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Die Capitals fordern den deutschen Rekordmeister

Die Capitals fordern den deutschen Rekordmeister

Deutscher Meister 2005, 2006, 2008, 2009, 2011, 2012. Dazu Sieger des Red Bulls Salute im Jahr 2010.

Mit den Eisbären Berlin kommt am Donnerstagabend eine der erfolgreichsten Mannschaften der letzten Jahre im europäischen Eishockey in die Albert Schulz Halle.

Dabei gibt es den Verein erst seit der DEL-Gründung im Jahr 1994, als die Profimannschaft des EHC Dynamo in eine GmbH ausgegliedert wurde. Der EHC wiederum war der Nachfolger der DDR-Mannschaft SC Dynamo Berlin, die 15 Mal Meister wurde. Allerdings sei hierbei erwähnt, dass die Meisterschaft im Osten Deutschlands zwischen 1970 und 1990 nur zwischen dem SG Dynamo Weißwasser und den Berlinern bestritten wurde.

Einstieg von Anschutz

Die ersten Jahre nach der Wiedervereinigung verliefen für die Eisbären in Deutschlands höchster Liga noch holprig, spätestens der Einstieg der Anschutz Entertainment Group im Jahr 1999 stellte jedoch eine erneute Wende – nach der politisch bedingten – in der Klubgeschichte dar. Nachdem mit Hilfe des amerikanischen Unternehmens die Schulden abgebaut werden konnten, stellten sich ab 2002 die ersten Erfolge ein.

Kein geringere als Pierre Page hatte einen großen Anteil am Aufwärtstrend. Musste man sich zunächst noch mit einem Halbfinaleinzug und einem zweiten Platz zufrieden geben, feierten die Eisbären unter dem aktuellen Salzburg-Coach in der Saison 2004/2005 ihren ersten Meistertitel.

Neben Page war aber auch der damalige NHL-Lockout ein wichtiges Puzzlestück für den Erfolg der Eisbären. Mit Goalie Olaf Kölzig (Washington Capitals), Stürmer Erik Cole (Carolina Hurricanes) sowie Verteidiger Nathan Dempsey (Los Angeles Kings) wurden gleich drei Cracks aus der besten Liga der Welt unter Vertrag genommen.

Ein NHL-Duo für den Hauptstadtklub

Warum etwas ändern, das sich bewährt hat, dachten sie die Verantwortlichen wohl, als kurz vor Saisonbeginn in Nordamerika schon wieder gestreikt wurde und holten mit Daniel Briere und Claude Giroux zwei absolute Superstars in die deutsche Hauptstadt.

Page brachte die Eisbären auf Vordermann
„Ich habe mit Teams in ganz Europa Gespräche geführt, aber Berlin hat für mich und Giroux am besten gepasst. Es war uns wichtig, bei einer guten Mannschaft zu spielen mit einem guten Ruf, einem soliden Umfeld und tollen Fans“, streut Briere seinem aktuellen Arbeitgeber Rosen und macht keinen Hehl daraus, die Abwechslung zum NHL-Alltag zu genießen.

„Schon beim letzten Lockout hatte ich viel Glück mit dem SC Bern bei einem Verein mit dem bestmöglichen Standard zu spielen und jetzt ist es in Berlin nicht anders. Für mich persönlich sind die Lockout-Jahre ein Vergnügen.“

Rund läuft es aber noch nicht. Die Eisbären liegen mit 43 Punkten aus 26 Spielen derzeit auf dem sechsten Rang, was der Stürmer vor allem auf die fehlende Konstanz zurückführt.

„Wir haben uns nach den letzten Spielen zusammengesetzt und geredet. Das Team ist es gewohnt zu gewinnen. Sie haben in den letzten acht Jahren sechs Titel gefeiert. Es kann sehr frustrierend sein, wenn es dann plötzlich nicht mehr läuft. Wir wissen aber, dass wir eine sehr starke Mannschaft haben und ganz oben stehen können. Wir müssen das jetzt aber einmal über die vollen 60 Minuten zeigen“, nimmt er sich selbst und seine Teamkameraden in die Pflicht.

