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"Intern kriselte es, wir zogen nicht an einem Strang"

„Die Saison 2011/12 beginnt gegen den KAC neu!“

Während des einwöchigen International Breaks betätigten die Vienna Capitals den Reset-Knopf. Nach ernüchternden rund vier Monaten soll die Trendwende eingeleitet werden.

Vor ausverkauftem Haus möchte der EBEL-Siebente gegen den Vize-Meister aus Klagenfurt (ab 19:10 Uhr im LIVE-Stream) seine treue Fan-Gemeinde versöhnen, das betont Philipp Pinter bei LAOLA1.

„Was wir ihnen bis dato geboten haben, war sehr peinlich. Die Zuseher bezahlen für den Besuch und haben es zumindest verdient, ein Team zu sehen, welches mit 105 Prozent Einsatzbereitschaft dabei ist. Das fehlte zuletzt“, geht der 26-jährige Angreifer mit den Kollegen und sich selbst hart ins Gericht.

Warum es zuletzt am Teamgeist haperte, welche Bedeutung gemeinsamen Bowling-Abenden zuteil wurde und wie wichtig der Rückhalt von den Tribünen ist, verrät der Villacher im Interview.

LAOLA1: Nach International Break und spielfreiem Dienstag steigen die Caps in den Liga-Betrieb ein. Wie konntet ihr die Pause nützen, um wieder die Köpfe frei zu bekommen?

Philipp Pinter: Einige Spieler waren etwas angeschlagen, die mussten ihre Therapie fortsetzen. Das Mannschafts-Training in dieser Woche verlief ganz gut. Wir haben hart an der Fitness trainiert, aber im Mittelpunkt stand der Zusammenhalt. Intern kriselte es, wir zogen nicht alle an einem Strang. Unter dem Strich war jeder unzufrieden. Da versuchte Trainer Tommy Samuelsson, mehr gruppenfördernde Dinge zu machen. Wir hatten Team-Buildung, Weihnachtsfeier, einige Meetings und waren Bowling spielen. Wir ließen unser Potenzial bereits aufblitzen, das müssen wir öfter umsetzen.

LAOLA1: Warum ist euch das zuvor nicht gelungen?

Pinter: Was genau das Problem war, kann ich auch nicht sagen. Durch die Mannschaft ist jedoch ein Ruck gegangen. Jeder hat mittlerweile realisiert, dass Feuer am Dach ist und solche Leistungen nicht akzeptabel sind. Diese Niederlagen-Serie nagte natürlich am Selbstvertrauen. Wir wurden sehr hoch gehandelt und verstärkten uns namentlich sehr gut, letztlich ist es ein Team-Sport. Wenn die Chemie untereinander nicht so ist, wie sie sein sollte, läuft das Werk’l einfach nicht. Wir hatten auch mit sehr vielen Verletzten zu kämpfen. Einige Spieler liefen wochenlang angeschlagen auf, außerdem kann man Hochkaräter wie Rafael Rotter oder Jonathan Ferland nicht problemlos ersetzen. Dafür haben wir auch nicht die Dichte im Kader. All das führte zu gewisser Verunsicherung und Verkrampfung. Für uns kam die Pause zur richtigen Zeit. Körperlich sind wir in Topform, es waren nur mannschaftliche Mängel. Die Akteure kämpften nicht füreinander, untereinander herrschte Unzufriedenheit. Auch neutrale Beobachter bemerkten das.

LAOLA1: Inwiefern erreicht euch Trainer Samuelsson mit seinen Vorgaben noch?

Pinter: Mich haben schon mehrere Leute darauf angesprochen, ob vor allem die Nordamerikaner mit dem schwedischen Trainer nicht zurecht kommen und dadurch gegen ihn gespielt wird. Das gehört ganz deutlich zurückgewiesen, es ist kompletter Schwachsinn. Es gibt wirklich viele Akteure, die zuvor noch nie mit so einem Fachmann arbeiteten. Wir setzten die Vorgaben nicht um, aus welchem Grund auch immer. Vielleicht war es Dummheit oder Arroganz. Mir ist vorgekommen, dass wir als Mannschaft in gewissen Situationen dachten, allein mit unserem Talent gemütlich Spiele zu gewinnen. Einige haben erst jetzt begriffen, dass man in dieser Liga zu 110 Prozent bereit sein muss. Sonst können wir bald einen Urlaub buchen.

