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„Wir schießen nicht alles in Grund und Boden"

„Wir schießen nicht alles in Grund und Boden

„Wenn sich die Möglichkeit, in Innsbruck zu spielen, nicht aufgetan hätte, weiß ich nicht, ob ich jetzt noch spielen würde.“

David Schuller trug 13 Jahre lang das Dress des KAC, ehe er vor der Saison zum HC Innsbruck wechselte. Mit den „Haien“ will der 35-Jährige erstmals seit dem Wiederaufstieg den Einzug in die Playoffs schaffen.

Warum ausgerechnet seine KAC-Vergangenheit ein Vorteil dabei sein könnte, warum der HCI keine Mannschaft ist, die alles in Grund und Boden schießt und warum der nächste Gegner VSV die Mannschaft der Stunde ist, erklärt der 35-Jährige im LAOLA1-Interview.

>>> LAOLA1.tv zeigt das Spiel HC Innsbruck gegen VSV 

am Freitag ab 19:10 Uhr im Live-Stream <<<

 

LAOLA1: Habt ihr die bittere 0:5-Niederlage gegen Znojmo schon verdaut?

David Schuller: So paradox es klingen mag, wir haben sehr gut ins Spiel gefunden und in den ersten zehn Minuten drei, vier hochkarätige Chancen vorgefunden. Leider ist nichts Zählbares dabei rausgekommen. Znojmo hat den Druck dann erhöht und uns mehr und mehr ins eigene Drittel eingeschnürt. Wir haben nicht das gespielt, was wir uns vorgenommen haben, waren vor allem defensiv zu ungenau. Wenn man Znojmo Platz lässt, wird es schwierig, sie sind nicht umsonst Erster. Auch wenn wir im ersten Drittel eine vernünftige Leistung gezeigt haben, muss man sagen, dass es gegen so starke Gegner wie Znojmo einfach zu wenig ist.

LAOLA1: Euer Headcoach Christer Olsson hat vor der Saison die Playoffs als Ziel ausgegeben. Wie realistisch schätzt du dieses Vorhaben nach den bisherigen Leistungen ein?

Schuller: Realistisch ist es sicher. Wir sind nach wie vor mittendrin, vom Zweiten bis zum Zehnten ist der Punkteunterschied derzeit nicht allzu groß. Es ist weiterhin unser Ziel, zum ersten Mal nach dem Wiederaufstieg die Playoffs zu erreichen. Und wer weiß, wenn wir dann frei von der Leber weg spielen können und Losglück haben, können wir vielleicht sogar die erste Runde überstehen. Aber daran dürfen wir noch nicht zu viele Gedanken verschwenden, bis dorthin ist es noch ein weiter Weg.

LAOLA1: Du hast 13 Jahre lang beim KAC gespielt. Wie ist es zu deinem Wechsel nach Innsbruck gekommen?

Schuller: Ich habe beim KAC keinen Vertrag mehr bekommen. Anfangs war ich schon schockiert, weil es bis zum Schluss so ausgesehen hat, dass ich noch einen Vertrag für ein Jahr bekomme. Dem war dann nicht so und ich musste entscheiden, ob ich meine Karriere weiterführe oder nicht. Das war Ende März, Anfang April und die meisten Teams hatten ihre Kader schon beisammen. Das Karriereende war kurz ein Thema. Wenn sich die Möglichkeit, in Innsbruck zu spielen, nicht aufgetan hätte, weiß ich nicht, ob ich jetzt noch spielen würde. Ich bin froh, dass mir der HCI die Chance gegeben hat, das möchte ich natürlich zurückzahlen. Ich habe mich schon gut eingelebt, Innsbruck ist eine irrsinnig schöne Stadt. Der einzige Wehrmutstropfen ist, dass meine Familie die meiste Zeit über in Klagenfurt ist. Meine Frau ist dort berufstätig und meine Tochter ist gerade in den Kindergarten gekommen.

LAOLA1: Die Innsbrucker Transferpolitik wurde teilweise stark kritisiert. Inklusive dir haben fünf Spieler eine KAC-Vergangenheit. Ist es ein Vorteil, dass ihr Spieler euch untereinander gut kennt?

