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"Der Lernprozess ist das Wichtigste"

Die Empörung in der Öffentlichkeit war groß. Der Auftritt der österreichischen Mannschaft, aber auch der Funktionäre, während der Eishockey-WM in der Slowakei 2011 wurde aufs Heftigste kritisiert.

Nicht nur von außen, auch intern, sparten so manche Akteure und Verantwortliche nicht mit Kritik.

Das heimische Eishockey stand am vorläufigen Tiefpunkt. Andere Nationen, vor Jahren spielerisch noch hinter den Österreichern anzusiedeln, hatten uns plötzlich überholt. Frankreich, Dänemark aber auch Norwegen, um nur einige zu nennen, waren plötzlich außer Reichweite.

Suhonen soll aufräumen

Es galt zu reagieren. Im Verband war man fortan um mehr Professionalität bemüht. Der Dialog mit der Liga wurde vermehrt gesucht und gipfelte in der Gründung des österreichischen Hockey Boards. Auch die Strukturen sollten fortan überdacht werden. Obwohl die Führungsetage geschlossen im Amt blieb, wurde der Apparat um eine wichtige Personalie erweitert. Ein Sportdirektor wurde gesucht und letztendlich im Finnen Alpo Suhonen auch gefunden.

Der Finne gilt als großer Kenner der internationalen Szene, war Head und Assistant Coach in der NHL und hat bereits in 15 verschiedenen Städten gearbeitet. Nach Gesprächen und erster Kontaktaufnahme während der B-WM in Ljubljana, einer Vertragsunterzeichnung im Juni, trat der 63-Jährige Mitte Juli sein Amt an.

Suhonen soll sich in aller Ruhe die Strukturen im heimischen Kufensport ansehen und im November einen ersten Bericht vorlegen.

„Es finden im Moment sehr viele Änderungen im Verband statt. Wir reorganisieren die Nationalmannschaft, die Coaching-Ausbildung und den kompletten Nachwuchsbereich. Derzeit stecken wir mitten im Prozess“, so der Finne gegenüber LAOLA1.

Alpo Suhonen soll langfristig die Qualität sichern

Das Hauptaugenmerk des Finnen liegt aber langfristig auf dem Aufbau des Nachwuchses. Nur mit einer umfangreichen Jugendförderung kann auf Dauer das Senioren-Nationalteam profitieren.

Wir haben uns mit Suhonen getroffen und ihn zur Lernbereitschaft der Österreicher, den Nachwuchs und seine Zusammenarbeit mit Manny Viveiros befragt.

LAOLA1: Wie schockiert waren Sie, als Sie den Zustand in Österreich gesehen haben und welche Projekte müssen zuerst angegangen werden?

Suhonen: Zuerst muss man mal sagen, dass es auch in Österreich sehr talentierte, junge Spieler gibt. Vielleicht nicht so viele, aber es gibt sie. Das ist aber auch das große Problem. Ich habe sehr gute Talente gesehen, aber sie sind rar gesät. Außerdem gibt es sehr wenige Profi-Coaches im Juniorenbereich. Die Eishallen-Situation könnte bzw. sollte viel besser sein, sprich es muss schlicht mehrere davon geben. Das ist die Wahrheit. Junge Spieler brauchen professionelle Betreuung und viel Eiszeit. Das sind nur mal die Grundbedingungen, die geschaffen werden müssen, um erfolgreich zu arbeiten. Diese Teilbereiche muss man nun angehen.

LAOLA1: Wie ist die Bereitschaft der Vereine mit Ihnen zusammenzuarbeiten?

Suhonen: Ich habe ein paar Klubs besucht und vermehrt die Senioren-Nationalmannschaft gesehen. Bisher war die Atmosphäre recht positiv. Es ist unglaublich wichtig, dass die Klubs mit dem Verband zusammenarbeiten, beide Parteien aber auch abgesteckte Aufgabenbereiche haben. Die Klubs müssen den jungen Spielern in der Liga eine Chance geben und Jugendförderung betreiben, der Verband ist für die Ausbildung der Trainer und natürlich für die Nationalmannschaften verantwortlich. Beide Bereiche sind wichtig und der eine kann ohne den anderen nichts weiterbringen.

LAOLA1: Hatten Sie schon die Gelegenheit, sich mit Head Coach Manny Viveiros länger auszutauschen?

Suhonen: Wir haben uns schon mehrmals getroffen und über die Zukunft und unsere Vorstellungen lange diskutiert. Ich freue mich auf das Jubiläumsspiel gegen Deutschland, denn da kann ich den Senioren wieder ein wenig auf die Beine schauen. Zuletzt habe ich sie bei der WM in Ljubljana beobachtet. Bisher hatte ich noch wenig Gelegenheit, die Nationalmannschaft zu sehen und freue mich, die Jungs besser kennenzulernen.

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LAOLA1: Wie lange wird es brauchen, bis Sie vollends in Österreich angekommen sind und auch alle Spieler kennen?

Suhonen: Das braucht natürlich Zeit. Es wird voraussichtlich ein paar Monate dauern, bis ich ein komplettes Bild davon bekomme, welche Spieler es in Österreich gibt und wie es um die Trainer bestellt ist. Man muss aber auch sagen, dass es im Sport niemals ein Ende gibt, die Entwicklung schreitet täglich voran.

LAOLA1: Die Öffentlichkeit ist ungeduldig und man wird Sie oft mit Fragen bezüglich positiven Ergebnissen konfrontieren. Wann kann man damit rechnen?

Suhonen: Das ist schwer zu beantworten. Der Lernprozess und der Erfolgsprozess sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Der Lernprozess ist in Österreich im Moment das Wichtigste und die Erfolge, vor allem bei den jungen Spielern, sind derzeit noch eher zweitrangig. Langfristig gesehen muss das wichtigste Ziel des österreichischen Eishockeys sein, dass die U20 und U18, sprich die Junioren-Nationalmannschaften, A-Status haben. Wenn beide sich in der A-Gruppe etabliert haben, kann man auch Erfolge des Seniorenteams erwarten.

LAOLA1: Sind die Österreicher denn überhaupt lernwillig?

Suhonen: Mir kommt vor, nach den letzten Jahren sind die Österreicher sehr erpicht darauf, zu lernen. Die Veränderung ist im Gange und auch aus diesem Grund hat man mich geholt. Ich glaube, die Bereitschaft für die Modernisierung der Spielweise, des Coachings, aber allen voran der Strukturen, ist hier gegeben.

Sebastian Rauch

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