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Koch: "Gegen Znojmo beginnt eine neue Serie"

Koch:

Was war denn da los? Eishockey-Kärnten spielte am Sonntag verrückt. 22 Treffer in zwei Partien, 151 Minuten reine Spielzeit in Villach und Klagenfurt, plus EBEL-Playoff-Torrekord!

Die EBEL-Viertelfinal-Serie ist in dieser Saison besonders ausgeglichen, die Spannung ist kaum zu überbieten zu sein. Drei der vier Matchups werden mehr als vier Duelle benötigen, um einen Sieger zu ermitteln.

Besonders eng geht es in der Kärntner-Eishockeywelt zu. Der VSV, der im ersten Match in Salzburg noch kurz vor Ende an sich selbst scheiterte, sicherte sich vor eigenem Publikum den ersten Sieg in der Serie. Lokalrivale KAC verliert in einem nerven- und kräfteaufreibenden Krimi gegen Znojmo sein Heimrecht und ist am Dienstag (19:30 Uhr) bei den „Adlern“ gefordert.

Vor dem zweiten Auswärtsspiel der Rotjacken spricht KAC-Spielgestalter Thomas Koch bei LAOLA1 über das Marathon-Match, sein Jubiläum, Playoff-Traditionen und seinen persönlichen Mitschläfer im Hotel.

LAOLA1: Das zweite Spiel in der Serie ging nach 88 Minuten mit 5:6 verloren. Wie geht es dir nach einem solch intensiven Playoff-Match?

Thomas Koch: Am Tag danach ist man ein wenig angeschlagen, aber so etwas ist ganz normal. Es war eine lange Partie, sehr kräfteraubend, aber in den Playoffs gibt es keine Ausreden. Wenn die nächste Partie beginnt, bist du wieder einsatzfähig.

LAOLA1: Spürst du die zwei zusätzlichen Overtime-Drittel mehr als sonst?

Koch: Es ist klar, dass man die eineinhalb Extra-Drittel am nächsten Tag noch in den Beinen hat. Aber dafür haben wir ja den Regenerations-Tag.

LAOLA1: Hast du schon einmal ein derart langes Spiel erlebt? War es deine längste Partie bisher?

Koch: Ein ähnlich langes Match hatte ich, als ich noch bei Salzburg unter Vertrag stand. Da waren wir 2010 gegen die Black Wings in Linz im Finale. Doug Lynch hat uns damals in der 82. Minute zum Meistertitel geschossen. So etwas vergisst man als Spieler nicht so schnell.

LAOLA1: Wie sind solche Begegnungen für dich?

Koch: Das ist schwer zu sagen. Das Match steht auf des Messers Schneide, jeder Fehler kann die Partie entscheiden. Aber man ist fokussiert und versucht ruhig zu bleiben. Wenn ich anfangen würde, darüber nachzudenken, ist es schon zu spät. Im Grunde geht es um die Konzentration: Wenn man müde wird, macht man Fehler.

LAOLA1: Znojmo hat am Sonntag in der Serie ausgeglichen. Was müsst ihr im dritten Spiel anders machen, um zu gewinnen?

Koch: Wir haben eigentlich nicht viel falsch gemacht, es waren sogar viele gute Aktionen dabei, auf die wir aufbauen können. Unser einziges Manko sind die Gegentreffer. Wir bekommen einfach zu viele unnötige Tore, das müssen wir versuchen abzustellen. Vor allem wenn du in Tschechien jedes Mal fünf Mal treffen musst, das kann nicht funktionieren.

Koch und Setzinger - selbst im Schlafzimmer sind die beiden unzertrennbar

LAOLA1: Haben die Tschechen mehr Druck als der KAC?

Koch: Der Druck liegt eindeutig bei Znojmo. Die Tschechen waren im Grunddurchgang die drittbeste Mannschaft der Liga und bleiben weiterhin der klare Favorit in der Serie. Nichtsdestotrotz werden in den Playoffs die Karten neu gemischt.

LAOLA1: Wie siehst du die Chancen im Duell mit Znojmo?

Koch: Die Serie ist ausgeglichen und beide Teams haben die gleichen Chancen auf ein Weiterkommen. Es beginnt eine Best-of-Five-Serie, wo ich die Tschechen ein wenig als Favoriten sehe. 

LAOLA1: Hättest du dir einen anderen Gegner gewünscht?

Koch: Wir waren nicht in der Position, dass wir uns einen Gegner aussuchen konnten. Der Rest ist für mich reine Spekulation. Wenn man gepickt wird, ist man sowieso in der Außenseiter-Rolle. Aber wie man in der ausgeglichenen Viertelfinal-Serie sieht, sind alle Klubs sehr stark.

LAOLA1: Was sind die Stärken der „Adler“?

Koch: Die Südmähren sind ein klassisches Konter-Team. Sie sind technisch und eisläuferisch sicherlich eine der besten Mannschaften der EBEL. Die Cracks verfügen über einen unglaublichen Speed und sind technisch versiert und kaltschnäuzig. Viele Torversuche benötigen sie nicht, um erfolgreich zu sein.

LAOLA1: Die grandiose Stimmung in der tschechischen Halle ist in der ganzen Liga bekannt. Wie gefällt es dir in der „Hostan Arena“ (Fassungsvermögen: 5.500 Zuseher) aufzulaufen?

