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Lukas: "Ich bin kein Wiener mehr, ich bin Linzer"

Lukas:

„Vota, kumm her!“, schreit Philipp Lukas durch die Katakomben der Linzer Eisarena.

Nach der neuerlichen Aufforderung schlägt sich Lukas senior durch die Menschenmassen, gelangt schließlich vor die Kabine der Black Wings und umarmt seinen Sohn.

Der stolze Vater war nicht der einzige an diesem Sonntagabend, der den Crack in die Arme nahm. Spieler, Betreuer und vor allem Fans herzten ihren Sympathieträger und beliebten Cableguy ("Des is peinlich!") - getreu dem Motto „Oh Captain, my Captain“.

Ein Highlight jagt das nächste

Schließlich ist der 32-Jährige, der am Tag danach seinen Playoff-Bart verlor und rund um den 20. April zum ersten Mal Vater werden wird ("Das nächste absolute Highlight"), der Kapitän des frisch gebackenen Eishockey-Meisters, der Black Wings Linz.

Und damit Nachfolger von Rick Nasheim, unter dessen „Rigide“ Lukas seinen ersten Titel mit den Oberösterreichern einfuhr.

„Er war einer meiner Vorbilder", hält der Stürmer, der den 4:1-Finalsieg über den KAC mit seinem Shorthander-Tor in Spiel eins eröffnete, fest.

LAOLA1 sprach in der Stunde des großen Erfolges mit dem ehemaligen Nationalstürmer, der damals als 20-jähriges Babyface nach Linz kam und nie wieder ging.

LAOLA1: Was geht dir nach dem errungenen Meistertitel durch den Kopf?

Philipp Lukas: Es ist schwer in Worte zu fassen, ein unbeschreibliches Gefühl. Wir haben neun Monate hart darauf hingearbeitet, um jetzt ganz oben zu stehen. Mit dieser Gruppe, diesem Verein, diesem Vorstand, diesem Trainerstab, diesen Betreuern, den Spielerfrauen – es ist einfach unglaublich.

LAOLA1: Wie zäh war es den vierten Sieg zu Hause einzufahren?

Lukas: Man muss dem KAC gratulieren. Sie haben eine schwierige, durchwachsene Saison gehabt, aber am Ende ihr bestes Eishockey gefunden. Sie waren ein ebenbürtiger Gegner, jedes Spiel war hart umkämpft. Auch in diesem Spiel stand es auf der Kippe, wir haben aber alles daran gesetzt, dass es nicht mehr kippt. Ich bin stolz auf jeden einzelnen.

LAOLA1: Hat die beste Mannschaft dieser Saison den Meistertitel eingefahren?

Lukas: Ich denke schon. Wir haben am Ende unterstrichen, was wir das ganze Jahr produziert haben. Wir waren praktisch die komplette Saison an der ersten Stelle. Das ist auch nicht einfach, vorne wegzuspielen und immer diese Leistungen zu bringen. Somit riesige Gratulation an unseren Trainerstab, der uns immer top vorbereitet hat. Es macht richtig Spaß, unter so professionellen Coaches zu arbeiten. Und dass wir die Leistung am Ende so abrufen konnten, ist sicher ein riesiger Verdienst unserer Trainer.

LAOLA1: Rob Daum hat aus den Black Wings binnen eines Jahres ein Championship-Team gemacht. Wie?

Lukas: Er hat riesige Veränderungen in dieser Organisation vorgenommen und auch in der Mannschaft selbst. Sie wurde größtenteils von ihm zusammengestellt. Wie schon gesagt, es macht einfach viel Spaß für einen Profi wie ihn zu arbeiten. Die Arbeit über neun Monate hat sich bezahlt gemacht. Das gilt auch für Mark Szücs (Assistant Coach, Anm.), auch für den Vorstand, der vorbildlich gearbeitet hat. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, jetzt dort zu sein, wo wir sind.

LAOLA1: Du warst schon einmal Meister mit den Black Wings. Jetzt bist du es als Kapitän. Da muss dir das Herz doch ohne Ende aufgehen?

Lukas: Du nimmst mir die Worte aus dem Mund. Die ganze Saison bezeichne ich mich als Spieler wie jeder andere, am Ende dann den Pokal in die Höhe zu stemmen für diese Mannschaft, mit der man neun Monate fast jeden Tag zusammen verbringt, das ist ein sehr emotionales Gefühl - eine Schlacht aller Emotionen. Das muss man erst einmal realisieren und wird ein paar Tage dauern. Ich bin sehr stolz auf jeden einzelnen.

LAOLA1: Ist dieser Titel noch schöner als 2003?

Lukas: Sie sind beide sehr schön. Wer hätte gedacht, dass wir diesen Genuss noch einmal erleben dürfen? Wir wissen, wie schwierig es ist, um am Ende ganz oben zu stehen. Es gehören so viele Faktoren dazu. Danach fällt so viel Last von deinen Schultern. Solche Gefühle sind kaum zu beschreiben, das letzte Mal hatte ich es vor neun Jahren und es ist wieder kaum in Worte zu fassen.

LAOLA1: Du bist Nachfolger von Rick Nasheim als Meister-Kapitän der Black Wings. Das klingt wohl auch ganz gut.

Lukas: Ja! Als ich aufgewachsen bin, war er eines meiner Vorbilder. Diese Rolle nun von ihm zu übernehmen, ist sicherlich etwas Besonderes. Es ist überwältigend.

LAOLA1: Du bist gebürtiger Wiener, aber seit zwölf Jahren in Linz. Bist du noch Wiener?

Lukas: Eigentlich überhaupt nicht mehr, denn ich bin schon sehr lange hier. Ich bin sesshaft geworden und es freut mich einfach, mit dieser Stadt und ihren Fans diesen Titel zu feiern. Ich fühle mich sehr wohl.

LAOLA1: Dein Vertrag läuft aus, aber das ist wohl einen Formsache.

Lukas: Der Fokus lag bis zuletzt auf diesem riesigen Ziel, das wir erreicht haben. Das wird noch einige Tage zum Verarbeiten benötigen. Danach werden wir uns zusammensetzen.

 

Das Gespräch führte Bernhard Kastler