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Fraser: "Ich habe mir einen großen Traum erfüllt"

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Jamie Fraser hatte am Mittwoch in der Albert-Schultz-Halle nach dem Spiel gut lachen.

Der 29-jährige Kanadier erzielte in seinem Wohnzimmer den Game-Winner zur zwischenzeitlichen 3:2-Führung für Team Kanada und brachte so die Gäste aus Nordamerika auf die Siegerstraße.

"Mein Tor war die Kirsche auf der Sahnetorte. Es war ein fantastisches Erlebnis, mit diesen begnadeten Spielern gemeinsam am Eis zu stehen. Unglaublich. Mir fehlen noch immer fast die Worte", gestand ein sichtlich gerührter Fraser kurz nach dem Spiel.

"Keine Überraschung"

Mit einer dermaßen starken österreichischen Mannschaft hatten die wenigsten gerechnet. Fraser hingegen wusste was ihn erwartet, kennt er doch die heimische Liga schon seit sechs Jahren.

"Für mich war die Leistung von Team Austria keine Überraschung. Sie haben ein ausgezeichnetes Hockey gespielt, waren stets präsent, haben uns unter Druck gesetzt und waren eisläuferisch top", so der Defender, der bei den Kanadiern mit David Savard von den Columbus Blues Jackets eine Verteidigungs-Linie bildete.

Den Niveau-Unterschied von der kanadischen Nationalmannschaft zur österreichischen EBEL-Liga wollte Fraser nicht festmachen: "Man darf diese beiden Level nicht miteinander vergleichen. Die Jungs von Team Kanada sind einfach sensationell. Du spielst ihnen einen schlechten Pass zu und sie fabrizieren daraus noch ein Break und schießen am Ende das Tor. Ich glaube, dass jeder Profi gerne einmal in solch einem Team spielen will. Ich habe mir heute einen großen Traum erfüllt."

Eigene Liga besser als gedacht

Trotzdem dürfe man die eigene Liga nicht schlechter machen, als sie ist. Immerhin befanden sich im rot-weiß-roten 23-Mann Aufgebot 20 Cracks aus der heimischen Liga.

"Da merkt man, dass das Potential in der Liga absolut vorhanden ist. Nur spielen auf der anderen Seite eben die wahrscheinlich besten Eishockeyspieler der Welt. In Österreich redet man die eigene Liga gerne schlecht, doch sie ist besser als viele glauben. Das hat man heute gesehen."

Auf die Frage, ob Österreich spielerisch jemals an die größte Eishockeynation der Welt herankommen kann, musste sich Fraser ein Schmunzeln kurz verkneifen.

Der Kanadier, der selbst in diversen College- und Junioren-Ligen sein Handwerk erlernte, verwies auf die Masse an jungen Talenten, die "dem Mutterland des Eishockeys zur Verfügung stehen". Diese Zahlen wären nicht zu vergleichen mit dem Pool an österreichischen Cracks.

"In Kanada will jeder kleine Junge, wenn er einmal groß ist Eishockey-Profi werden. Es wird viel mehr Wert darauf gelegt, sich im Eishockey zu beweisen – jeder will einmal in seinem Leben im Jersey seines Vereins aufs Eis gehen", geriet Fraser ins Schwärmen.

Zu schüchtern für Crosby

Selbst an einer WM für sein Heimatland teilzunehmen, blieb dem sympathischen Capitals-Crack bislang verwehrt. Hoffnungen auf ein Gastspiel bei einem Großereignis macht sich Fraser jedoch nicht. Er weiß, dass es für die Auswahl der Ahornblätter schwer reichen wird.

"Es war eine Ehre für mich, hier mitzuspielen. Dass mir noch dazu der Game-Winner geglückt ist, freut mich umso mehr. Ich werde diesen Tag vermutlich lange nicht vergessen."

Ein Autogramm von Superstar Sidney Crosby sicherte er sich allerdings nicht.

"Ich bin sehr schüchtern und traute mich nicht, ihn anzusprechen", scherzte der Wien-Reiseführer der Canucks ("Ich habe ihnen gezeigt, wo man in Wien gut essen und vor allem fortgehen kann") und verabschiedete sich in die Katakomben der Albert-Schultz-Halle.

Paul Preisig