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"In der Mannschaft hat es klick gemacht"

Raphael Herburger ist auf dem Weg zurück. Es ist ein beschwerlicher und steiniger Weg, den der KAC-Profi gehen muss.

Am zehnten Spieltag in Dornbirn bleibt der gebürtige Vorarlberger nach einem Check liegen. Die niederschmetternde Diagnose: Drei Bänder in der Schulter sind gerissen und das Schlüsselbein verschoben. Vorzeitiges Saisonaus nach nur zehn gespielten Runden.

Zwei Operationen an der lädierten Schuler und zahlreiche Therapiestunden folgen. Am Montag betrat der Nationalspieler nach drei Monaten erstmals wieder das Eis.

„Ich habe versucht mich zu konzentrieren, dass ich nicht umfalle und keinen Sturz baue“, waren die ersten Schritte auf dem rutschigen Untergrund noch ein wenig zögerlich.

Mit jedem Tag, den Herburger auf dem Eis verbringt, wächst das Selbstvertrauen in die eigene Stärke und die Hoffnung in dieser Saison vielleicht doch noch ein Spiel machen zu können.

Im LAOLA1-Interview spricht der 24-jährige Stürmer über seine Comeback-Pläne, das neue Trainergespann Christer Ollson und Dieter Kalt sowie über seine beschwerliche Zeit in der Therapie.

LAOLA1: Raphael, wie geht es deiner Schulter?

Raphael Herburger: Die Verletzung verheilt gut, die wichtigen Monate im Heilungsprozess sind nun vorbei. Die Schulter ist stabil und nun geht das Aufbau- und Eistraining wieder los. Jetzt kommt die härteste Zeit, denn nun muss ich mich mit viel harter Arbeit wieder zurückkämpfen. Meine Mannschaftskollegen sind seit guten sechs Monaten auf dem Eis und ich komme nach drei Monaten Radfahren und nichts tun zurück. Das wird schwer, aber gemeinsam mit den Trainern versuche ich, mein altes Level wieder zu erreichen, damit sich ein Einsatz in dieser Saison eventuell noch ausgeht.

LAOLA1: Heißt das, wir werden dich in dieser Spielzeit noch einmal spielen sehen?

Herburger: Das ist natürlich nicht fix, aber die Hoffnung stirbt zuletzt. Ob es sich tatsächlich ausgeht entscheidet sich in circa sechs Wochen. In dieser Zeit wird sich im Training zeigen, wie sich die Schulter macht, ob ich beim Schießen noch Probleme habe oder ob andere Beeinträchtigungen auftreten. Sollte dem so sein, muss ich mir das auch eingestehen. Denn ich muss natürlich auch an die Zukunft denken.

LAOLA1: Kannst du nochmals erzählen, was damals am 12. Oktober genau passiert ist?

Herburger: Es war eigentlich ein normaler Check an der Bande. Mein Gegenspieler ist mit voller Wucht auf meine Schulter geprallt, worauf meine Bänder und mein Schlüsselbein nachgegeben haben. Von 1000 solchen Checks gehen vielleicht zwei oder maximal drei so aus, wie es bei mir der Fall war. Das war einfach Pech.

LAOLA1: Wie tief saß der Schock, als dir mitgeteilt wurde, dass du dich operieren lassen musst und sehr lange ausfallen wirst?

Herburger: Am Anfang war das schon schwer zu verkraften, es waren gerade mal zehn Spiele in dieser Saison gespielt. Das gesamte Sommertraining war somit umsonst und im ersten Moment dachte ich nur „Fuck!“. Doch der Doc hat von Anfang an gesagt, ich solle mich nicht hängen lassen, in der Therapie hart arbeiten und dann würde man schon sehen, ob es in dieser Saison mit einem Comeback noch was wird.

LAOAL1: Wie schwer ist es in dieser Phase, nicht im Selbstmitleid zu versinken und sich täglich zu motivieren an einer Rückkehr zu arbeiten?

