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"Koch sollte ins Ausland gehen"

Rick Nasheim ist eine lebende Legende.

Der gebürtige Kanadier ist allen Eishockeyfans der 90er Jahre in Österreich ein Begriff. Im Trikot der VEU Feldkirch gewann der Stürmer fünf Mal den Meistertitel und feierte mit den Vorarlbergern in der Saison 1997/98 den Titel in der European Hockey League.

Insgesamt verbuchte der mittlerweile 48-Jährige in 584 Spielen für die VEU 916 Punkte. Mit 471 Toren ist er der beste Torschütze in der Geschichte des Vereins und belegt mit 445 Assists hinter Gerhard Puschnik (490) den zweiten Platz in der ewigen Bestenliste.

In der Finalserie 1995/96 schaffte der linke Flügel das bisher einmalige Kunststück in einem einzigen Endspiel sechs Tore zu erzielen. Gegner am 14. März 1996 war damals der KAC.

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Nach erfolgreichen Jahren in Feldkirch, mit einem einjährigen Gastspiel beim WEV, wechselte er im Jahr 2000 zu den Black Wings Linz, mit welchen er bei seinem dreijährigen Gastspiel erneut die österreichische Meisterschaft gewinnen konnte.

Seine aktive Karriere ließ er in der Saison 2003/04 erneut bei der VEU ausklingen, bevor er in Linz als Co-Trainer anheuerte. In weiterer Folge, sprich im Sommer 2010, kehrte er Österreich den Rücken, um als Assistant Coach zu ERC Ingolstadt in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zu wechseln.

Doch obwohl „Tricky Ricky“ nun seit über einem Jahr in Deutschland tätig ist, verfolgt  er die EBEL weiterhin und auch das Nationalteam liegt dem eingebürgerten Kanadier, der selbst zehn Jahre im rot-weiß-roten Jersey spielte, am Herzen.

Für LAOLA1 hat sich Rick Nasheim die Zeit genommen und über die Black Wings, die Erste Bank Eishockey Liga, den Mangel an österreichischen Legionären in der DEL und das Nationalteam gesprochen.

LAOLA1: Rick, wie gefällt es dir in Ingolstadt?

Rick Nasheim: Ich fühle mich wohl in Bayern. Wir sind gut in die Saison gestartet und stehen nun an dritter Stelle. Allerdings ist es auch sehr eng und einige Mannschaften spielen um die Playoff-Plätze mit.

LAOLA1: Warum hast du Österreich verlassen?

Nasheim: Ich wollte einfach etwas Neues ausprobieren. Ich war seit 1987 in Österreich und hatte die Möglichkeit in die DEL zu kommen. Das habe ich natürlich wahrgenommen. Die Nähe Ingolstadts zu Feldkirch, wo meine Familie lebt, war natürlich auch ein Grund. Die Liga ist gut und es ist spannend neue Spieler kennenzulernen und zu erfahren wie in Deutschland gearbeitet wird.

LAOLA1: Was sind die Unterschiede zu der Erste Bank Eishockey Liga?

Nasheim: Es geht sehr professionell zu und die Liga in dieser Konstellation gibt es schon sehr lange. Die Dinge sind sehr klar geregelt und man hält sich auch an diese Regeln. Bitte nicht falsch verstehen, ich möchte damit der EBEL nicht die Professionalität absprechen, aber in Deutschland ist es noch eine Spur besser organisiert.

LAOLA1: Wie ist der Ruf der EBEL in Deutschland?

LAOLA1: Die Liga genießt hier eine gute Reputation. Man hat in der Vorbereitung gesehen, dass die österreichischen Mannschaften durchaus mithalten können und es waren einige gute Spiele dabei. Der Unterschied ist, dass DEL-Klubs eine gute Linie mehr haben. In Deutschland darf man zehn Ausländer einsetzen, hat eine schlagkräftige dritte Reihe und die Teams haben schlicht mehr Tiefe im Kader.

Rick Nasheim und Mark Szcüs feiern mit Linz die Meisterschaft
LAOLA1: Hast du noch Kontakt nach Linz?

Nasheim: Mark Szücs ruft mich oft an. Er ist neu im Geschäft und er arbeitet mit demselben Videosystem wie ich. Wir tauschen uns viel aus.

LAOLA1: Beobachtest du die EBEL noch?

Nasheim: Ja, natürlich. Immer, wenn es die Zeit erlaubt, sehe ich mir im Fernsehen die Spiele an. Außerdem erkundige ich mich via Teletext wie die Partien ausgegangen sind. Ich war so lange als Spieler und Trainer in Österreich, dass mich das logischerweise noch sehr interessiert.

LAOLA1: Dann wird dich der Erfolg der Black Wings doch sicher freuen?

Nasheim: Das ist wirklich super und wichtig für die Stadt und den Verein. Im Vorjahr ist es nicht gut gelaufen und die Zuschauerzahlen waren nicht die besten. Jetzt haben sie eine schlagfertige Mannschaft und die Halle ist immer voll.

