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Mangelnde Chancenauswertung als Genickbruch

Mangelnde Chancenauswertung als Genickbruch

Für New Jersey war das Stanley-Cup-Finale eins das Spiel der vergebenen Chancen. Nicht nur Devils-Kapitän Zach Parise saß nach der 1:2-Overtime-Niederlage zu Hause gegen die Kings mit hängendem Kopf in der Kabine.

„Wir hatten ein paar hundertprozentige Möglichkeiten im dritten Drittel, wir hatten auch Einschussmöglichkeiten in der Verlängerung“, so der Stürmer sichtlich geknickt.

Auch er selbst hätte die Devils auf die Siegerstraße bringen können. Beim Spielstand von 1:1 sprang ihm die Scheibe direkt vor die Füße, er traf das Spielgerät allerdings nicht voll und Jonathan Quick konnte den Puck mit einer Glanztat und der Hilfe der Stange auf der Linie abfangen.

Fayne und Parise scheitern

Dass die Scheibe aus dem entstandenen Getümmel schlussendlich doch noch im Tor landete, der Treffer aber nicht zählte, weil Parise den Handschuh zur Hilfe genommen hatte, macht noch deutlicher, dass die Devils an diesem Abend nicht vom Glück verfolgt waren.

„Ich hätte das Tor machen können“, so Parise selbstkritisch.

Aber auch Mark Fayne ließ eine sehr gute Einschussmöglichkeit aus. Der Verteidiger hatte ein leeres Gehäuse vor sich, aber auch er brachte das Kunststück fertig, den Puck nicht im Kasten unterzubringen.

Kovalchuk sucht keine Ausreden

Der Defender konnte den vergebenen Chancen immerhin noch etwas Positives abgewinnen:

„Es ist natürlich hart, wenn man weiß, dass ein Tor wahrscheinlich den Sieg für uns bedeutet hätte, aber es ist auch motivierend, dass wir diese Möglichkeiten überhaupt hatten. Wir wissen, dass wenn wir so weiterspielen, wir auch dafür belohnt werden.“

Also alles eitel Wonne im „Garden State“? Mitnichten. Star-Stürmer Ilya Kovalchuk bringt es auf den Punkt: „Hätte, wäre, sollte. Das bringt uns nicht weiter. Wir müssen das jetzt abhaken und uns auf das zweite Spiel vorbereiten.“

Die Kings behalten die Oberhand

Puckverluste wurden ausgenutzt

New Jersey fabrizierte mehr Puckverluste als die Kings, vor allem in der eigenen Zone unterliefen den Devils mehr Fehler als dem Gegner. Aber ein verlorener Puck alleine macht noch keinen Gegentreffer aus. Entscheidend ist, was man mit der eroberten Scheibe macht, und in diesem Punkt war Los Angeles effizienter als New Jersey.

Das 1:0 entstand nach einem Scheibenverlust der Devils im Verteidigungsdrittel. Jordan Nolan eroberte den Puck, spielte zurück auf Colin Fraser und der schloss trocken ab. So einfach kann Eishockey sein.

Auf der anderen Seite konnte Patrik Elias einen Querpass vor dem Tor abfangen und mustergültig für Zubrus auflegen, der jedoch an Quick scheiterte. Gerade in Finalspielen sind es diese Kleinigkeiten, die den Unterschied ausmachen.

Die Disziplin

New Jersey hätte mit einer Powerplay-Erfolgsquote von 17,6% eine nicht zu unterschätzende Waffe im Repertoire. Diese kam jedoch fast gar nicht zum Einsatz. Nur zweimal nahm ein Spieler der Kings auf der Strafbank Platz und gab den Devils die Möglichkeit mit einem Mann mehr zu operieren. Man muss den Gegner aber natürlich auch erst zu Fehlern und somit auch zu Fouls zwingen.

Im Gegensatz dazu jagt das Überzahl-Spiel von Los Angeles mit einer Quote von nur acht Prozent kaum jemandem Angst ein. Die Devils wären also gut beraten in Zukunft eine etwas härtere Gangart zu fahren, ansonsten wird diese Serie vielleicht schon früher als erwartet zu Ende sein.

Einen statistischen Fakt haben die Kings jedenfalls jetzt schon auf ihrer Seite. Seit das Stanley-Cup-Finale im „best-of-seven“-Modus ausgetragen wird – und das ist immerhin seit 1939 der Fall – haben 55 der 72 Sieger das erste Spiel gewonnen.

 

Fabian Santner

Doch was müssen die Devils am Samstag anders machen um nicht wieder mit leeren Händen dazustehen? LAOLA1 kennt außer der Chancenverwertung fünf Gründe, warum Los Angeles das erste Spiel für sich entscheiden konnte:

Das Schussverhältnis

25:17 für die Kings mag auf den ersten Blick nicht so dramatisch wirken. Aber man darf nicht vergessen, dass bei Los Angeles mit Quick der momentan wohl beste Torhüter der NHL im Kasten steht. Ein Keeper von seinem Format wird nach 17 Schüssen gerade erst warm.

Hier besteht bei New Jersey dringender Nachholbedarf. Mehr Schüsse bedeuten auch mehr Abpraller. Und diese führen – wie oben bereits erwähnt - sehr oft auch zu guten Einschussmöglichkeiten. Man kann Glück auch erzwingen.

Die Superstars

Während Anze Kopitar dem Spiel seinen Stempel aufdrückte, blieb Kovalchuk blass wie selten. Nur einen mageren Torschuss brachte der Russe in 68 Minuten zustande. Er selbst sprach von seiner „schwächsten Leistung“ in der Postseason.

Kopitar hingegen verbuchte mit vier Schüssen die meisten aller Spieler und krönte seine Leistung mit dem Game-Winner in der Overtime. Kovalchuk führt die Playoff-Scorerliste mit 18 Punkten an, dementsprechend muss er auch in den nächsten Spielen auftreten und sein Team anführen.

Das Mitteldrittel

So paradox es klingt, aber der Spielabschnitt, den die Kings mit 0:1 verloren haben, war ebenfalls ein Schlüssel zum Sieg. Es dauerte ganze 14 Minuten ehe die Devils-Angreifer einen Schuss auf das Tor der Kings abgeben konnten.

Es sollten nur zwei weitere folgen, das Schussverhältnis im zweiten Drittel lautete 9:3. Für die in Führung liegende Auswärtsmannschaft wohlgemerkt.

Los Angeles schaffte es geschickt das Tempo aus dem Spiel zu nehmen und trotzdem ständig auf Konter zu lauern, sodass New Jersey zu keinem Zeitpunkt wirklich Druck aufbauen konnte.