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"Ich will jungen Spielern in ihrer Entwicklung helfen"

Ihn eine Legende zu nennen ist keine Übertreibung.

George Kingston ist bereits seit über 40 Jahren als Coach tätig. Dieser Mann übt den Trainerberuf nicht nur aus, der mittlerweile 72-Jährige lebt Eishockey.

WM-Gold mit Kanada

Seinen größten Erfolg feierte der  Kanadier als Nationaltrainer seines Heimatlandes. 1994 holte er WM-Gold und Olympia-Silber mit den Ahornblättern. Daneben stand er auch für Norwegen (1989-1991) und Deutschland (1994-1998) an der Bande.

Auch in der besten Eishockey-Liga der Welt, der NHL, war Kingston natürlich tätig. Bei den Calgary Flames, den Minnesota North Stars, den Atlanta Thrashers und den Florida Panthers fungierte er als Assistenz-Trainer.

Bei so einer Vita ist es auch keine Überraschung, dass ihn die San Jose Sharks zum ersten Head Coach der Franchise machten.

Lange Zeit im College-Bereich

Die längste Zeit seiner Karriere verbachte Kingston aber an der Universität von Calgary, wo er mit drei kurzen Unterbrechungen von 1968 bis 1988 tätig war, und das Team zu fünf Meisterschaften in der Alberta Colleges Athletics Conference führte.

Nicht umsonst gilt er als äußerst versiert im Umgang mit jungen Spielern.

Nach Abstechern beim Frauen-Nationalteam aus Norwegen und zwei Jahren in Mexiko, heuerte Kingston bei Red Bull Salzburg an.

Im Gespräch mit LAOLA1 verrät der Assistent von Pierre Page warum er nach Salzburg gekommen ist, was sein Aufgabenbereich ist und welche Ziele er mit Red Bull verfolgt.

LAOLA1: Willkommen in Österreich. Wie sind ihre ersten Eindrücke?

Kingston: Ich war schon einmal hier, mir gefällt die Landschaft sehr gut. Ich fühle mich hier mit den ganzen Bergen und Seen fast wie zu Hause. Was das Eishockey betrifft, hat es für Österreich in den letzten Jahren immer knapp nicht gereicht, Teams zu schlagen, die eigentlich in Reichweite sein müssten. Hoffentlich trägt das Programm von Red Bull dazu bei, jungen Spielern den Sprung in die Nationalmannschaft zu ermöglichen, um in Zukunft Mannschaften wie Deutschland, Frankreich, Italien oder Norwegen zu besiegen.

LAOLA1: Was ist ihre Aufgabe bei Salzburg?

Kingston: Ich hoffe, meine Erfahrung einbringen zu können, um vor allem jungen Spielern in ihrer Entwicklung zu helfen. Dabei soll die EBEL nicht die Endstation sein, sondern ich will, dass die Spieler das Beste aus sich herausholen, was möglich ist, und dazu gehört sicherlich fürs Nationalteam zu spielen.

Kingston bei einem Spiel der Florida Panthers gegen die Pittsburgh Penguins

LAOLA1: Was wissen sie über die österreichische Liga?

Kingston: Ich kenne die Liga ein bisschen, wegen der Cracks, die hier unter Vertrag stehen. Ich habe auch schon Matches verfolgt, aber nicht in den letzten paar Jahren. In meiner Zeit als Coach in Deutschland und Norwegen habe ich Spiele in Österreich beobachtet, um meinen Mannschaften zu helfen, erfolgreich zu sein.

LAOLA1: Wie ist ihr Verhältnis zu Pierre Page?

Kingston: Wir haben schon bei drei verschiedenen Mannschaften zusammen gearbeitet. Ich habe großen Respekt vor Pierre. Unsere Zusammenarbeit läuft sehr gut, da wir die gleiche Vorstellung von Eishockey haben. Wir sind uns einig, wie das Spiel gespielt werden muss. Auch wenn es eine andere Sportart ist, so kann man den Stil von Pierre vielleicht mit „Totaal Voetbal“, den die Niederländer mit Johann Cruyff praktiziert haben, vergleichen. Um "Total Hockey" zu spielen, muss man viel mit den Spielern sprechen, ihnen viel beibringen, immer wieder Änderungen vornehmen. Der Grundgedanke ist die Dynamik des Spiels zu erfassen, um es noch schneller zu machen. Ich teile diese Philosophie und bin hier, um ihm zu helfen, sie auch umzusetzen.

LAOLA1: Wie würden sie sich selbst als Coach beschreiben? Sind sie eher der ruhige Typ, oder werden sie auch mal laut?

Kingston: Das kommt auf die Situation an. Ich bin hier, damit Salzburg gewinnt, und unterhaltsames Eishockey zeigt. Man will als Coach immer gewinnen und seinen Spielern helfen, zu gewinnen. Dafür muss man manchmal eine roten Knopf drücken, manchmal einen grünen, das ist von Spieler zu Spieler unterschiedlich. Am Ende zählt nur, dass du alles Mögliche machst, um deinen Cracks zu helfen, sich zu verbessern, damit dein Team gewinnt.

LAOLA1: Was halten sie von der Organisation Red Bull Salzburg und wieso haben Sie sich entschlossen hierher zu kommen?

Kingston: Absolut erste Klasse. Ich bin aus drei Gründen hier. Erstens wegen Pierre. Zweitens wegen dem Sport an sich, und drittens wegen Red Bull. Ich habe bei fünf verschiedenen NHL-Franchises gearbeitet und nicht für alle stand das Gewinnen an erster Stelle. Das Geschäftliche stand über dem Sport. Red Bull ist hier um den Sport auf Top-Niveau zu heben, und um den Spielern zu helfen, das Beste aus sich zu machen. Wieso sollte man als Coach oder als Spieler nicht gerne in einer Situation sein, in der von dir erwartet wird, zu gewinnen? Das ist der wahre Reiz, hierher zu kommen und mit den Spielern zu arbeiten. Sie wollen sich weiterentwickeln und wir helfen ihnen dabei.

LAOLA1: Sie sind schon sehr lange im Geschäft. Wie hat sich der Eishockey-Sport in den letzten 20 Jahren verändert?

Kingston: Die Athleten sind größer, stärker und fitter geworden. Sie sind in einer viel besseren Verfassung. Als Konsequenz wird das Spiel schneller. Entscheidungen müssen schneller getroffen werden, die Bewegungsabläufe, die Puckkontrolle, alles muss mit einer viel höheren Geschwindigkeit beherrscht werden, als noch vor 20 Jahren. Wenn man sich vor Augen hält, wie die Sowjetunion zu ihrer Glanzzeit das Eishockey dominiert hat, war das Spiel zwar zeitweise schnell, aber es gab auch ruhige Phasen, in denen die Scheibe kontrolliert wurde. Heutzutage muss ein Spieler auf internationalem Niveau in der Lage sein durchgehend mit hoher Geschwindigkeit zu agieren.

Sebastian Rauch/Fabian Santner

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