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Krupp: "Thomas Vanek ist das Aushängeschild"

Krupp:

Österreichs Nationalspieler haben wenig positive Erinnerungen an den 7. Februar 2009.

Die rot-weiß-roten Cracks trafen in Hannover auf Gastgeber Deutschland. Es war das Endspiel um die Teilnahme an den Olympischen Winterspielen in Vancouver 2010.

Trotz beherzter Vorstellung der ÖEHV-Auswahl jubelte nach der Schluss-Sirene wie so häufig der große Erzrivale.

Hinter der DEB-Bande stand Uwe Krupp, während der aktiven Laufbahn zweifacher Gewinner des Stanley Cups (Teil 1 des Interviews). Der nunmehrige Chef-Betreuer der Kölner Haie ist der „Franz Beckenbauer des deutschen Kufensports“.

In sechs Jahren seiner Regentschaft gelang die Olympia-Teilnahme und ein historischer vierter Rang bei der Heim-Weltmeisterschaft 2010. Nichtsdestoweniger wurde für den 46-Jährigen ausgerechnet eine der schwärzesten Stunden zum rückblickend „wichtigsten Moment“.

Im LAOLA1-Talk verrät er, warum die Probleme in Österreich und Deutschland vergleichbar sind, was er von den rot-weiß-roten NHL-Legionären hält und weshalb die European Trophy keineswegs die Champions League des Eishockeys ist.

LAOLA1: Herr Krupp, sie haben nach der Weltmeisterschaft in der Slowakei den Teamchef-Posten niedergelegt, um als Chef-Betreuer bei den Kölner Haien anzuheuern. Was waren die Gründe?

Uwe Krupp: Es war eine besondere Aufgabe, aber ich wollte in das Tagesgeschäft einsteigen. Nach der aktiven Karriere arbeitete ich in Atlanta kurze Zeit als Assistant Coach, dann bereits für das Nationalteam. Nun war es an der Zeit, eine Mannschaft zu übernehmen und täglich mit den Spielern zu trainieren.

Uwe Krupp ist ein Eishockey-Fachmann

LAOLA1: Während ihrer sechsjährigen Amtszeit gab es glorreiche Momente wie auch Tiefpunkte, ihre Bilanz?

Krupp: Auf jeden Fall überwiegt das Positive. Wir haben einiges erlebt, sind von der B-Gruppe hochgekommen, konnten uns in der Weltrangliste nach oben spielen und für die Olympischen Spiele qualifizieren. Für Österreich war es eine bittere Sache, denn das Spiel endete 2:1 für Deutschland. Meines Erachtens habt ihr euch besser präsentiert. Zudem gelang uns bei der Heim-WM mit Platz vier das beste Ergebnis der Geschichte. Im Vorjahr kamen wir erneut in das Viertelfinale und landeten auf Rang sieben. Diese Zeit war ein Riesen-Erfolg. Der Tiefpunkt von Bern 2009 mit dem Abstieg war der wichtigste Moment, um Gewissheit zu haben, mit welcher Philosophie wir weiter arbeiten.

LAOLA1: Nun befindet sich Deutschland im Vormarsch, was halten sie von der Entwicklung?

Krupp: Wir haben nicht den Luxus anderer Nationen, trotz Ausfälle immer eine starke Mannschaft zu stellen, weil uns einfach die Breite an guten Spielern fehlt. Im Moment wächst eine Generation heran, welche kontinuierlich integriert wird. Über die Nationalmannschaft führt man Talente an das internationale Niveau heran. Das Team hat einen Alters-Schnitt von 24 Jahren, ist ehrgeizig und hat in der Vergangenheit Leistungen erbracht. Das ist kein Selbstläufer sondern Arbeit, welche in den Vereinen noch verstärkt werden muss. Für das deutsche Eishockey ist das überlebenswichtig.

LAOLA1: Jung und talentiert ist auch ihr Sohn Björn. Im Sommer wechselte der Sprössling zu den Kölner Haien, zuvor stellte er in Nordamerika sein Können unter Beweis. Warum dieser Wechsel?

Krupp: Er gehört in diese Gruppe junger Spieler. Er ist erst 20 Jahre alt, da muss noch einiges passieren. Diese Saison hätten ihn die Minnesota Wild, wo Björn unter Vertrag steht, in die East Coast Hockey League geschickt. Allerdings fehlen ihm noch zwei Jahre in Deutschland, um die Berechtigung für die Nationalmannschaft zu erlangen. Daher kam man mit der Franchise zur Einigung, es wäre ein guter Zeitpunkt, diese zwei Saisonen zu absolvieren. Er ist bei den Kölner Haien oder im Farm-Team gut aufgehoben, danach geht es wieder zurück nach Nordamerika.