Briere will sich ständig weiterentwickeln

Trotz des Auf und Abs ist der Kanadier froh, sich für ein Engagement in Europa entschieden zu haben. Auch wenn er zur Zeit auf seinen guten Freund und Philadelphia-Teamkollegen Giroux verzichten muss. Der Kanadier weilt aufgrund einer Verletzung in seiner Heimat, trainiert aber bereits wieder und dürfte wegen der Ausdehnung des Lockouts bald erneut zu den Berlinern stoßen.

Daniel Briere jubelt normalerweise in der NHL bei den Philadelphia Flyers

„Ich denke gar nicht an die NHL, ich sehe es als große Chance an, hier in Berlin zu spielen und eine neue Kultur kennenzulernen. Dadurch entwickle ich mich sowohl auf als auch abseits des Eises weiter“, sieht der 35-jährige Veteran trotz seiner langjährigen Erfahrung in der NHL Verbesserungspotential bei sich selbst und ist auch nicht zu stolz, dies zuzugeben.

„Es ging mir während des letzten Lockouts schon so und ich versuche auch in Deutschland mich zu verbessern. Man findet andere Stile, andere Systeme als in Nordamerika vor. Wegen der großen Eisfläche bin ich manchmal falsch positioniert, spiele zu weit draußen. Deswegen arbeite ich daran mehr ins Zentrum vorzustoßen, um in einer besseren Position zu sein, Tore zu erzielen. Ich versuche, aus jedem Spiel etwas zu lernen.“

Starke DEL dank Import-Cracks

Überhaupt schätzt er das Level der DEL sehr hoch ein und zeigt sich von der Geschwindigkeit und Härte des Spiels in der Liga unseres Nachbarn überhaupt nicht überrascht.

„Es ist ein starker Wettbewerb, aber ich habe nichts anderes erwartet. Schon beim letzten Lockout, als ich in der Schweiz war, war das Niveau gut. Dasselbe hab ich auch von Deutschland erwartet. Es ist sogar etwas näher an Nordamerika, da in der DEL so viele Import-Cracks spielen. Es wird sehr körperbetont gespielt, weswegen es eine gute Liga ist, um fit zu bleiben, für den Fall, dass der Lockout endet und wir wieder in der NHL spielen müssen.“

Dass der Arbeitskampf in Übersee jedoch bald zu Ende geht, gilt momentan eher als unwahrscheinlich, wurden die Gespräche zwischen den beiden Parteien doch gerade zum wiederholten Male abgebrochen. Auch Briere scheint wenig Hoffnung auf ein Ende des Streits zu haben.

„Seit ich in Europa spiele, ist es schwerer, involviert zu sein. Ich versuche, so gut wie möglich mit anderen Spielern in Kontakt zu bleiben. Es ist etwas deprimierend, dass es immer nur schlechte Nachrichten nach einem Meeting gibt. Andererseits bin ich sehr glücklich, die Chance zu haben, in Berlin zu spielen“, streicht Briere das Positive an der zerfahrenen Situation zwischen Spielergewerkschaft und Klubeigentümern hervor.

Das Ziel ist der Titel

Über seine Gegner beim Red Bulls Salute hat sich der ehemalige Buffalo-Teamgefährte von Thomas Vanek noch nicht informiert. Dass für die Eisbären das Ziel aber nur der Titel sein kann, ist ihm klar.

„Ehrlich gesagt, weiß ich nichts über die Mannschaft der Vienna Capitals. Ich habe aber viel über die European Trophy gehört. Berlin hat den Titel vor zwei Jahren gewonnen. Die Jungs, die damals dabei waren, wollen unbedingt noch einmal triumphieren. Unser Ziel ist es, in Wien zu bestehen und es bis ins Finale in Bratislava zu schaffen“, gibt sich Briere selbstbewusst.

Die Mannschaft von Tommy Samuelsson wird da zwar etwas dagegen haben, gegen eine der erfolgreichsten europäischen Eishockey-Mannschaften wird das aber alles andere als leicht.

Fabian Santner

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