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"Vor zehn Jahren wäre ich nicht in die NHL gekommen"

„Keine Neuigkeiten“ heißt es weiterhin aus Übersee. Obwohl sich die Verhandlungen nun schon über mehrere Monate hinziehen, können sich die beiden Streitparteien im NHL-Tarifstreit weiter nicht einigen.

Der Eishockey-Fan in Österreich sieht die Entwicklungen in Nordamerika mit einem weinenden, aber auch einem lachenden Auge. Zum einen droht die beste Liga der Welt für ein ganzes Jahr still zu stehen, zum anderen haben die Zuschauer in der EBEL die Chance, einigen Stars live auf die Beine zu sehen.

Einer der ruhmreichsten Cracks, die im Moment in der heimischen Liga ihre Schlittschuhe schnüren, ist Michael Grabner. Der Profi der New York Islanders  ist derzeit bei seinem Heimatverein VSV „geparkt“ und fühlt sich, abgesehen von seiner Bauchmuskelzerrung, pudelwohl.

LAOLA1 hat mit dem Heimkehrer über seine Zukunftspläne und die „Herzensangelegenheit“ VSV geplaudert. Außerdem verrät er, dass sein Freundin Heather seinen Bart nicht leiden kann und das Geheimnis seiner schnellen Beine.

LAOLA1: Du bist nun schon einige Zeit zurück in Österreich. Vermisst du deine Wahlheimat USA überhaupt?

Michael Grabner: Ein bisschen natürlich schon. Vor allem meine Freunde von den New York Islanders, von denen viele noch dort sind. Wir stehen in sehr häufigem Kontakt und schreiben uns regelmäßig. Wie jeder weiß, gefällt es mir in Villach sehr gut und ich genieße es, bei meiner Familie zu sein. Um diese Zeit des Jahres war ich schon sechs Jahre nicht mehr in Österreich, das ist schon etwas Besonderes.

LAOLA1: Im Tarifstreit sind die Fronten nach wie vor verhärtet. Es wird bis zum 30. Dezember sicher keine Spiele geben. Könntest du dir vorstellen, bis zum Saisonende in Villach zu bleiben?

Grabner: Sollte die Saison in der NHL nicht beginnen, der Verein das möchte und sich auch Sponsoren für mich finden, möchte ich natürlich hier bleiben. In Villach ist die Situation am besten für mich, denn durch Freunde und Familie sind wir gut vernetzt.  Meiner Freundin gefällt es und mein Sohn fühlt sich auch wohl. Der VSV wäre sicher die beste Option.

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LAOLA1: Sollte der VSV dich, aus welchen Gründen auch immer, nicht wollen oder das Geld respektive die Sponsoren nicht aufbringen können, könntest du dir vorstellen, woanders in Europa zu spielen?

Grabner: Natürlich würde ich mich erkundigen. Ich habe Verwandte in der Nähe von München oder die Schweiz wäre auch eine Möglichkeit. Hoffentlich klappt es aber, sofern der Lockout anhält, dass ich in Villach bleiben kann.

LAOLA1: Du bist für deine Schnelligkeit bekannt. Würdest du sagen, die Gabe ist dir in die Wiege gelegt worden oder eher das Resultat langer, harter und gezielter Arbeit?

Grabner: Das Meiste ist meiner Meinung nach gottgegeben. Mittlerweile arbeite ich im Sommer natürlich ganz spezifisch an meiner Spritzigkeit. Wichtig ist, das zu erhalten, was bereits da ist beziehungsweise meine Geschwindigkeit noch ein bisschen auszubauen. Als ich noch jünger war, habe ich aber nie an dieser Fähigkeit gearbeitet und bin froh, dass ich mit schnellen Beinen gesegnet bin.

LAOLA1: Was ist deiner Meinung nach der Schlüssel zum Erfolg, um in der NHL bestehen zu können? Welche Tugenden muss ein Spieler mitbringen?

Grabner: Das hängt davon ab, wie dein Spiel ausgelegt ist bzw. was für ein Typ du bist. Die NHL ist in den letzten Jahren immer schneller geworden. Für einen Spieler wie mich wäre vor zehn Jahren wahrscheinlich nicht viel Platz gewesen. Da wurde „Halten“ noch weniger geahndet und es gab noch das „Red Line Offside“. Durch gewisse Regeländerungen sind nun auch kleinere und wendigere Akteure gefragt. Auch Spieler wie ich, ich gehöre mit 80-85 Kilo zu den leichteren Cracks, haben nun ihren Platz im Roster. Ich bin mir nicht sicher, ob ich es vor zehn Jahren so weit gebracht hätte.

LAOLA1: Mit Villach hast du es ebenfalls weit gebracht. Ihr habt die beste Offensive der Liga. Wie sieht dein Fazit aus, den Verein, aber auch die Liga betreffend?

Grabner: Am Anfang haben wir gut gespielt und Siege eingefahren. Die Tore sind damals leichter gefallen. Für mich waren die letzten drei Spiele vor meiner Verletzung eher schwierig, denn ich habe viele Chancen vergeben. Die Liga passt gut, denn es sind einige NHL-Spieler da und es macht Spaß gegen diese zu spielen. Das Tempo ist gut, jeder kann jeden schlagen. Ich bin auf jeden Fall gut vorbereitet, sollten wir in der NHL zu spielen beginnen.

Grabner mit "Lockout-Bart" und "Movember-Färbung"

LAOLA1: Du bist in der EBEL auch gefordert und fährst nicht nur mit Halbgas?

Grabner: Egal wo ich Spiele, sei es Freundschaftsspiel oder Meisterschaft, Villach oder NHL, ich will gewinnen. Ich werde immer mein Bestes geben, was in einigen Spielen eventuell besser funktioniert als in anderen, aber prinzipiell gebe ich immer 100 Prozent.

LAOLA1: In Villach ist alles ein bisschen kleiner als in New York. Was sind für dich die markanten Unterschiede in der Wahrnehmung des Vereins?

Grabner: Es ist natürlich ein Unterschied da, denn bei der NHL sprechen wir von der besten Liga der Welt. Die einzelnen Vereine haben natürlich viel mehr Geld als hierzulande, aber auch hier essen wir nach den Spielen sehr gut, haben einen Bus und es fehlt uns eigentlich an nichts. Villach ist eine der besten Mannschaften und Organisationen der Liga und es gefällt allen hier. Ich habe keine Beschwerden.

LAOLA1: Du bist trotz Ende des Movembers noch sehr bärtig. Du trägst einen „Lockout-Bart“. Heißt das, sobald in der NHL wieder gespielt wird, wird man dich wieder ohne Gesichtsbehaarung sehen?

Grabner: Ich muss ehrlich gestehen, ich bin, was das rasieren betrifft, eher auf der faulen Seite. Viele Leute haben auch gemeint, es würde mir stehen und ich solle den Bart überhaupt lassen. Wir werden sehen, was ich mache, wenn tatsächlich gespielt wird.

LAOLA1: Wie viel Mitspracherecht hat deine Freundin beim Thema Bart?

Grabner: Ihr gefällt es gar nicht, aber es ist mein Körper und ich schreibe ihr auch nicht vor, wie sie ihre Haare zu schneiden oder färben hat. Natürlich versucht man ein bisschen Rücksicht zu nehmen, aber solange wir nicht spielen bleibt der Bart auf jeden Fall.

Das Interview führte Sebastian Rauch

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