news

Aquino - Die Lebensversicherung des Dornbirner EC

Aquino - Die Lebensversicherung des Dornbirner EC

Seine Quote sucht in der Erste Bank Eishockey Liga ihresgleichen.

Mit 35 Punkten nach 23 Spielen führt Luciano Aquino die Scorerwertung der Liga an. Außerdem ist der Italo-Kanadier in Diensten des Dornbirner Eishockey Clubs auch in der Kategorie „Assists“ mit 26 Vorlagen das Maß aller Dinge. (Hier geht's zu den Statistiken>>>)

Der kleine, quirlige Stürmer ist die Lebensversicherung der „Bulldogs“. Bei nicht weniger als 49,29 Prozent der DEC-Treffer hatte Aquino seinen Schläger im Spiel. Der Erfolg des „Ländle-Teams“ steht und fällt mit dem Import-Spieler.

Nach einem verkorksten Jahr in der DEL bei Ingolstadt, blüht der 27-Jährige in der EBEL richtiggehend auf. Aquino fühlt sich wohl in Dornbirn und glaubt, dass der Verein „in ein paar Jahren die Topadresse in Österreich“ sein wird.

Weiters ist er von dem einzigartigen Teamgefüge der Vorarlberger begeistert und spricht im LAOLA1-Interview über seine schwere Gesichtsverletzung, Bruder Anthony Aquino, der in Innsbruck gefeuert wurde sowie Trainer Dave MacQueen.

LAOLA1: Luciano, hast du erwartet, dass du von Beginn an so einschlagen wirst?

Luciano Aqunio: Nein, aber ich wurde verpflichtet, um in der Offensive Akzente zu setzen. Bis jetzt klappt das ganz gut und ich hoffe, es geht auch so weiter.

LAOLA1: Die Dornbirner Offensive steht und fällt mit dir. Warum schaffen es die anderen Mannschaften trotzdem nicht, dich aufzuhalten?

Aquino: Ich würde nicht sagen, dass ich nicht aufzuhalten bin. Die Mischung mit meinen Sturmkollegen funktioniert einfach und auch im Powerplay läuft es bisher sehr gut. Es ist komisch, denn im letzten Jahr (bei Ingolstadt, Anm.) bekam ich nur sehr wenig Eiszeit. Damals hatten wir viele ältere Spieler, die den Vorzug erhalten haben. Das war sehr frustrierend und wirkte sich auf meine Performance aus. In Dornbirn wird mir das Vertrauen geschenkt und bisher kann ich es mit Leistung zurückzahlen. Das ist sehr aufregend für mich.

LAOLA1: Somit war die Aussicht auf mehr Eiszeit ein Grund für dich nach Dornbirn zu wechseln?

Aquino: Sicherlich. Ich hatte auch noch andere Angebote aus Deutschland, doch das war nicht das Richtige für mich. Als die Anfrage aus Dornbirn kam, war ich sehr glücklich darüber, denn Coach Dave MacQueen kannte mich bereits aus meiner Jugendzeit.

LAOLA1: Du sagst, du kennst deinen Trainer schon lange. Was macht ihn aus?

Aquino:  Eine der herausragenden Eigenschaften, die Dave hat: er behandelt alle Spieler gleich. Nur weil er mich kennt, habe ich keinen Bonus. Er ist ein harter Knochen und das tut uns auch gut. Er sorgt dafür, dass die Harmonie stimmt, dass sich niemand benachteiligt fühlt und das sorgt für ein gutes Arbeitsumfeld.

>>>DEC vs. VSV am Freitag ab 19:10 Uhr im LAOLA1-LIVE-Stream<<<

LAOLA1: Wurde dir in euren Verhandlungen gesagt, dass man in Dornbirn quasi bei Null beginnt und binnen weniger Wochen ein komplett neues Team auf die Beine stellen muss?

Aquino: Ich wusste, dass sie aufgestiegen waren und eine neue Mannschaft bilden wollten. Von Anfang an wurde mir reiner Wein eingeschenkt und gesagt, sie arbeiten an einem langfristigen Projekt. Als Ziel wurden die Playoffs ausgegeben und das klang für mich nach einer tollen Herausforderung. Wenn man die Entwicklung sieht, die wir als Mannschaft genommen haben, ist das wirklich eine tolle Sache. Ich bin sehr froh, hier zu sein und aufgrund der Strukturen des Vereins bin ich der Meinung, in ein paar Jahren ist Dornbirn die Topadresse im österreichischen Eishockey.

LAOLA1: Du sprichst die Entwicklung der Mannschaft an. Wie ist der Zusammenhalt unter euch Spielern?

Aquino: Ich meine das jetzt ohne Übertreibung. Dornbirn ist die erste Station in meiner Karriere, in welcher wirklich alle Spieler miteinander auskommen. Es gibt keine nationen-bedingte Grüppchen-Bildung. Jeder kann mit jedem, egal ob Österreicher, Kanadier oder US-Amerikaner. Es ist fast schon unglaublich, wie man es hier geschafft hat, Spieler mit ähnlichem Charakter und Einstellung zusammenzubringen.

