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Rotter hadert mit seinem Schicksal

Rotter hadert mit seinem Schicksal

Rafael Rotter ist derzeit nicht zu beneiden.

Der Stürmer der Vienna Capitals fällt verletzungsbedingt aus. Schon wieder.

Es ist noch nicht lange her, da meldete sich der 25-Jährige nach seiner schweren Knieverletzung, die ihn fast die gesamte letzte Saison außer Gefecht gesetzt hatte, zurück.

Nach nur zwei Spielen in seinem geliebten gelb-schwarzen Jersey ist aber vorerst wieder Schluss mit Eishockey. Ein Knochenmarksödem am Handgelenk, zugezogen im zweiten Spiel der European Trophy bei HV 71, verdammt Rotter erneut zum Zuschauen. Wie lange er ausfallen wird, ist derzeit noch unklar.

Im Moment gibt es noch keine Angaben bezüglich der Verletzungsdauer. Das wird mir erst gesagt“, gibt der Wiener etwas niedergeschlagen gegenüber LAOLA1 zu Protokoll.

In der Stimme des sonst so frohmutigen Angreifers schwingt eine gewisse Tragik mit. Die Strapazen der letzten Monate und der erneute Ausfall auf unbestimmte Zeit scheinen nicht spurlos an ihm vorbei gegangen zu sein. Dennoch gibt sich Rotter als Kämpfer und spricht neben der mentalen Belastung des erneuten Ausfalls auch über das anstehende Pula Game, die Konkurrenz durch Tony Romano und Wertschätzung bei den Kollegen.

LAOLA1: Du hast fast die gesamte letzte Saison aufgrund einer Knieverletzung verpasst. Nun fällst du erneut auf unbestimmte Zeit aus. Wie schwer ist das für dich psychisch zu verarbeiten?

Rafael Rotter: Natürlich ist das nicht einfach für mich, denn ich habe mich sehr darüber gefreut nach so langer Zeit wieder zu spielen. Es war unter anderem ein Ziel von mir, in Pula dabei zu sein. Dieses Spiel im Amphitheater ist ein einmaliges Erlebnis und das zu verpassen, ist schon schwer zu verkraften. Es bleibt mir aber nichts Anderes übrig, als positiv zu bleiben. Alles andere bringt mich ohnehin nicht weiter.

LAOLA1: Du sprichst die Pula-Games an. Ist es für die Spieler tatsächlich so etwas Besonderes, wie es von der Veranstaltern nach außen getragen wird?

Rotter: Das ist ein spezielles Ereignis und so etwas erlebt man vielleicht nur einmal im Leben. Die Kulisse in Pula ist einzigartig. Das ist etwas Tolles und es wird jeder genießen. Wenn man da mitspielt, wird es einem wahrscheinlich erst auf dem Eis klar, wie cool das Ganze ist. Die Familien der Spieler fahren auch alle hin und das wird ein richtig schöner Event. Schade, dass ich nicht dabei sein kann.

Rafael Rotter ist derzeit vom Pech verfolgt

LAOLA1: Habt ihr bei den Capitals einen Mentaltrainer mit dem du über die psychische Belastung deines Ausfalls sprechen kannst?

Rotter: Nein, so etwas gibt es nicht. Meine Freunde stehen mir zur Seite und die Mannschaftkollegen sind auch immer da. Das hilft natürlich, aber derzeit bin ich ziemlich ratlos und verzweifelt. Sobald ich wieder aufs Eis und spielen kann, wird sich das hoffentlich bessern.

LAOLA1: Heißt das, dass du im Moment gar nicht trainieren kannst?

Rotter: Eislaufen geht natürlich schon, aber mit der Scheibe kann ich nichts machen.

LAOLA1: Wie kam es zu der Verletzung?

Rotter: Im zweiten Spiel gegen die Finnen (HV 71, Anm.) ist das passiert. Ich bin aufs Tor gefahren und hab das Handgelenk in die falsche Richtung gedreht.

LAOLA1: Würdest du von dir selbst sagen, dass du ein verletzungsanfälliger Spieler bist?

Rotter: In den letzten drei Jahren war ich schon ziemlich viel verletzt, aber früher war das nie der Fall. Es ist derzeit auch viel Pech dabei. Solche Zeiten, in welchen es nicht klappt, gehören leider zum Sport dazu. Ich kenne meinen Körper und fühle mich im Prinzip gut. Ich habe keine schwerwiegenden Probleme, die mich langfristig in meiner Karriere behindern.  Bei einem so kontaktfreudigen Sport wie Eishockey, ist es nicht ungewöhnlich, dass es zu solchen Verletzungen kommt. Ich bin eben derzeit nicht vom Glück verfolgt.

LAOLA1: Reist du bei Auswärtsspielen der Mannschaft mit oder bleibst du in Wien?

Rotter: Ich bin bisher schon mitgereist, aber ich habe in den nächsten Tagen eine spezielle Therapie, die den Heilungsverlauf beschleunigen soll. Aus diesem Grund bin ich in Wien geblieben.

LAOLA1: Wie sieht der Austausch mit dem Trainer aus? Stehst du in ständigem Kontakt mit Tommy Samuelsson?

Rotter: Wir verstehen uns gut und der Coach hat selber lange Eishockey gespielt, kann sich deshalb sehr gut in meine Lage versetzen. Er weiß, dass die erneute Pause für mich nicht sehr lustig und frustrierend ist. Er versucht, mich positiv zu stimmen und er wird mich nach dem Auswärtsspiel anrufen, mir das Ergebnis mitteilen und sich nach mir erkundigen.

LAOLA1: Mit Tony Romano steht ein neuer Stürmer bei den Caps auf dem Prüfstand, der gleich zu Beginn zu überzeugen wusste. Bangst du ein wenig um deinen Platz in der ersten Linie und stresst dich die Konkurrenz-Situation?

Rotter: Nein, das stresst mich gar nicht. Es freut mich, wenn ein Spieler zu der Mannschaft stößt und ihr mit seinen Fähigkeiten weiterhilft. Tony ist körperlich fit, jung, dynamisch und sieht auf dem Eis sehr gut aus. Gedanken um meinen Platz mache ich mir nicht. Ich hoffe, dass die Mannschaft und der Coach wissen, was ich kann und sich auf mich verlassen. Es sollte immer einen gewissen Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft geben, aber im Moment wäre ich einfach nur froh, wenn ich wieder aufs Eis kann. In welcher Linie ich spiele, ist mir völlig egal. Wo ich der Mannschaft helfen kann, dort soll man mich einsetzen. Ob in der ersten oder vierten Reihe, spielt für mich keine Rolle.

LAOLA1: Manny Viveiros hat dich auch nicht vergessen und in den Teamkader für das Jubiläumsspiel gegen Deutschland berufen. Du wirst nicht spielen können, wie wichtig ist für dich dennoch die Wertschätzung, die dir durch diese Nominierung entgegengebracht wird?

Rotter: Das tut mir gut. Es ist ein großes Ziel von mir, in diesem Jahr wieder zum Team zu stoßen. Ich möchte an die Leistungen vor meiner Verletzung anknüpfen und einen Fixplatz im Team haben. Das Nationalteam ist für mich eine Frage der Ehre und die WM in Schweden und Finnland ein absolutes Wunschziel. Davor muss ich aber fit werden und mich beweisen. Es ist eine große Hilfe zu wissen, dass der Nationaltrainer weiterhin an mich denkt und nicht auf mich vergessen hat.

Sebastian Rauch