LAOLA1: Der Spielplan ist dicht gedrängt. Läutet die KAC-Partie bereits die entscheidende Phase im Kampf um die Playoffs ein?

Pinter: Vorstand, Trainer und Mannschaft haben klipp und klar gesagt: Alles was passierte, ist wieder vergessen. Egal auf welchem Tabellen-Platz wir stehen - ich weiß es eigentlich gar nicht - und wie viele Niederlagen wir zuletzt kassierten, die Saison 2011/12 beginnt gegen den KAC neu. Das ist bei uns in den Köpfen drinnen. Wir müssen jetzt eine Serie starten, denn es sind nur mehr zwölf Begegnungen bis zur Zwischenrunde. Unser Ziel ist, unter die besten Sechs zu kommen - eine schwere Aufgabe. Wir schauen nicht auf die Gegner, sondern nur auf uns. Wir können jeden Verein schlagen, ob auswärts oder zu Hause. Ab jetzt wollen wir uns so präsentieren, wie uns viele Experten eingeschätzt haben.

LAOLA1: Die Unterstützung der Fans ist euch jedenfalls garantiert. Gibt dir die ausverkaufte Halle den nötigen Extra-Kick?

Pinter: Eine ausverkaufte Halle pusht uns natürlich, den Fans gebührt sowieso ein Dankeschön. Was wir ihnen bis dato geboten haben, war sehr peinlich. Die Zuseher bezahlen für den Besuch und haben es zumindest verdient, ein Team zu sehen, welches mit 105 Prozent Einsatzbereitschaft dabei ist. Das fehlte zuletzt und verdient jeder der zahlreichen Anhänger, die in jeder Phase hinter uns stehen.

LAOLA1: Deine Vorfreude auf den KAC ist durch die Herkunft bedingt groß.

Pinter: Ich spiele gegen Klagenfurt als Villacher allgemein gerne. Für mich ist wichtig, dass wir einfach als Mannschaft gut auftreten. Ich hatte zuletzt einige Verletzungen, bin aber wieder halbwegs fit. Ich konnte die einwöchige Pause für die Therapie nützen, jetzt möchte ich mich von meiner besten Seite präsentieren. Dementsprechend habe ich mich quasi für die neue Saison vorbereitet.

LAOLA1: Du musstest dich heuer mit einigen Blessuren herumschlagen. Wie frustrierend ist das?

Pinter: Im ersten Vorbereitungsspiel habe ich mir die Schulter luxiert, lange stand eine Operation im Raum. Wir entschieden uns, den Eingriff nicht vorzunehmen. Da wäre die Saison nämlich im August zu Ende gewesen. Das hatte ich ganz gut im Griff und auch der Liga-Auftakt verlief gut. Und plötzlich reiße ich mir den Latissimus (Anm.: Rückenmuskel). Wie das passiert ist, weiß ich bis heute nicht. Ich spielte unter Schmerzen weiter, ebenso wie vor drei Wochen, als ich mir die Adduktoren zerrte. Man möchte der Mannschaft helfen, obwohl es kaum möglich war, einen schnellen Schritt zu machen. Ich hoffe, es geht jetzt wieder aufwärts. Morgen wird es bestimmt perfekt passen.

LAOLA1: Für die Capitals beginnt die Saison neu, wie sehen die verfrühten Neujahrs-Vorsätze aus?

Pinter: Jeder Spieler muss einfach bis zum Umfallen für den anderen fighten. Man sollte nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen und sagen, der bringt seine Leistung nicht, der ist überbezahlt. All das ist scheiß-egal. Wenn wir als Team zusammenrücken, ist für uns noch alles möglich. Was ich die letzten Tage gesehen habe, sieht es wirklich sehr gut aus. Die Spieler haben Spaß untereinander, es befinden sich super Charaktere im Kader.

LAOLA1: Und persönlich?

Pinter: Für mich ist am wichtigsten, dass ich gesund bin. Ich will einfach mehr Leadership-Aufgaben übernehmen. Als es zuletzt nicht so lief, machte ich mir selbst Vorwürfe. Da zweifelt man an sich, ob man nicht selbst hätte mehr zeigen können, um den Rest mitzureißen. Natürlich ist Konstanz immer nötig, aber besonders die Effizienz wäre im neuen Jahr wichtig. Die Chancen, die sich mir bieten, möchte ich verwerten und nicht so kläglich vergeben.

Das Gespräch führte Christoph Köckeis