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Absolutes Endspiel in Tschechien

Absolutes Endspiel in Tschechien

Es ist die letzte Chance für die Vienna Capitals.

Derzeit nur auf Rang vier der Qualifikationsrunde platziert, haben die Wiener (5) drei, respektive zwei Punkte Rückstand auf Tabellenführer Graz (8) beziehungsweise den HC Znojmo (7) und Villach (7).

Am Sonntag gastieren die krisen-geschüttelten Capitals in Tschechien und da ist ein Sieg Pflicht, will man die Chance auf das Playoff wahren.

Zuletzt hatte man gegen den Liga-Neuling, der drei seiner vier Spiele in der Zwischenrunde gewinnen konnte, zu Hause im Eissportzentrum Kagran mit 4:6 das Nachsehen.

„Sie waren in allen Belangen besser, bis auf die letzten fünf Minuten, in welchen wir die Partie bestimmt haben. Sie waren einfach spritziger. Es soll keine Ausrede sein, aber bei uns waren viele Spieler grippegeschwächt“, analysiert Stürmer Philipp Pinter im Gespräch mit LAOLA1.

Einer, der aufgrund seiner Krankheit nur im ersten Drittel auflaufen konnte, ist Reinhard Divis. Der Torhüter verließ das Eis beim Stand von 2:1 für die Heimmannschaft.

Sein Ersatz Sebastian Stefaniszin musste zu Beginn des zweiten Durchgangs in drei Minuten, drei Mal den Puck aus dem Tor holen. Schuldzuweisungen von Seiten Divis‘ gegenüber seinem Backup gibt es jedoch nicht.

„Ich habe es nicht gesehen, da ich zu diesem Zeitpunkt noch in der Kabine war. Aber generell gilt, wenn man bei drei Schüssen drei Tore bekommt, heißt das nicht immer, dass der Tormann Schuld ist. Man kann auch drei Unhaltbare auf den Kasten bekommen, dann kann der Keeper schlicht nichts dafür“, bezieht der 36-Jährige Stellung.

Mentale Belastung für die Spieler

Nach der Niederlage war die Stimmung beim selbst-erklärten Meister-Kandidaten natürlich getrübt.

„Wenn man nach dem letzten Spiel so enttäuscht ist, braucht man ein paar Tage, bevor man sich auf die nächste Aufgabe konzentrieren kann. Aber ich habe am Freitag im Training gemerkt, dass die Stimmung schon wieder besser ist und einige Spieler sind auch nach der Grippe wieder voll fit“, so Trainer Tommy Samuelsson, der bei den Caps wohl mehr als Mental-Coach fungieren muss, als ihm wahrscheinlich lieb ist.

„Tommy war natürlich eine Art Mentaltrainer, denn während so einer Saison ist es nie einfach. Mittlerweile haben die Spieler, die es brauchen, auch begonnen mit einem Mentaltrainer zu arbeiten. Es weiß jeder Spieler selbst, was er braucht und ich hoffe, dass alle die Not erkannt haben“, appelliert Pinter an jeden einzelnen.

Daran, dass die Saison für die Wiener bereits am 14. Februar beendet sein könnte, glaubt in den eigenen Reihen niemand.

„Wir spielen in Znaim und Graz. Diese Spiele haben wir in der Vorrunde gewonnen. Dann haben wir zu Hause Villach und Jesenice. Wir sind zuversichtlich, dass wir das heuer noch packen werden“, glaubt Divis an die Qualifikation für die Postseason.

Trainer Samuelsson bläst in das selbe Horn.

„Wir sind in einer schwierigen Situation, aber solange die theoretische Chance besteht sich für die Playoffs zu qualifizieren, ist alles offen“, versprüht der Schwede Optimismus.

Die einfachen Dinge machen

Den Grund, warum es für die gebeutelten Hauptstädter doch noch klappen wird, liefert Angreifer Pinter.

„Es hat jeder erkannt, wie wichtig es auch für die Stadt und den Verein ist ins Playoff zu kommen. Wir werden es schaffen, weil jeder zu 100 Prozent dabei, fit und gesund sein wird“.

Unterstützung bekommen die Wiener von einem Mann, der wohl näher an der Mannschaft dran ist wie kein anderer und dennoch auf dem Eis nicht helfen kann. Der verletzte Rafael Rotter, der nach seiner Knieverletzung in drei Wochen wieder mit dem Eistraining beginnen will, spricht sich für seine Teamkollegen aus.

„Wir haben die Qualität und mit Andre Lakos ist auch ein Schwung gekommen. Man sieht, dass die Mannschaft anders auftritt, kämpft und die Drecksarbeit macht. Es ist wichtig, dass man den Körper aufopfert, wenn andere Dinge nicht funktionieren, wie zum Beispiel, dass die Hände nicht gehen. Die einfachen Dinge kann man immer machen. Wenn man 60 Minuten kämpft, kann einem am Ende keiner einen Vorwurf machen. Ich zähle auf die Truppe“.

Starke Charaktere

Doch die Partie in Tschechien ist nur der Anfang einer vier Spiele zählenden Endspiel-Serie. Sollte man auswärts gewinnen, folgt am Dienstag gegen den VSV ein Heimspiel. Zuletzt haben die Capitals ihre Zuschauer nicht gerade verwöhnt, was sich auf die Besucherzahlen in Wien Kagran ausgewirkt hatte. Ein Umstand, den Pinter durchaus nachvollziehen kann.

„Die Leute haben das gute Recht eine kämpfende Mannschaft zu sehen und das war nicht immer der Fall. Es haben sich einige ein bisschen aufgegeben und das verdienen die Fans nicht. Wir wollen das auch nicht und die Situation war wirklich schwer. Ich habe so etwas in meiner Karriere bis dato noch nie erlebt und wir müssen einfach mit mehr Leidenschaft an die Sache gehen“, gelobt der gebürtige Kärntner Besserung für die ausstehenden Heimspiele.

Angst, dass der Druck belastend und lähmend auf die Truppe wirken könnte, hat Pinter nicht.

„Die Stimmung ist mittlerweile wieder gut, denn wir wissen, dass wir noch eine Chance aufs Playoff haben. Wir müssen das Beste daraus machen, denn wir haben sehr starke Charaktere in der Mannschaft und Spieler, die auch schon in schwierigen Situationen den Kopf noch aus der Schlinge gezogen haben. Jetzt halten alle zusammen und ich muss sagen, ich habe ein gutes Gefühl.“

Sebastian Rauch