news

Jaromir Jagr will mit dem Stanley Cup abtreten

Jaromir Jagr will mit dem Stanley Cup abtreten

Aller guten Dinge sind drei.

Für Bostons Jaromir Jagr würde sich sein sportlicher Lebenstraum erfüllen, sollte sich dieses Sprichwort bewahrheiten.

Nach 1991 und 1992 - damals mit den Pittsburgh Penguins - könnte der tschechische Altstar zum dritten Mal in seiner Karriere den Stanley Cup gewinnen. Alles was ihm dazu noch fehlt, sind zwei Siege in der NHL-Final-Serie gegen die Chicago Blackhawks.

200 Playoff-Einsätze

Damit würde sich auch ein Kreis schließen. Stand der nunmehr 41-Jährige bei seinen ersten beiden Titelgewinnen am Beginn seiner glanzvollen NHL-Karriere, würde er diese mit einem dritten Triumph mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit beenden.

Insgesamt absolvierte der Flügelspieler 1.591 Partien in der besten Liga der Welt, vergangenen Mittwoch stand Jagr in Spiel 4 zwischen Chicago und Boston zum 200. Mal in einer Playoff-Partie auf dem Eis. Damit zog er in einen elitären Kreis ein, denn vor ihm war dies nur 18 anderen Cracks gelungen.

In 18 Jahren NHL – Jagr ging drei Saisonen in der KHL auf Torejagd und die Spielzeit 2004/2005 fiel dem Lockout zum Opfer - verbuchte der Ausnahmekönner 759 Tore und 1.128 Assists. In der ewigen Punkte-Bestenliste liegt er damit auf Platz acht, nur einen Rang hinter Mario Lemieux (1.895 Punkte), seinem kongenialen Partner bei den Pittsburgh Penguins in den 90ern.

Nach Boston für den Cup

Doch es sind nicht die Rekorde, die Jagr interessieren, es ist einzig und allein der Stanley Cup. Deswegen kam er auch kurz vor der Trade-Deadline aus Dallas nach Boston.

„In den vergangenen 20 Jahren habe ich mir vor jeder neuen NHL-Saison das Ziel gesetzt, wieder um den Stanley Cup zu spielen. Jetzt endlich die Chance dazu zu haben, ist großartig", freute sich Jagr zu Playoff-Beginn.

Zwar liebäugelte Boston erst mit einer Verpflichtung von Jarome Iginla, da dieser sich aber für die Penguins entschied, sollte Jagr die schwächelnde Offense und vor allem das Powerplay der Bruins beleben.

„Wenn man älter wird, lassen gewisse Fähigkeiten natürlich nach“, war Bruins-Manager Peter Chiarelli klar, dass der Tscheche nicht mehr der Superstar vergangener Jahre ist, „aber Jagr ist immer noch ein starker Power Forward, er führt die Scoringliste der Dallas Stars an und wenn man ihm zusieht, erkennt man immer noch den Jagr von früher.“

Das Auge für den Mitspieler

Damit sollte Chiarelli Recht behalten. In elf Grunddurchgangs-Spielen erzielte der Olympiasieger von 1998 und Weltmeister von 2005 und 2010 zwei Tore, beides Game-Winner, und gab sieben Assists, zwei davon im Powerplay. In den Playoffs lieferte Jagr schon zu zehn Treffern die Vorlage.

Eine davon gab er beim 2:1-Sieg nach zweifacher Overtime in Spiel 3 gegen die Pittsburgh Penguins. Jagr verlor den Puck an der Bande erst an Evgeni Malkin, holte sich die Scheibe aber zurück und setzte Brad Marchand ein, dessen Querpass Patrice Bergeron zum Sieg verwandelte.

„Er ist eine Legende, er wird irgendwann in der 'Hall of Fame' sein. Er macht die kleinen Dinge richtig, das bekommt man als Teamkollege mit und das spornt uns an, es auch so zu machen wie er“, ist Bergeron von seinem Stürmerkollegen begeistert.

Logischerweise hat Jagr nicht mehr den Antritt, den er früher hatte. Er war aber noch nie ein Spieler, dessen Stärke die Geschwindigkeit ist. Vielmehr versteht er es, den Puck abzudecken, das Spieltempo zu variieren und Räume für seine Mitspieler zu schaffen, in dem er mehrere Gegner bindet.

Bestes Beispiel dafür ist sein Assist zum 4:4 durch Bergeron in Spiel 4 der Final-Serie, als er hinter dem Tor Geduld bewies, die Aufmerksamkeit von drei Verteidigern auf sich zog und sein Sturmpartner so genügend Platz vorfand, um Corey Crawford zu überwinden.

Der Mann für die entscheidenden Tore

Der Right Wing hat also schon zu Genüge zum bisherigen Playoff-Lauf der Bruins beigetragen, was ihm allerdings noch fehlt, ist ein Torerfolg. Aber der Superstar ist kein Mann für ein „normales“ Tor. Jagr schießt die entscheidenden Treffer.

Immerhin hat er in seiner langen NHL-Karriere 134 Game-Winner erzielt, nur Brett Hull kommt auch auf diese stolze Zahl. Ein einziges Siegtor und er wäre wohl auf Jahre hinaus der Alleinführende dieser Statistik.

Und wenn das nicht Ansporn genug ist, dann gibt es ja immer noch die Motivation, die ihn seit Jahren treibt: Der dritte Stanley Cup.

 

Fabian Santner