Herburger: Ich hatte gute Therapie-Möglichkeiten und eigentlich ständig drei Trainer um mich, die sich perfekt um mich gekümmert und mich ständig beschäftigt haben. Wenn man die Jungs auf dem Eis sieht, will man natürlich helfen, aber man kann nicht. Das ist nicht leicht, aber ich konnte den Kopf sehr gut ausschalten und habe einfach die Therapie durchgezogen.

LAOLA1: Hattest du während deiner Heilungsphase viel Kontakt zur Mannschaft oder warst du mehr oder weniger auf dich allein gestellt?

Herburger: Die ersten sechs Wochen war ich kaum bei der Mannschaft und hauptsächlich im Therapie-Zentrum. Da sich Herbie Ratz zwei Wochen nach mir an der Schulter verletzt hat, hatte ich immer einen Kollegen zur Seite. Zu zweit ging es um einiges leichter und wir haben sehr viel gemeinsam gemacht. Mit meinen Mannschaftkollegen habe ich ohnehin auch abseits des Eises viel zu tun und einige gehören zu meinen besten Freunden. Ich war nie einsam.

LAOLA1: Du hast schon angesprochen, dass du nun wieder auf dem Eis stehst. Wie war das Gefühl nach drei Monaten zurück zu sein?

Herburger: Ich war sehr erleichtert. Es hat sich recht gut angefühlt, denn drei Monate sind lang. Jetzt gilt es am Timing und der Technik zu arbeiten und natürlich eine gewisse Grundkondition wieder aufzubauen.

LAOLA1: Hattest du Angst davor, dass du gleich wieder auf die Schulter fallen könntest?

Herburger: Ich habe versucht, mich zu konzentrieren, dass ich nicht umfalle und keinen Sturz baue. Ich habe in der ersten Woche nur die leichten Eislauf-Übungen gemacht, damit das Gefühl ein bisschen zurückkehrt. Bisher bin ich noch nicht gestürzt (lacht).

LAOLA1: Vor deiner Verletzung hast du noch mit Christian Weber trainiert, mittlerweile hat Christer Olsson das Zepter in Klagenfurt übernommen. Warum hat es mit dem Schweizer nicht geklappt?

Herburger: Christian hat sehr gute Arbeit geleistet, aber in diesem Jahr hatten wir viel Pech mit Verletzungen. Was wir gezeigt haben, hat mit der Qualität des Kaders, die sehr hoch ist, nicht zusammengepasst. Durch den Trainerwechsel hat es in der Mannschaft plötzlich „klick“ gemacht und jeder ist der Ernst der Lage bewusst geworden.

LAOLA1: Christer Olsson hat die letzten fünf Spiele gewonnen. Was macht er anders?

Herburger: Er macht es „schwedischer“ (lacht). Mir kommt vor, dass wir defensiv disziplinierter sind. Der Mannschaft hat etwas gefehlt, das den Ausschlag zum Umschwung gibt. Mit dem Trainerwechsel scheint dies geklappt zu haben. Wir haben Qualität und mit dem Selbstvertrauen, das wir nun haben, können wir richtig gut sein.

LAOLA1: Mit Dieter Kalt habt ihr auch einen neuen Co-Trainer. Ist es schwer, ihn als Vorgesetzten zu akzeptieren, wenn er letzte Saison noch euer Teamkollege war?

Herburger: Dieter war schon als Spieler eine Respektsperson. Er ist nun Co-Trainer und er wird jetzt sicher nicht mit uns Spielern auf ein Bier gehen. Wir wissen, dass er ein absoluter Fachmann ist und uns allen etwas beibringen kann. Ich habe mit ihm aufgrund meiner Verletzung schon Gespräche geführt und er wird mir auf dem Eis helfen, zurückzukommen. Er kann sein Wissen und seine Ideen einbauen. Das hilft uns allen sehr.

Sebastian Rauch