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Pöck: "Musst mit 14, 15 Jahren die Sachen packen"

Pöck:

Thomas Pöck spielt am Wochenende beim Österreich Cup in Klagenfurt erstmals seit sechseinhalb Jahren wieder in Österreich.

Der 30-jährige Kärntner ist mit Matthias Trattnig (32) der älteste Spieler im Kader der österreichischen Eishockey-Nationalmannschaft und soll die verjüngte Auswahl von Teamchef Manny Viveiros führen.

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Der Verteidiger von MODO Örnsköldsvik in der schwedischen Elitserien bringt Erfahrung aus neun Jahren in Nordamerika mit, darunter 122 Spiele in der NHL, sowie zwei Jahren Schweiz und nun Schweden.

Im Gespräch mit der APA sprach Pöck über sein Leben in Schweden. Er erklärt den großen Unterschied zu den erfolgreichen Eishockey-Nationen Schweiz und Schweden, begrüßt die neue Philosophie des ÖEHV und hofft auf konsequente Förderung des Nachwuchses.

Frage: Nach zwei Jahren in der Schweiz spielen Sie seit Sommer in Schweden. Wie gefällt es Ihnen dort?

Pöck: Das Eishockey ist super. Örnsköldsvik ist eine kleine Stadt, aber ich brauche eh keine Großstadt. Viele Spieler kommen von außerhalb, da treffen sich dann auch die Frauen, und wir haben 14 Kinder in der Mannschaft (Anm.: darunter auch sein 13 Monate alter Sohn). Das mit der Dunkelheit ist der Unterschied. Und man muss mehr reisen. Aber ich kenn' das aus Nordamerika. In der Schweiz sind die Entfernungen klein, da sind wir über Nacht fast immer zu Hause gewesen. Da hat es mir super getaugt, ich würde jederzeit wieder dorthin gehen.

Frage: Wie würden Sie das Niveau zwischen Schweden und der Schweiz
vergleichen?

Pöck: Bei den Top-Vier-Mannschaften gibt es keinen Unterschied, aber die Schweizer Liga ist nicht so ausgeglichen. Im Großen und Ganzen ist es ein ähnliches Niveau, nur wird in Schweden mehr defensiv und in der Schweiz mehr offensiv gespielt.

Frage: Sie liegen mit MODO auf Platz acht, gerade noch in den Play-off-Rängen. Wie sind Sie mit der Saison bisher zufrieden?

Pöck: Wir sind Anfang des Jahres als Nummer 9 eingestuft worden, hatten zuletzt einen guten Lauf. Es sind vier Mannschaften gleichauf, das wird ein harter Kampf bis zum Ende. Die schwedische Liga ist immer sehr eng, das weiß man. Laut IIHF-Statistik am engsten aller Ligen.

Frage: Sie haben in Nordamerika gespielt, dann in der Schweiz, jetzt
Schweden. Haben Sie sich auf einen neuen Stil einstellen müssen?

Pöck: Nicht sehr. Unser Trainer, Ulf Samuelsson, hat jahrelang in der NHL gespielt und war in Nordamerika auch Trainer. Wir spielen ähnlich wie in Nordamerika.

Pöck spielte in der NHL für die New York Rangers und Islanders

Frage: Im Nationalteam gibt es mit Viveiros einen neuen Trainer. Was erwartet er von Ihnen?

Pöck: Es gibt im Kader nur zwei Spieler über 30, da liegt es auf der Hand: Erfahrung mitbringen für die jungen Spieler. Wichtig für mich ist, eine gute Leistung zu bringen und es den Jungen vormachen. Aber jung sein heißt für mich bis 21 oder 22 Jahre, danach ist man nicht mehr jung.

Frage: Stichwort jung: Was sagen Sie zur neuen Philosophie des Verbands, der den Nachwuchs intensiver fördern will und einen längerfristigen Aufbau plant?