Koch: In dieser Halle ist es unbeschreiblich laut. Als Spieler freust du dich, vor so einem lautstarken Publikum aufs Eis zu gehen. Man ist viel schneller in der Partie, wenn die Fans die eigene oder auch die gegnerische Mannschaft nach vorne peitschen. Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in Znojmo in den Rink steige.

Thommy Koch 2011 - nach dem Championship-Winning-Goal gegen den KAC

LAOLA1: Kein Rasieren des Playoff-Bartes?

Koch: In den Playoffs hat der Rasierer natürlich Pause.

LAOLA1: Am Sonntag hast du deinen 600. EBEL-Punkt erzielt. Was bedeutet dir diese Marke?

Koch: Das ist natürlich toll, wenn man 600 Punkte in seiner Karriere erzielt. Aber ohne meine Mitspieler und die Mannschaften, in denen ich Teil sein durfte, hätte ich diese Anzahl nie erreicht. Da muss ich mich eigentlich bei allen herzlich bedanken.

LAOLA1: An welchen Punkt erinnerst du dich am liebsten zurück?

Koch: Puh, das ist schwer zu sagen. Es gibt einige Punkte, an die ich mich gerne zurück erinnere.  Einer war auf jeden Fall der Gamewinner für Salzburg 2011 in der Overtime in Klagenfurt. Das ist eine Geschichte, die ich nie vergessen werde. Die gesamte Serie war hochspannend und irrsinnig anstrengend für beide Teams. Reinhard Divis (Anm. damaliger Salzburg-Goalie) verletzte sich mit einem Sehnenriss in der Schulter. So kam der junge Höneckl als zweiter Keeper zum Zug. Wir waren mit 2:3-Siegen in der Serie im Rückstand und konnten den Pokal trotzdem gewinnen. Und dann mache ich in der Overtime das Championship-Winning-Goal. Da hat der Eishockeygott wohl auf mich heruntergeschaut.

LAOLA1: Bist du mit deiner bisherigen Saison zufrieden?

Koch: In dieser Meisterschaft gab es schwierige und bessere Phasen. Aber wenn man die ganzen Umstände betrachtet, mit denen wir gestartet sind, ist die Leistung unter dem Strich ok – zufrieden mit mir bin ich aber grundsätzlich nie. Erst dann, wenn wir am Ende den Pott in die Höhe halten und ganz oben stehen. Wir sind noch voll im Rennen und das muss uns allen bewusst sein.

LAOLA1: Würdest du dich als selbstkritischen Spieler bezeichnen?

Koch: Das unterschreibe ich dir sofort. Ich versuche jeden Tag besser zu werden, immer alles zu geben und weiß, dass diese Einstellung auch von mir erwartet wird. Wenn ich nicht so an mir arbeiten würde, hätte ich auch vermutlich keine Chance auf einen Stammplatz. Ich bin sehr selbstkritisch – Fehler treiben mich noch mehr an und motivieren mich, härter an mir zu arbeiten.

 

Das Gespräch führte Paul Preisig

LAOLA1: Von Klagenfurt nach Znojmo beträgt die Fahrtzeit mit dem Bus fünf Stunden. Wie lenkst du dich an einem Matchtag ab?

Koch: Als Eishockeyspieler habe ich schon einige Auswärtsfahrten mitmachen dürfen. Die meisten Mitspieler schauen sich diverse Serien oder Filme auf ihren Laptops an.

LAOLA1: Was machst du?

Koch: Direkt nach dem Wegfahren versuche ich eine Stunde zu schlafen. Danach mache ich es mir, so gut es geht, im Bus gemütlich, probiere zu relaxen und schaue mir eine Folge „Game of Thrones“ oder „The Blacklist“ an  – das ist ganz unterschiedlich.

LAOLA1: Aber in den Playoffs reist ihr bereits einen Tag früher an und übernachtet im Hotel, oder?

Koch: Genau, das ist auch angenehmer für uns Spieler. Bevor ich im Bus fünf Stunden lang herumliege, ist mir das Hotel schon lieber. Einfach das Zimmer verdunkeln und einzuschlafen, ist tausendmal angenehmer, als unbequem sich im Bus auszubreiten. 

LAOLA1: Schläfst du im Einzelzimmer oder hast du einen „Schlafpartner“?

Koch: Nein, nein. Ich teile mir mit Sturmpartner Oliver Setzinger das Zimmer.

LAOLA1: Wie schläft es sich so mit dem Wiener Linienkollegen?

Koch: Ja, ab und zu kann es schon ein wenig laut werden. (lacht) Habe aber stets Ohropax mit dabei.

LAOLA1: Zurück zu den Playoffs: Die „fünfte Jahreszeit“ ist im vollen Gange. Pflegst du irgendeine Form von Ritualen?

Koch: Jeder Spieler hat Rituale, die meisten wollen es nur nicht zugeben. Ich versuche mich dabei nicht zu sehr einzuschränken. Zum Beispiel stelle ich mir nicht die Uhr für gewisse Aktionen, wie Aufwärmen, eine Kleinigkeit essen oder ein kurzes Nickerchen. Das Einzige was für mich wichtig ist, sind die Vorbereitungen vor einem Spiel. Da weiß ich genau, was ich brauche, um perfekt vorbereitet in ein Match zu gehen.