständig zu sein. Iginla, Morrow und Murray verließen ihre Stammklubs, für die sie so viele Jahre auf dem Eis standen, um dies zu erreichen, um Teil einer Mannschaft zu sein, die den Stanley Cup holen kann. Eine Garantie für den Sieg ist das freilich noch nicht, doch sie mussten diesen Schritt einfach wagen.

Jeder Hockey-Spieler und -Fan hat dafür Verständnis, so auch Morrows achtjährige Tochter. Als der 34-Jährige sich am Montagmorgen von seiner Familie verabschiedete und das Flugzeug in Richtung Pittsburgh bestieg, tröstete diese seine Frau mit den Worten:

„Es ist nicht so schlimm. Er ist ja nur für ein paar Monate weg und er kann den Cup gewinnen!“

 

Fabian Santner