Pöck: Die Idee vom Verband ist super, jetzt müssen sie nur den Weg gehen und es müssen alle mitziehen. Es ist wichtig, auf den Nachwuchs zu bauen, nur so können wir besser werden. Wir brauchen mehr Masse. Es fängt ganz unten an, bei den Fünf- und Sechsjährigen. Aber das mit dem Nachwuchs dauert, das kann auch fünf oder zehn Jahre dauern. Und dann könnte man die Legionärsbeschränkung wieder einführen, denn die Punkteregelung habe ich noch nie gut gefunden.

Frage: Wie sind da Ihre Erfahrungen aus der Schweiz und Schweden?

Pöck: Da hat die Nachwuchsarbeit einen sehr hohen Stellenwert. Im Schweizer Kader sieht man den Unterschied. Die haben zehn oder 15 Verteidiger mit A-WM-Niveau. Gleiches gilt für die Stürmer. Auch in Schweden ist die Juniorenliga sehr gut, da sieht man die Masse. Schweden hat 60 bis 70 in der NHL, dazu 10 bis 20 in Russland. Und in der Schweiz und in Schweden sind die Juniorentrainer Vollprofis.

Frage: Es gibt einen jungen Österreicher in der Schweiz (Verteidiger Stefan Ulmer/21 bei Lugano) und Schweden (Stürmer Konstantin Komarek/19 bei Lulea). Wie schätzen Sie die beiden ein?

Pöck: Komarek ist 19 Jahre und spielt in der schwedischen Elitserie, das ist ausgezeichnet. Er könnte noch Junioren spielen, spielt aber in der A-Mannschaft. Wenn er hinten zwei, drei Fehler machen würde, wäre er weg, aber er spielt. Ulmer ist als Junger in die Schweiz gegangen und auch ein Talent. Aber davon gibt es zu wenig.

Frage: Muss ein österreichisches Talent früh ins Ausland?

Pöck: Derzeit musst du mit 14, 15 Jahren die Sachen packen, wenn du die NHL als Ziel hast. In meiner Generation hat es den Knick in der Liga gegeben, wir haben die Chance bekommen. Jetzt ist es für die Jungen fast unmöglich, zum Einsatz zu kommen. Es gibt fast keine jungen Österreicher, die bei ihren Clubs im Powerplay oder in Unterzahl spielen.

Frage: Vor allem an Verteidiger-Talenten mangelt es. Sie und auch Matthias Trattnig wurden als Stürmer zum Verteidiger gemacht; jetzt wurde auch Ihr jüngerer Bruder Markus zum Verteidiger.

Pöck: Das kann nicht das Ziel sein, dass wir Stürmer umfunktionieren. Das war auch bei mir so. Aber das war der Grund, warum es in der NHL letztlich nicht ganz gereicht hat. Mir haben 15 Jahre Erfahrung als Verteidiger gefehlt, und dann sollst du gegen einen Crosby spielen - das geht nicht. In vielen Ligen reicht das, aber nicht in der NHL.

Frage: Zurück zum Team. Das Ziel ist langfristig, der sofortige Wiederaufstieg in die A-WM hat nicht oberste Priorität. Wie sehen Sie diese Linie?

Pöck: Jeder Spieler, der zur WM fährt, will aufsteigen. Das soll nicht überheblich klingen, aber ich glaube, wir sind für die B-WM zu gut. Wir sind gut genug, um in Laibach einen der zwei Aufstiegsplätze zu erreichen. Unabhängig davon, ob die NHL-Spieler (Anm.: Vanek, Grabner, Nödl) kommen. Mit ihnen wäre natürlich die Offensive sehr stark. Aber wir können nicht immer nur von ein paar Spielern abhängig sein, für den A-Pool fehlt uns die Masse. Wenn es gut läuft, alle Spieler da und gesund sind, schaut es nicht so schlecht aus. Es hat aber zuletzt immer was gefehlt.

Frage: Auch Sie haben im Vorjahr für die WM abgesagt, was Ihnen Kritik eingebracht hat. Woran lag das?

Pöck: Die Saison war aus und es wären sieben Wochen gewesen, die ich hätte bleiben müssen. Ich wollte mit der Familie, mit dem jungen Sohn nach Hause (Anm.: Boston). Ich habe nie gesagt, dass ich nicht mehr komme, es war nicht so, dass irgendetwas nicht gepasst hätte. Es war diese Situation.