Schuller: Ich würde schon sagen, dass das ein Vorteil sein kann. Vor allem in einer Situation wie jetzt, wo noch nicht alles Hand und Fuß hat und das Werkl noch nicht so rennt, wie man sich das vorstellt. Der Großteil der Mannschaft hat so eine Situation schon einmal gemeinsam erlebt, man weiß, wie sich die anderen fühlen und wie sie in bestimmten Situationen reagieren. Dadurch ist es leichter, die Teamkollegen zu motivieren, damit sie wieder ihr bestes Eishockey zeigen können.

LAOLA1: Der Kader wurde vor der Saison ordentlich umgekrempelt, du bist einer von acht Neuzugängen. Wie eingespielt ist das Team mittlerweile?

Schuller: Wenn man die ersten Runden Revue passieren lässt, war es ein Auf und Ab. Es waren teilweise sehr gute Partien dabei, etwa die Heimspiele gegen Dornbirn (3:2, Anm.)  und Fehervar (2:1, Anm.). Da war schon erkennbar, dass wir gutes, kompaktes Eishockey spielen können und mit uns zu rechnen sein wird. Oft gab es dann gleich darauf aber die Ernüchterung, wo wir in den Spielen nicht das gezeigt haben, was wir uns erwartet haben. Wir haben die Gegner zu oft zu Chancen kommen lassen und zu wenig Tore erzielt. Wir werden sicher nicht die Mannschaft sein, die alles in Grund und Boden schießt und in jeder Partie fünf, sechs Tore macht, daher müssen wir eine gesicherte Defensive haben. Das heißt nicht, dass wir passiv oder zerstörerisch spielen wollen und warten, bis der Gegner einen Fehler macht. Es bedeutet, dass wir beim Forecheck und beim eisläuferischen Teil im Spiel konsequenter sein und den Aufbau der Gegner noch früher stören müssen. Damit können wir Erfolg haben.

LAOLA1: Die nächste Chance das umzusetzen gibt es am Freitag (19:10 Uhr live auf LAOLA1.tv) im Heimspiel gegen den VSV. Das bisher letzte Duell hat der HCI erst in der Overtime (4:3) gewonnen. Erwartest du diesmal ein ähnlich knappes Spiel?

Schuller: Das Spiel in Villach war eigentlich eines unserer schlechteren. Kämpferisch war es eine gute Leistung, am Schluss waren dann aber einige fragwürdige Pfiffe des Schiedsrichters dabei, trotzdem haben wir es noch über die Bühne gebracht. Aber man hat schon gesehen, dass die Villacher enorm viel Druck machen können. Bis auf den Ausrutscher gegen die Black Wings Linz, wo sie schon 3:0 vorne waren und dann noch verloren haben, ist der VSV die Mannschaft der Stunde. Wir sind vor allem durch die letzten Resultate des VSV gewarnt, sie haben die Top-Mannschaften in einer beeindruckenden Art und Weise geschlagen. Es wird eine ganz schwierige Aufgabe, wir müssen uns im Vergleich zum Spiel gegen Znojmo sicher steigern. Wenn wir einmal 60 Minuten durchfahren, kompakt spielen und hinten wenig zulassen, ist ein Sieg aber sicher möglich.

LAOLA1: Es ist das Duell mit eurem Tabellennachbarn, der VSV ist euch dicht auf den Fersen. Im letzten Spiel gegen die Villacher gab es 53 Strafminuten, dazu eine Spieldauerdisziplinarstrafe. Wird es wieder hitzig hergehen?

Schuller: Ich hoffe, dass die Schiedsrichter diesmal ein bisschen besser sind. Es ist zwar das Leichteste, auf die Schiedsrichter zu schimpfen, aber ich hoffe, dass diesmal das gepfiffen wird, was auch wirklich ein Foul ist. Es wird sicher hart hergehen, beide Teams sind auf Revanche aus und wollen nach den Niederlagen in der letzten Runde wieder zurück auf die Siegerstraße. Den einen oder anderen harten Check wird es definitiv geben.

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Das Gespräch führte Daniela Kulovits