LAOLA1: Ist er genauso talentiert wie der Papa? Erkennen sie Parallelen?

Krupp: Dieser Vergleich hinkt, das ist auch keine faire Frage. Björn ist ein anderer Spieler, zu einer anderen Zeit. Er macht einige Sachen sehr gut, vielleicht besser als ich, und ein paar Dinge nicht so gut. Er ist groß, ein starker Schlittschuh-Läufer und hat auf jeden Fall das Zeug dazu. Minnesota hat sich schon etwas dabei gedacht, als sie ihn unter Vertrag nahmen. In den Augen der Scouts ist er ein gutes Talent, seine Entwicklung ist allerdings noch nicht abgeschlossen.

LAOLA1: Mit der Rückkehr zu den Haien haben sie eine neue Aufgabe gefunden. Welche Ziele verfolgt ihr Jugendverein in den kommenden Jahren?

Krupp: Der Verein machte zuletzt schwere Zeiten durch, sportlich als auch wirtschaftlich. Es geht vor allem darum, eine gewisse Konstanz in den Verein zu bringen und ein verjüngtes Team für die Zukunft aufzubauen, das nicht so teuer ist. Solche Dinge funktionieren nicht von heute auf morgen. Der Prozess wird einige Jahre dauern. Die Philosophie passt zum Standort Köln, daher sehe ich der ganzen Sache zuversichtlich entgegen.

LAOLA1: Wo glauben sie, wird ihr Werdegang als Betreuer noch hinführen?

Krupp: Die Karriere des Trainers ist nicht so linear wie die eines Spielers. Immer wieder öffnen sich Türen in eine bestimmte Richtung. In erster Linie geht es darum, in Köln gute Arbeit zu leisten. Die NHL ist das Beste im Profi-Eishockey, da muss jedoch erst ein Angebot kommen.

LAOLA1: Sie sprechen die National Hockey League an. Als zweifacher Stanley-Cup-Champ sind sie ein absoluter Fachmann. Was halten sie von Thomas Vanek und Michael Grabner?

Krupp: Vanek ist das Aushängeschild. Mit Grabner gibt es einen jungen Spieler, der für Furore sorgt. Ich habe ihn schon gesehen, als er für die Manitoba Moose spielte. Damals wusste ich nicht, dass er Österreicher ist. Das Leben eines Torjägers ist hart. Er konnte zeigen, dass er auf dem Niveau erfolgreich spielen kann. Die Frage ist nur, wie konstant. Heuer gelang der Durchbruch, die Erwartungen werden dementsprechend höher. Ihm steht ein schweres Jahr bevor, doch ich habe das Gefühl, er ist ein vernünftiger Kerl. Wenn du dich in Nordamerika durchsetzt, musst du besondere Qualitäten haben und ein Ausnahme-Könner sein. Es ist überraschend, wie eine solch kleine Nation derart viele gute Spieler ausbildet. Die Probleme in Deutschland und Österreich sind durchaus miteinander zu vergleichen.

LAOLA1: Welche wären das?

Krupp: Da geht es um kontinuierliche Nachwuchsarbeit und hauptamtliche Trainer, die sich um die Förderung der Talente kümmern. Es gehören Strukturen geschaffen, in denen Spieler gefordert sind und die beste Chance haben, ihr Potenzial auszuschöpfen.

LAOLA1: Verfolgen sie das Liga-Geschehen in Österreich? Wenn ja, wie schätzen sie die Qualität der EBEL ein?

Krupp: Ich kenne Pierre Page, daher schaue ich natürlich, wo seine Mannschaft steht. Ich weiß nicht jede Woche den Tabellen-Stand, dennoch geht es darum eine Abschätzung zu haben, wie gut die Liga ist und welche Teams aufzeigen. Man trifft sich im internationalen Vergleich häufig. Die österreichische und deutsche Liga geben sich nicht viel.

LAOLA1: Apropos internationaler Vergleich: Mit der European Trophy versucht Red Bull eine Art Champions League ins Leben zu rufen. Was halten sie von dieser Idee?

Krupp: Der Bewerb besteht erst das zweite Jahr, Champions League ist da etwas zu hoch gegriffen. Zudem basiert die European Trophy auf Einladungsbasis. Es ist ein Wettkampf im Klub-Eishockey, ihn so zu bezeichnen, halte ich jedoch für etwas übertrieben.

LAOLA1: Denken sie, ein solches Format könne sich über die nächsten Jahre etablieren?

Krupp: So etwas sollte Teil unserer Strukturen in Europa sein. Es ist jedenfalls ein erster Versuch. Die IIHF hat ihre Konzepte und versucht diese einzubringen. Ich glaube, so etwas sollte immer in Abstimmung mit dem internationalen Verband laufen.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis