news

NHL-Vorschau: Northeast Division

NHL-Vorschau: Northeast Division

Die Wiederholung des Stanley-Cup-Triumphs - in der Vergangenheit eine "Mission Impossible". Jenes Kunststück gelang zuletzt den Detroit Red Wings 1997/1998.

Nach 13 Jahren wollen die Boston Bruins wieder den "Fluch des Titelverteidigers" ablegen. Die Konkurrenz-Situation gestaltet sich jedoch schwieriger denn je.

Vor allem die Franchises der Eastern Conference rüsteten kräftig auf, darunter Thomas Vaneks Buffalo Sabres. Der Division-Kontrahent zählt zu den aussichtsreichsten Herausforderern. Zum Auftakt darf sich Europa ein Bild machen. Vor Buffalos Rückkehr nach Übersee warten nämlich zwei spektakuläre Auftritte in Helsinki (Anaheim Ducks) und Berlin (Los Angeles Kings).

LAOLA1 wirft in der Vorschau-Reihe einen Blick auf die Kräfteverhältnisse im Nord-Osten.

Roster:

Tim Thomas wurde für die Boston Bruins zum großen Trumpf. In der Finalserie entnervte er die Canucks-Forwards reihenweise. Stanley Cup, Conn Smythe Trophy (Playoff-MVP) und Vezina Trophy für den besten Goalie waren Belohnung einer herausragenden Saison. Der 37-jährige US-Amerikaner mit der großartigen Save-Percentage (93,8%) weiß: „Es wird schwer, aber ich habe keine andere Wahl, als zu versuchen, die Leistungen zu wiederholen.“

Dabei zählt Thomas erneut auf das eingespielte Duo Zdeno Chara sowie Dennis Seidenberg. Während Ersterer seit über einem Jahrzehnt zur Defender-Elite zählt, avancierte der Deutsche in der Postseason zur kongenialen Ergänzung. Ihr aggressives und körperbetontes Verhalten wurden zum dominanten Faktor. Neu im Abwehr-Verbund der Bruins ist Joe Corvo (Carolina), der mehr Gefahr von der Blue Line ausstrahlen soll. Mit 40 Punkten für die Hurricanes hat er bewiesen, dass er dazu im Stande ist.

Die eigentliche Offensiv-Produktion liegt weiterhin im Aufgabenbereich altbekannter Gesichter. David Krejci und Milan Lucic, mit je 62 Zählern die Topscorer, werden gemeinsam mit Nathan Horton die Einser-Formation bilden. Mit Patrice Bergeron, Brad Marchand sowie dem gereiften Rookie Tyler Seguin findet sich zusätzliches Gefahren-Potenzial im Roster. Nicht mehr dabei sind Legende Mark Recchi (Rücktritt), Tomas Kaberle (Carolina) und Michael Ryder (Dallas).

Erwartungen:

Ganze 39 Jahre dauerte die Durststrecke der Boston Bruins, ehe endlich das halbe Dutzend vollgemacht wurde. Das erfolgreiche Team konnte beisammen gehalten werden – demnach ist die Zielsetzung klar. „Wir haben eine großartige Chance auf den Titel, sind hungrig und haben kaum Cracks verloren“, glaubt Center Marchand an den Back-to-Back Stanley Cup. Dank des eingespielten Kollektivs ist den Bruins erneut einiges zu zutrauen.

Prognose: Platz eins der Northeast Division

 

Roster:

Masse statt Klasse - große Namen sucht man im Aufgebot der Canadiens vergeblich. Erik Cole (Carolina) verstärkte im Sommer die Offensive. Zusammen mit Michael Cammalleri und Tomas Plekanec soll er ein schlagkräftiges Trio formen, all jene knackten bereits die 60-Punkte-Marke. Außerdem verbuchten auch Scott Gomez, Brian Gionta sowie Andrei Kostitsyn ein Career-High von über 50 Zählern.

