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"Das ist unglaublich frustrierend"

Nächste Hiobsbotschaft für die Vienna Capitals. Das Verletzungspech klebt den Stürmern förmlich an den Kufen.

Nach den Ausfällen von Francois Fortier, Filip Gunnarsson und Philipp Pinter, hat es nun den nächsten im Bunde erwischt.

Rafael Rotter wird in dieser Saison wohl kein Spiel mehr für den letztjährigen Halbfinalisten bestreiten.

Wie sich am Dienstag bei genauerer Untersuchung herausstellt, erlitt der 174 Zentimeter große Wiener im Ligaspiel am Sonntag in Znaim eine schwere Knieverletzung.

„Ich wurde von einem Spieler gehalten und ein anderer hat mich umgecheckt. Dadurch wollte mein Körper in die eine und das rechte Knie in die andere Richtung“, beschreibt der Capitals-Angreifer gegenüber LAOLA1 den Unfallhergang.

Der Ausfall des Nationalspielers wiegt schwer. Der 24-Jährige ist einer der Erfolgsgaranten der Caps und neben dem ebenfalls verletzten „Sniper“ Fortier und Kapitän Benoit Gratton ein Drittel der Parade-Linie, die im letzten Jahr jede Defensive in Angst und Schrecken versetzte.

„Einen Topspieler wie Rotter kann man nicht leicht ersetzten“, weiß auch Trainer Tommy Samuelsson.

Pechvogel Rotter hat mit LAOLA1 gesprochen und gibt Aufschluss über die Verletzung, seinen Gemütszustand und seine Perspektiven.

LAOLA1: Rafael, wie geht es dir nach dieser Diagnose?

Rafael Rotter: Es geht so. Die Gefühlslage ist nicht gerade sehr berauschend. Ich bin ein bisschen frustriert und ehrlich gesagt schon ein bisschen fertig.

LAOLA1: Wie lautet die genaue Diagnose?

Rotter: Ich bin mir ehrlich gesagt noch nicht ganz sicher, aber es handelt sich um das vordere Kreuzband, das entweder gerissen oder eingerissen ist. Auf jeden Fall muss ich operiert werden.

LAOLA1: Wann und wo soll der Eingriff erfolgen?

Rotter: Anfang nächster Woche soll es über die Bühne gehen, aber ich habe jetzt noch nichts fixiert. Wer genau die Operation durchführen wird, weiß ich im Moment noch nicht, aber ich denke, dass unser Teamarzt das übernehmen wird.

LAOLA1: Kannst du den Unfallhergang nochmals schildern?

Rotter: Ich wurde von einem Spieler gehalten und ein anderer hat mich umgecheckt. Dadurch wollte mein Körper in die eine und das rechte Knie in die andere Richtung. Dann habe ich nur noch einen Schnalzer gespürt. Das Ganze ist ziemlich schnell gegangen, aber ich habe gleich gewusst, dass etwas nicht in Ordnung ist.

LAOLA1: Würdest du deinen Gegenspielern, die an der Situation beteiligt waren, einen Vorwurf machen. War es ein böswilliges Foul?

Rotter: Nein, in keiner Weise. Es war in einer normalen Spielsituation und nicht einmal ein Foul. Es ist so schnell gegangen, aber da war keine Absicht dahinter. Ein normaler Zweikampf.

LAOLA1: Es heißt Verletzungen gehören zum Sport dazu. Wie niederschmetternd ist dennoch so eine Diagnose?

Rotter: Ich hatte in den letzten drei Jahren wirklich großes Verletzungspech und ich bin in jeder Saison für längere Zeit ausgefallen. Das Risiko nehmen wir auf uns, denn der Sport ist sehr hart und es gibt viele Verletzungen. Gerade der Knie- und Schulterbereich ist sehr gefährdet im Eishockey.  Aber auf einen so langen Ausfall kann man nicht vorbereitet sein. Ich war sehr gut in Form, hab in der Pre-Season wirklich hart an mir gearbeitet und habe mir für die Saison sehr viel vorgenommen. Da ist so ein Rückschlag natürlich sehr frustrierend.

LAOLA1: Wie schwer ist es für dich, die Diagnose zu akzeptieren?

Rotter: Es macht einen total fertig, wenn man weiß, dass man plötzlich zum Zuschauen verdammt ist. Ich war, wie gesagt, schon öfter verletzt und weiß wie das ist, wenn man nur noch Außenstehender ist und die Mannschaft auf dem Eis sieht. Man fühlt sich dann nicht mehr zugehörig und ein wenig ausgeschlossen.

Rotter wird nach seiner Verletzung vom Eis geführt

LAOLA1: Laut Presseaussendung fällst du die gesamte Saison aus. Was wurde dir gesagt, wie lange es dauern würde, bis du wieder einsatzfähig bist?

Rotter: Ich glaube, es ist ziemlich fix, dass es die gesamte Saison sein wird. Wenn ich in fünf Monaten schon zurückkehren sollte, wäre das natürlich super. Werden daraus sechs, ist das auch noch gut und komme ich erst nächste Saison zurück, kann ich auch nichts dagegen machen. Es gehört leider dazu und es gibt schlimmere Dinge im Leben. Ich bin abgesehen von der Verletzung noch gesund und im Stande nach einer Pause meinen Sport wieder auszuüben. Ansonsten fehlt es mir an Nichts.

LAOLA1: Hast du schon mit anderen Spielern gesprochen, die eine solche Verletzung hatten?

Rotter: Schon alleine in unserer Mannschaft gibt es Spieler, die ähnliches erlebt haben. Enge Freunde von mir sowie Spieler aus Klagenfurt, mit denen ich in Kontakt bin, haben diese bittere Erfahrung machen müssen. Ich werde natürlich auch mit ihnen über die Sache sprechen. Kernpunkt ist aber, dass wir ein professionelles Ärzteteam im Verein haben und ich auch einen privaten Arzt. Von denen werde ich einen Plan für die Physiotherapie zusammengestellt bekommen. Außerdem erwäge ich wegzufahren und mich woanders zusätzlich behandeln zu lassen.

LAOLA1: Hat Trainer Samuelsson schon mit dir gesprochen?

Rotter: Ja, wir haben uns schon zusammengesetzt und über die Situation gesprochen. Er kann nachvollziehen, wie schwer das Ganze für mich ist. Er sieht es als äußerst wichtig an, dass ich nun weiterhin mit der Mannschaft in Kontakt stehe.  Am Vormittag kann ich mit den Spielern trainieren, denn ich kann die Oberkörper-Workouts trotz des Knies weiterhin machen. Wer weiß, wie lange es dauert, bis ich wieder aufs Rad kann. Vielleicht ist dies ja schon kurz nach der OP wieder möglich. Ich soll auch hin und wieder zu den Auswärtsspielen mitfahren und bei den Heimpartien unten an der Bank stehen. Um einfach dabei zu sein. Das ist wichtig für den Kopf, dass ich weiterhin ein Teil der Mannschaft bin.

LAOLA1: Danke für das Gespräch, viel Glück für die OP und gute Besserung.

Das Interview führte Sebastian Rauch