LAOLA1: Wo siehst du die Unterschiede zum Vorjahr?

Nashheim: Das Grundlegendste sind mit Sicherheit die Spielertransfers. Sie haben die richtigen Leute geholt und diese haben sich perfekt integriert. Trainer Rob Daum wollte Spieler mit Charakter, die seinen Anweisungen genau folgen und sehr diszipliniert auftreten.

LAOLA1: Hat der Vorstand der Black Wings dich kontaktiert, als sie auf der Suche nach einem neuen Trainer waren? Warst du einer der möglichen Kandidaten?

Nasheim: Nein. Ich wollte das auch gar nicht. Mein Ziel war es wegzukommen und etwas Neues zu machen. Natürlich besteht die Möglichkeit, dass ich irgendwann nach Österreich zurückkomme, aber im Moment gefällt es mir in Ingolstadt.

LAOLA1: Du sprichst von einer möglichen Rückkehr. Wie sieht dein Plan für die Zukunft aus? Möchtest du demnächst auch mal als Head Coach fungieren?

Nasheim: Derzeit bin ich mit meiner Rolle als Co-Trainer sehr zufrieden, aber natürlich ist es mein Anspruch auch mal das Amt des Cheftrainers zu übernehmen. Aber ich habe schon in Linz viele Dinge neben dem Coaching gemacht und interessiere mich auch für andere Spektren des Sports. Meiner Meinung nach ist es wichtig viele verschiedene Meinungen und Felder kennenzulernen. Zum Beispiel würde ich auch gerne mit Spielern arbeiten, diese scouten und weitervermitteln.

LAOLA1: Wenn du dir eine Mannschaft auf der Welt aussuchen könntest, bei der du als Head Coach arbeiten könntest, welche wäre das?

Nasheim: Natürlich Feldkirch (lacht). Nein, ich habe mir darüber nie Gedanken gemacht. Ich blicke von Jahr zu Jahr und gehe meinen Weg schrittweise. Derzeit bin ich glücklich, da wo ich bin.

LAOLA1:  Kommen wir nochmals zurück zur DEL. Mit Andre Lakos spielt nur ein Österreicher in der höchsten Spielklasse. Sind die heimischen Cracks zu schlecht für die deutsche Liga?

Nasheim: Es gibt durchaus Spieler in Österreich, die das Zeug haben, um in der DEL zu spielen. Das steht außer Frage, aber gute Spieler verdienen in der EBEL einfach zuviel, um sie für deutsche Klubs interessant zu machen. Nehmen wir als Beispiele Thomas Koch oder Matthias Trattnig. Sie haben es gut in Österreich, also warum sollen sie wechseln?

LAOLA1: Willst du damit sagen, dass es an den Spieler selbst liegt und diese eigentlich gar nicht weg wollen?

Nasheim:
Meiner Meinung nach sollte es Koch im Ausland probieren. Trattnig hat es versucht und war in den USA und Schweden. Koch sollte es zum Beispiel in Übersee probieren, denn er ist ein guter Spieler. Aber er hatte es in Klagenfurt und zuvor auch in Salzburg fein. Es ist etwas, was die Spieler wollen. Wollen sie in Österreich bleiben, oder suchen sie eine neue Herausforderung?

LAOLA1: Du warst hierzulande lange aktiv und hast mit vielen heimischen Talenten zusammengespielt. Fehlt es den österreichischen Nachwuchs-Cracks an der Einstellung und der Mentalität?

Nasheim:
Was man nun mit der Nationalmannschaft vor hat, ist gut und ich hoffe, es funktioniert. Es wird versucht die Mentalität zu verändern, damit Spieler wieder den Stolz entwickeln, für Österreich zu spielen. Ich nehme mich als Beispiel, obwohl ich Kanadier bin: Ich habe zehn Jahre für Österreich gespielt und war bei jedem einzelnen Spiel stolz, dass ich das Trikot tragen darf. So muss es sein und ich muss zeigen, dass ich alles für meine Nation geben will.

LAOLA1: Haben die jungen Spieler überhaupt das Potenzial, um in Zukunft eine schlagkräftige Nationalmannschaft zu bilden?

Nasheim: Das ist eine gute Frage. Ich würde den Coaches jetzt einfach einmal Zeit geben und sie machen lassen. Gebt ihnen die Mittel und dann können sie auch etwas bewegen. Das ist sehr wichtig. In der Vergangenheit gab es viele Pläne, aber es wurde nur sehr wenig umgesetzt. Ich hoffe, dass Österreich in Zukunft eine starke Nationalmannschaft stellt. Ob man das Spielermaterial hat, weiß ich nicht, denn ich kenne mich bei den jungen Akteuren nicht so gut aus. Es gab die Generation mit Trattnig, Koch und Oliver Setzinger, aber man hat daraus zu wenig gemacht.

Das Interview führte Sebastian Rauch