Zum Shootingstar der neuen Saison könnte Max Pacioretty avancieren. Der schnelle Left Wing ließ in 37 Begegnungen mit 24 Scorerpunkten sein Talent aufblitzen, eine Verletzung warf den 22-Jährigen jedoch zurück. Bleibt er von groben Blessuren verschont, darf mit dem Durchbruch allemal gerechnet werden. Head Coach Jacques Martin sieht sich jedenfalls gerüstete: „Heuer haben wir mehr Power in den Top-Neun. Die guten Teams zeichnen sich durch drei Linien, die regelmäßig produzieren können, aus. Das macht den Unterschied.“

Die Defensive bereitet wiederum etwas Sorgen. Andrei Markov stand in der Vorsaison lediglich sieben Mal auf dem Eis, ehe eine Knie-OP den 32-Jährigen neuerlich stoppte. Trotz lediglich 52 Einsätzen in zwei Jahren wäre er der Nummer-eins-Verteidiger. Kollege Josh Gorges hatte ähnliche Probleme. Falls die Cracks fit sind, wären sie passender Gegenpart zum defensiveren Duo Hal Gill und Jungstar P.K. Subban.

Erwartungen:

Rekord-Champ Montreal stemmte 24 Mal den Stanley Cup in den Himmel. Seit mittlerweile 17 Jahren wartet die Traditions-Franchise jedoch vergeblich auf die begehrte Trophäe. Ein Ende der „Erfolgslosigkeit“ scheint heuer kaum zu realisieren, der Roster lässt nämlich die in engen Phasen so wichtigen „Go-to-Guys“ vermissen. Dennoch haben die Canadiens das Rustzeug für den Playoff-Einzug.

Prognose: Platz drei der Northeast Division

 

Roster:

Für Darcy Regier verlief die Free Agency ungewöhnlich turbulent. In den Jahren zuvor musste der Sabres-GM zumeist Zurückhaltung walten lassen, heuer durfte er sich in Aktionismus üben. Neo-Besitzer Terry Pegula gab dem Kanadier alle Freiheiten, so wurden einige Hochkaräter nach Buffalo gelotst.

Ville Leino, der Left Wing brachte es im Vorjahr auf 53 Punkte für Philadelphia, wurde ebenso verpflichtet wie Christian Ehrhoff, Stanley-Cup-Finalist und Top-Defender Vancouvers, sowie Robyn Regehr, Abwehrhüne der Calgary Flames. „Ehrhoff ist ein beweglicher Spieler, der vorn und hinten Stärken hat. Mit Regehr wurde ein beinharter Crack geholt, der auch viel Erfahrung mitbringt. Und Leino ist ein kreativer Forward“, beschreibt Sabres-Topscorer und Österreichs NHL-Aushängeschild Thomas Vanek die neuen Mitspieler. Der 27-Jährige präsentierte sich im abschließenden Pre-Season-Game bei DEL-Leader Mannheim Adler (8:3) mit einem Tor und zwei Assists in guter Verfassung.

Nichtdestotrotz darf der Left Wing, während die Offensiv-Last in der Vorsaison häufig gänzlich auf seinen Schultern lastete, wieder auf tatkräftige Unterstützung Derek Roys, der wegen eines Muskelrisses im Oberschenkel lange fehlte, vertrauen. An vorderster Front stehen Coach Lindy Ruff mit Drew Stafford, Jason Pominville, Nathan Gerbe und Tyler Ennis weitere Punktelieferanten zur Verfügung.

In der Defensive setzt man neben Ehrhoff und Regehr neuerlich auf Jungstar Tyler Myers, den Rookie des Jahres 2010, sowie die herausragende Nummer eins, Ryan Miller. Indes suchten Center Tim Connolly, welcher sich vermehrt mit Blessuren herumschlug, als auch Defender Steve Montador das Weite gesucht.

Erwartungen:

Neues Jahr, neues Glück – Buffalo nimmt "Lord Stanley" zum wiederholten Male ins Visier. Die Verpflichtung Regehrs könnte sich dabei als Glücksgriff herauskristallisieren. Der 31-Jährige verwarf, den Überredungskünsten des neuen Eigentümers sei Dank, die No-Trade-Klausel im Calgary-Vertrag. „Er ist ein Leader und fährt die Checks immer fertig“, verdeutlicht Roy dessen Vorzüge.

Die Qualität der Angriffsreihen ist unbestritten. Für den großen Wurf ist jedoch mehr von Nöten, dies ist Vanek bewusst: „Wir müssen die richtige Chemie finden. Es wartet harte Arbeit auf uns. Und damit am Ende der Cup herausschaut, braucht man Glück und Gesundheit.“ Die Sabres zählen zu den heißen Anwärtern auf die Krone der NHL - also alles beim Alten.

Prognose: Platz zwei der Northeast Division

 

Roster:

General Manager Brian Burke buhlte um Brad Richards - ohne Erfolg. Letztlich machten die NY Rangers das Rennen um den heiß begehrten Center. Die Maple Leafs blickten sich anderweitig um, dabei wurde die sportliche Führungsebene gleich doppelt fündig.

Zwei Mittelstürmer kamen, einer davon ist Tim Connolly (Buffalo). Die Qualität des 30-Jährigen, dessen Bestmarke bei 65 Punkten aus der Saison 2009/10 liegt, sind unbestritten ebenso wie seine Verletzungs-Anfälligkeit. Kaum ein Körperteil blieb verschont. Gehirnerschütterungen und Operationen an Hüfte, Leiste sowie Rücken setzten den US-Amerikaner häufig außer Gefecht.

Ähnlich dick ist die Krankenakte Matthew Lombardis. Aufgrund einer Gehirnerschütterung trug der 29-Jährige zuletzt lediglich zwei Mal das Predators-Jersey. Mit 53 Zählern für die Phoenix Coyotes 2009/10 stellte er sein Leistungsvermögen dennoch bereits zur Schau. Den Stamm im Offensiv-Line-up bilden Phil Kessel (64 Punkte), Clarke MacArthur (62), Mikhail Grabovski (58) und Nikolai Kulemin (57).

In der Defense verstärkte sich die Franchise mit John-Michael Liles (Colorado). Er gilt als einer der „produktivsten“ NHL-Verteidiger und kam im Vorjahr auf sechs Treffer und 40 Assists.

Erwartungen:

Seit 2004 wartet Toronto auf den Einzug in die Postseason. Der Erfolg ist kommende Spielzeit eng mit den Neu-Erwerbungen verbunden. Geigen Connolly als auch Lombardi wie zu besten Zeiten auf und bleiben vor allem gesund, könnte das Kunststück durchaus gelingen. Dafür wird jedoch eine deutliche Leistungs-Steigerung der Abwehr erforderlich sein - die Leafs hatten mit 251 Gegentreffern die drittschlechteste Defense im Osten. Tendenziell wird man sich wohl mit der Zuschauerrolle in den Playoffs begnügen müssen. 

Prognose: Rang vier der Northeast Division

 

Roster:

Die Franchise aus Kanadas Hauptstadt befindet sich im Umbruch. Der Roster strotzt nur so vor hochveranlagten Talenten, darunter drei 18-jährige Erstrunden-Picks aus dem Draft 2011. Mika Zibanejad, Jung-Center aus Schweden, wurde an sechster Stelle gezogen. Hinzu kamen noch Stefan Noesen (Nummer 21) und Matt Puempel (24). Das Trio glänzt durch Unerfahrenheit und benötigt noch etwas Entwicklungszeit.

Explodieren könnte indes Nikita Filatov. Der 21-jährige Russe wechselte im Zuge eines Trades mit Colorado, das ihn 2008 mit dem sechsten Draft-Pick zog. In drei Saisonen verbuchte er 44 Einsätze und 13 Punkte, doch der absolute Durchbruch blieb dem Left Wing verwehrt. Schöpft Filatov seine Möglichkeiten aus, wäre den Senators ein Glücksgriff gelungen. Ein solcher war auch Erik Karlsson.

Die Nummer 15 des Drafts 2008 überzeugte im Vorjahr mit 45 Zählern, damit war der Defender zweitbester Scorer. Mit erst 21 Lenzen zählt der Schwede schon zu den Stützen, ebenso wie die Oldies Jason Spezza, Daniel Alfredsson oder Sergei Gonchar, welche den Kern der jungen Truppe bilden. Letzterer unterzeichnete im Sommer 2010 einen mit 16,5 Mio. Dollar dotierten Dreijahres-Vertrag, blieb mit -15 in der Plus/Minus-Wertung aber hinter den Erwartungen.

Erwartungen:

Zwei Mal in drei Saisonen verpassten die Ottawa Senators die Playoffs, wo die Franchise in elf Jahren zuvor Stammgast war. Cory Clouston musste den Trainerstuhl räumen, es übernimmt Paul MacLean. Erstmals trägt der 53-Jährige, bislang Assistant Coach der Detroit Red Wings, die volle Verantwortung und soll an glorreiche Zeiten anknüpfen. Ein Platz unter den Top-Acht der Eastern Conference wird nur zu erreichen sein, wenn die Vielzahl an Zukunfts-Hoffnungen über sich hinauswächst. 

Prognose: Rang fünf der Northeast Division


Christoph Köckeis