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Los Angeles - bald "Four Championships City"?

Los Angeles - bald

World Series, Superbowl, Stanley Cup und Larry O’Brien Trophy - das sind die vier begehrtesten Trophäen im US-Mannschaftssport.

Nur wenigen amerikanische Städte war es in der langen Historie bislang vergönnt, Meisterschaften in allen vier großen Ligen (Major League Baseball/MLB, National Football League/NFL, National Basketball Association/NBA und National Hockey League/NHL) zu gewinnen.

New York, Boston, Chicago, Detroit und Philadelphia wurde diese Ehre bereits zuteil (siehe Tabelle). In wenigen Tagen könnte eine weitere hinzu kommen: Los Angeles.

Der letzte weiße Fleck muss weg

Nämlich dann, wenn die Kings mit dem Stanley Cup die letzte fehlende Trophäe in die zweitgrößte Stadt der USA bringen.

Unbestrittene Nummer eins: New York. Yankees, Mets, die Brooklyn Dodgers (MLB), Giants, Jets (NFL), Rangers, Islanders (NHL) und die Knicks konnten zusammen bislang 53 Meisterschaften in den „Big Apple“ holen.

Das rivalisierende Boston hält bei satten 20 Championships weniger: Americans, Braves (vor ihrem Umzug) und Red Sox (MLB), New England Patriots (NFL), Celtics (NBA) und Bruins (NHL) kommen gemeinsam nur auf 33.

Chicago, Detroit und Philadelphia folgen mit Respektabstand, haben dennoch Sieger-Teams in allen vier großen Ligen gestellt. Detroit und Philadelphia warten zwar noch auf den ersten Gewinn einer Superbowl, Lions und Eagles waren aber vor der Superbowl-Ära der NFL mehrfache Champions der Liga.

Im Schatten der Lakers

In Los Angeles fristeten die Kings bisher ein Dasein im Schatten der Lakers. Seit deren Umzug von Minneapolis in der Saison 1960 ließen sie die Fans in Los Angeles über elf Titel jubeln (siehe Tabelle). So erfolgreich war bislang kein anderes Team aus der größten Stadt Kaliforniens.

Stadt MLB NFL (SB) NBA NHL Gesamt
New York 35 8 (5) 2 8 53
Boston 7 3 (3) 17 6 33
Chicago 5 8 (1) 6 4 23
Detroit 4 4 (0) 3 11 22
Philadelphia 7 3 (0) 3 2 15

.. .. .. .. ..
Los Angeles 5 2 (1) 11 - 18

Den letzten Triumph feierten Kobe Bryant und Co. 2010. Neben den Lakers sieht es aber düster aus.

Im Baseball gewann man die letzte World Series 1988 (die L.A. Angels hießen bei ihrem Triumph 2002 Anaheim Angels), in der NFL verfügt man seit dem Rück-Umzug der Raiders nach Oakland im Jahr 1995 nicht einmal mehr über ein Team.

Kings halten Negativ-Rekord... noch

Auch in der NHL klappte es in 43 Versuchen bislang nicht. Anlauf Nummer 44 soll endlich den Stanley Cup bringen und einen Negativ-Rekord abwälzen. Aktuell teilt man sich mit den Toronto Maple Leafs und den St. Louis Blues die längste Wartezeit auf den Titelgewinn aller aktiven NHL-Teams.

Einmal war man schon knapp dran: 1993 mischte man in den Playoffs unter der Führung von Wayne Gretzky mit einer Star-Truppe rund um Jari Kurri, Tony Granato, Luc Robitaille oder dem jungen Rob Blake die Konkurrenz auf.

Nach Siegen über die Calgary Flames (4:2), die Vancouver Canucks (4:2) und die Toronto Maple Leafs (4:3) wurde man erst im Finale vom vierten kanadischen Gegner gestoppt: Den Montreal Canadiens unterlag man seinerzeit mit 1:4. Bitterer Beigeschmack: Drei der vier Niederlagen kamen in der Overtime zustande.

Rekord-Lauf ins NHL-Finale

In all den Jahren danach gewann man nur mehr ein einziges Playoff-Duell – bis heuer, wo man zum sensationellen Lauf ansetzte: Die Kings eliminierten nicht nur alle drei Division-Sieger, sondern kassierten in 14 Partien gerade einmal zwei Niederlagen.

"Die Kings haben fast surreal gespielt", streut Kings-Legende Gretzky seinen Nachfolgern Rosen. "Sie kommen immer besser in Schwung, so wie wir 1993."

Der wohl beste Eishockeyspieler aller Zeiten hielt sich in den Playoffs bislang mit öffentlichen Auftritten und Interviews zurück. Auch wenn - angesichts der Parallelen zur 1993er-Saison, mehrfach das Telefon klingelte.

Team Liga Titel Jahre
Lakers NBA 11 1972, \'80, \'82, \'85, \'87, \'88, 2000-\'02, \'09, \'10
Dodgers MLB 5 1959, \'63, \'65, \'81, \'88
Raiders NFL 1 1984
Rams NFL 1 1951

Gretzky als prominenter Daumendrücker

"Es ist nicht mein Ding, die Aufmerksamkeit von den Spielern und Trainern abzuziehen, die so hart für den Erfolg gearbeitet haben. Ich hielt es für besser, mich im Hintergrund zu halten", übt sich der Kanadier in Bescheidenheit.

Im Vorfeld der Final-Spiele brach Gretzky sein Schweigen gegenüber ESPN dann aber doch. "Und bei Spiel drei bin ich sicher in der Halle", stellt Gretzky, der in Los Angeles wohnt, klar.

"Wir haben den Stanley Cup '93 an das damals beste Team (die Montreal Canadiens, Anm.) verloren. Gegen die Devils hat L.A. eine bessere Ausgangslage und ein gutes Team, das bereit ist, aus allen Rohren zu feuern", analysiert "The Great One".

Bühne frei für die Kings

Zu 1993 entdeckt er eine weitere Parallele: "Das Wichtige damals war, dass die Clippers zu diesem Zeitpunkt nicht gut waren und sich auch die Lakers relativ früh aus den Playoffs verabschiedeten. Damit gehörte uns die Bühne ganz alleine“, erinnert sich der erfolgreichste NHL-Star aller Zeiten.

Heuer ist es ähnlich: Beide NBA-Teams mussten im Conference-Semifinale die Segel streichen. Los Angeles gehört für die nächsten Wochen den Kings. Auch wenn die Dodgers in der schier endlosen Regular Season der MLB derzeit mit dem besten Record aufwarten.

Zuschauerprobleme hat das NHL-Team aber ohnehin keines: Mit im Schnitt 17.920 Zusehern war man heuer praktisch in jedem Spiel ausverkauft.

Eishockey-Boom in Kalifornien?

"Die Begeisterung in der Stadt ist jetzt schon groß, wird nun aber noch weiter steigen", ist sich Gretzky sicher.

Und wo sieht er die Stärken seiner Nachfolger? "Dustin Brown und Jonathan Quick haben sich als besonders wichtig erwiesen. Ihre Defensive ist solide. Und der Transfer von Dustin Penner hat sich als weit bessere Sache herausgestellt, als von den meisten angenommen."

Im Finale um den Stanley Cup könnten die Kings Sport-Geschichte schreiben: Noch nie konnte eine in der Conference an acht gesetzte Mannschaft den Titel holen. Damit L.A. auch endlich zu einer "Four Championships City" wird.

Michael Höller