LAOLA1: Neben Andrew Kozek und dir sind aber kaum Spieler im Kader, die auch den Unterschied ausmachen können. Glaubst du, euch fehlt die Tiefe im Kader?

Aquino: Das sehe ich nicht so. Das Team ist auf mehrere Faktoren aufgebaut und die Mischung stimmt. Während die eine Linie fürs Scoren zuständig ist, hat eine andere Reihe defensivere Aufgaben. Jeder hat seinen Platz und weiß, was zu tun ist. Unser Problem ist jedoch das letzte Drittel. Wir haben bereits so viele Spiele in den letzten 20 Minuten verloren. In fast jedem Spiel haben wir bis zum Schluss mitgespielt, von daher könnten wir mit etwas Glück auch auf Rang sechs oder sieben stehen.

Aquino trifft mit Dornbirn am Freitag auf den VSV

LAOLA1: Wie erklärst du dir den Leistungsabfall im letzten Drittel?

Aquino: Das ist schwer zu sagen. Es ist sehr frustrierend. Wir sind alle Profis und wollen gewinnen, aber ich denke, es fehlt uns vielleicht ein wenig an Konzentration, wenn es dem Ende zugeht. In den nächsten Wochen kommen weitere Spieler von ihren Verletzungen zurück und dann haben wir wieder einen größeren Kader und werden mit Sicherheit überraschen. Eigentlich ist es für viele jetzt schon eine Überraschung, dass wir so auftreten, wie wir das bisher getan haben. Wenn wir alle gesund bleiben, sind wir ein heißer Kandidat für die Playoffs.

LAOLA1: Du sprichst die Verletzten an. Du selbst spielst immer noch mit einem Gitter-Visier. Kannst du kurz erläutern, warum?

Aquino: Ich musste mich im Sommer am Augenbraun-Knochen und der Nase operieren lassen, weil ich einen Puck abbekommen habe. Die Ärzte haben mich gewarnt, dass ich im Falle eines weiteren Unfalls die Karriere beenden müsse. Und außerdem gibt es auch noch ein Leben nach dem Sport. Mein Motto ist „Better save than sorry.“ Ich werde meine restliche Karriere mit Gesichtsschutz spielen müssen, allerdings sobald die Knochen geheilt sind, kann ich wieder das Halb-Visier tragen.

LAOLA1: Bist du durch die Verletzung noch beeinträchtigt?

Aquino: Es war in den ersten Monaten echt schwierig. Meine Nase musste wieder gerade gebogen werden. Zu Beginn hatte ich dadurch große Mühe zu atmen, denn ich bekam nicht genügend Sauerstoff durch die Nase. Durch die Behandlung eines sehr guten Arztes ist aber jetzt soweit alles wieder im Lot und ich muss eben warten, bis die Knochen vollends ausgeheilt sind. Ich rechne mit Mitte Jänner.

LAOLA1: Dein Bruder heuerte im Sommer in Innsbruck an, verließ die „Haie“ aber bereits wieder vor Saison-Start. Kennst du irgendwelche Details, warum es nicht geklappt hat?

Aquino: Ich habe ihn nie wirklich danach gefragt, aber er war glücklich mit der Entscheidung und der Verein offensichtlich auch. Er wollte nicht für einen Klub spielen, bei welchem er mit dem Trainer oder seinen Kollegen nicht so gut zurecht kommt. Er ist zurück in Italien und beide Seiten sind mit dem Deal zufrieden.

LAOLA1: Wolltest du ihm nicht Dornbirn schmackhaft machen?

Aquino: (lacht) Das ist nicht mein Business, ich bin nur hier, um Eishockey zu spielen.

LAOLA1: Dein Bruder spielt wieder in Italien. Ihr seid Kandier mit italienischen Wurzeln und du hast auch schon für das italienische Nationalteam gespielt. Würdest du gerne wieder für das Land deiner Vorfahren auflaufen?

Aquino: Das ist nicht so einfach. Damals habe ich nur bei einem Exhibition-Turnier für Italien gespielt, denn auf meinem IIHF-Datenblatt bin ich immer noch Kanadier. In Italien wirst du aber, wenn du zwei Jahre dort spielst, als Italiener geführt.  Als ich das Land verließ, wurde ich nicht mehr als Italiener betrachtet, obwohl ich wahrscheinlich italienischer bin, als so mancher, der für das Nationalteam spielt. Immerhin spreche ich die Sprache fließend und habe auch einen italienischen Pass. Ich würde sehr gerne wieder für Italien auflaufen, wenn man mir die Möglichkeit geben würde. Aber ich bin natürlich auch stolz, Kandier zu sein und vielleicht ergibt sich die Möglichkeit im Rahmen des Spengler Cups oder bei anderen Einladungs-Turnieren für Kanada zu spielen, was natürlich auch toll wäre. Ich selbst sehe mich sowohl als Kanadier als auch als Italiener.

Das Interview führte Sebastian Rauch

>>>DEC vs. VSV am Freitag ab 19:10 Uhr im LAOLA1-LIVE-Stream<<<