LAOLA1: Was wäre hinsichtlich der Anzahl an Ausländern eine vorstellbare Lösung? 

Vanek: Ein Team soll fünf, sechs gute Ausländer haben, die die Jungen führen und zeigen, was einen Profi ausmacht. Es sollen aber nicht bis zu zwölf Ausländer in einer Mannschaft sein, weil sie einfach billiger als Österreicher sind.

LAOLA1: In den vergangenen Jahren gab es bei Weltmeisterschaften auch immer wieder Kritik am Verband. Hat sich dahingehend irgendetwas verbessert?

Vanek: Das Einzige, was sich verbessert hat, ist, dass nun Manny Viveiros da ist. Er versucht eine gute Stimmung reinzubringen, er will etwas bewegen und machen, aber es ist nicht einfach für ihn, da kann einer noch so viel reden und machen wie er will. Es ist schade, dass wir als Eishockey-Nationalmannschaft nicht die Möglichkeiten wie Fußballer oder Skifahrer vorfinden. Das wäre nur gut und fair, die besten Möglichkeiten zu haben, schließlich gehören wir zu den Top-20-Nationen.

LAOLA1: Auf Manny Viveiros warst du, Thomas, aber zuletzt hinsichtlich der Olympia-Kader-Nominierung nicht gut zu sprechen und hast die eine oder andere Personalentscheidung kritisiert.

Vanek: Das war überhaupt keine Kritik. Ich weiß, welch schwere Entscheidungen Manny und sein Team treffen mussten. Das war damals einfach nur meine Meinung, ich war überrascht, dass der eine oder andere nicht dabei war, wie andere auch.

LAOLA1: Wie sieht eigentlich dein persönliches Verhältnis zur Verbandsspitze aus?

Vanek: Es gibt mit dem Verband überhaupt keine Probleme, ich habe auch ein gutes Verhältnis zu Herrn Kalt (Präsident, Anm.). Ich denke mir nur manchmal, was Sponsoren angeht, dass da mehr Potenzial drinnen wäre. Wir haben vergangene Saison bei einer A-WM gespielt, sind heuer bei Olympia dabei. Es wäre toll, wenn da mehr Geld durch Sponsoren einfließen würde, das nicht nur dem Nationalteam zu Gute kommen sollte, sondern auch den Liga-Teams. Aber das Verhältnis zum Verband ist gut.

Michael Grabner: Wir kommen ja auch sehr gerne zum Nationalteam, schließlich macht es uns viel Spaß und die vielen Fans, die mitreisen, sollen ja auch auf ihre Kosten kommen. Man kann auf der anderen Seite nur hoffen, dass sich in naher Zukunft schon etwas ändert und es eine Vision für die Zukunft gibt, damit es mehr Spieler in die NHL schaffen.

LAOLA1: ÖEHV-Sportdirektor Alpo Suhonen hat 2013 das Konzept „Austrian Hockey 2017“ vorgestellt. Ist das ein Schritt in die richtige Richtung?

Vanek: Ich bin gespannt, wie das Konzept von Herr Suhonen (Sportdirektor, Anm.) ist. Ich kenne ihn und es selbst noch zu wenig, man wird sehen. Es ist nur traurig, weil sich in den vergangenen Jahren kaum etwas bewegt hat. Als österreichischer Verein würde ich mehr in den Nachwuchs investieren und jedes Jahr mit der Ausländeranzahl etwas runtergehen. Diese Teams könnte man wie im Fußball auch per Österreicher-Topf belohnen. In zehn Jahren hast du dann vier, fünf gute Spieler, die ihren Weg dann weitergehen. Es gibt viele, die wollen und können, aber es muss auch welche geben, die ihnen den richtigen Weg zeigen. Und man muss sich nur unser Nationalteam ansehen, da fällt in einigen Jahren eine Gruppe komplett weg. Was kommt danach?

Grabner: Ich sehe viele Kinder, die zwischen elf und 15 Jahre alt sind und das Potenzial haben. Ich hatte die Chance, mit Älteren zu spielen, ich wurde gefordert. So entwickelt man sich weiter. Heute ist es so, dass viele in ihrer Entwicklung stehenbleiben, weil sie auch zu wenig gefordert werden. Da gehen so viele talentierte Kinder verloren. Du denkst zurück und fragst dich jetzt, wo sind die? Die Talente sind da, aber man muss sie auch rausbringen. Wenn du mit 15 alles dominierst, musst du die Chance oben bekommen. Ich durfte selbst mit 15 Jahren oben spielen. Und man kann nicht sagen, es reicht körperlich nicht. Das war bei mir auch nicht der Fall. Patrick Kane hatte vor vier Jahren auch 70 Kilo und hat hier in der NHL gespielt. Eishockey hat sich geändert, da geht es nicht mehr nur um Halten und Checks fertig zu fahren. Es ist so schnell heutzutage, wenn ein 15-Jähriger einem 18-Jährigen um die Ohren fährt, muss man ihm eine Chance geben. Der Michi (Raffl, Anm.) ist etwa ein Spätentwickler, hat aber seinen Weg gemacht, auch weil er als Junger in der Kampfmannschaft des VSV gespielt hat. 

LAOLA1: Bessere Nachwuchsarbeit, bessere heimische Spieler, mehr Österreicher in der NHL?

Grabner: Thomas hat es gesagt, es geht auch um die Trainer. Greg Holst war in dieser Kategorie toll, er hat den Jungen eine Chance gegeben und auch die entsprechende Connections. Wenn du so einen zehn Jahre in der Liga hast, dann sieht er dort und da Spieler und empfiehlt sie weiter. Er hatte die Connection zu Spokane (Grabners erste US-Station, Anm.). So kann sich das entwickeln. Man schaut dann auch mehr auf Österreich, etwa vor einem Draft der NHL. 

Vanek: Früher haben wir etwa beide mit U12- und U14-Mannschaften Turniere in Nordamerika gespielt. Das war immer eine gute Idee.

Grabner: Wir sind in einem solchen Bewerb auch einmal Zweiter geworden, haben sogar Kanada geschlagen. Aber warum schaut dann keiner auf unsere Spieler und wird gescoutet? In der Schweiz ist das anders, da schauen die Scouts. Man muss es so weit bringen, dass es keinen Trainer und seiner Connections bedarf, sondern dass sie einfach von sich aus nach Österreich schauen.

 

Die Interviews führte Bernhard Kastler