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"Wir spielen Eishockey für die Fans"

Der Dornbirner Eishockey Klub hat eine Vision.

Die Vorarlberger wollen in den nächsten Jahren jungen Spielern, sowohl Österreichern als auch Legionären, die Chance geben, sich in der höchsten Spielklasse zu präsentieren.

Der DEC soll eine Plattform für Spieler werden, um sich für höhere Aufgaben zu rüsten. Die endgültige Platzierung der Mannschaft ist für Manager Alexander Kutzer und sein Team zweitrangig, solange die Spieler auf dem Eis ihr Herz für den Verein geben.

 „Es ist keine Schande, als Verlierer vom Eis zu gehen, wenn man 100 Prozent gegeben hat“, nimmt Kutzer den Druck von seinen Spielern, sollten sie bereit sein sich für den Verein zu zerreißen.

„Eishockey für die Fans“ heißt die Maxime in der größten Stadt Vorarlbergs.

Im Gespräch mit LAOLA1 erzählt Kutzer über den Werdegang des Liga-Neulings. Er spricht über die Schwierigkeiten der Spielerverpflichtung und die anstrengende Suche nach einem passenden Trainer. Außerdem erklärt er, warum Roland Kaspitz in Dornbirn kein Thema war und was es mit dem Fünf-Jahres-Plan auf sich hat.

LAOLA1: Alexander, du hast harte Wochen hinter dir. Zu dem Zeitpunkt als ihr für die EBEL gemeldet habt, hattet ihr noch keinen Spieler unter Vertrag. Mittlerweile steht der Kader. Kannst du kurz erzählen, wie dein Tagesablauf in den letzten Monaten ausgesehen hat?

Alexander Kutzer: Wir nützten die europäische Zeitzone, um Strukturen für den Verein zu schaffen, allgemeine Dinge wie Behördengänge abzuwickeln. Ab 16:00 Uhr schaltete das Hirn um auf Nordamerika und dann arbeitete man bis ca. ein Uhr Nachts im amerikanischen Sektor und legte sich dann noch ein paar Stunden schlafen, um am kommenden Morgen um acht Uhr das Spielchen von neuem zu beginnen.

LAOLA1: Aufgrund der langen Nennfrist, habt ihr erst relativ spät mit der Spielersuche begonnen. Wie schwer war es zu diesem Zeitpunkt noch Akteure zu finden, die euren Ansprüchen entsprechen?

Kutzer: Eigentlich unmöglich. Zu dieser Zeit, als wir uns entschieden haben in der EBEL mitzuwirken, hatten die Topspieler respektive die österreichischen Cracks allesamt schon Verträge bei anderen Vereinen. Hinzu kam, dass wir keine Ahnung hatten von dem in der höchsten Spielklasse angewandten Punktesystem und wie man einen Kader für die EBEL zusammenstellt. Das war eine Herausforderung, denn hinzu kamen noch gewisse Forderungen des Vorstands an den Coach, was das Profil der Mannschaft betrifft. Wir wollten ein junges, hungriges Team, das mit viel Kraft, Einsatz und Kondition Eishockey für die Fans spielt. Darauf aufbauend haben wir versucht, jene Spieler zu finden, die unseren Anforderungen entsprechen und in das System des Trainers passen.

Manager Alexander Kutzer ist der Mann hinter dem Projekt

LAOLA1: Wie viel Mitspracherecht hatte Head Coach Dave MacQueen bei den Neuverpflichtungen?

Kutzer: Das läuft bei uns wie bei jedem anderen Profiverein auch. Welche Typen er für die Umsetzung seinen Spielsystems braucht, ist vollkommen ihm überlassen. Wenn es dann in Richtung Vertragskonditionen und Gehälter geht, kommt der Vorstand ins Spiel. Dann muss analysiert werden, ob der Spieler überhaupt finanzierbar ist. Das ist der größte Spagat, Spieler zu finden, die sowohl ins System, als auch ins Budget passen.

LAOLA1: Euer Fokus liegt auf dem Nachwuchs. Ihr betont immer wieder, dass das Fördern von Talenten eure Priorität ist. Wird man diesem Credo treu bleiben, wenn der sportliche Erfolg ausbleiben sollte und der Druck von außen, sprich Sponsoren und Publikum, größer wird?

Kutzer: Wir haben das Glück, dass unserer Gönner bzw. unser Sponsorenkonsortium hinter unserem Projekt stehen. Ich als Manager habe diesen unser Konzept vorgestellt und wir haben Leute gefunden, die sich davon begeistert gezeigt und ihre Unterstützung für die nächsten fünf Jahre zugesichert haben. Daher haben wir keinen Druck auf Platzierung spielen zu müssen und können die Strukturen so aufbauen, dass am Ende junge europäische und nordamerikanische Spieler nach Dornbirn kommen, da sie hier aufgebaut und in das Profi-Eishockey eingeführt werden. Diese Ausbildung dient dann als Sprungbrett für höhere Aufgaben. Besonderer Fokus liegt natürlich auf den jungen Österreichern, die bei uns die Möglichkeit bekommen werden zu spielen und sich zu entwickeln, um den Sprung zu besseren Teams oder in andere Ligen schaffen. Diesen Weg wollen wir tatsächlich gehen.

LAOLA1: Gibt oder gab es Überlegungen auch für arrivierte Spieler wie Roland Kaspitz tiefer in die Tasche zu greifen und das Konzept des jungen, hungrigen Teams auf Kosten von Erfahrung ein wenig zu erweitern?

Kutzer: Natürlich gab es die Überlegungen bei Roland Kaspitz, denn er ist Österreicher und hätte es verdient in dieser Liga zu spielen. Aber hier kommt das Überwort „Budget“ zum Tragen, denn wir haben schlicht nicht die Mittel, solche Topspieler zu verpflichten.

LAOLA1: Dornbirn spielte nun einige Jahre in der Nationalliga. Kannst du kurz erläutern warum man sich nun entschieden hat, eine Liga höher zu gehen und wie lange es gebraucht hat, die Verantwortlichen des Vereins für diese Idee zu begeistern?

Kutzer: Diese Entscheidung ist bereits vor sieben Jahren gefallen. Damals haben wir es uns zum Ziel gemacht, nach fünf bis sieben Spielzeiten in der Nationalliga EBEL zu spielen. Dafür haben wir an unserem Image, unseren Strukturen und unserem Produkt „Dornbirner Eishockey“ hart gearbeitet. Als im letzten Jahr die Playoffs begonnen haben, haben wir uns zusammengesetzt und eine Wasserstands-Analyse gemacht und erkannt, dass wir mit den nötigen Sponsoren, bereit für die EBEL sind.

MacQueen soll die Jungs in Form bringen

LAOLA1: Somit waren die Strukturen für den Aufstieg gegeben, damals hattet ihr aber noch keine Spieler geschweige denn einen Trainer unter Vertrag. Wie ist man auf Dave MacQueen gekommen?

Kutzer: Das verlief ähnlich wie bei den Spielern, denn zu diesem Zeitpunkt war es eigentlich schon zu spät, um einen geeigneten Trainer zu finden.  Solche Coaches wie Dave, der 25 Jahre lang einer der Top-Trainer in den Nachwuchsligen und NHL-Assistant war, kommt normalerweise nicht nach Dornbirn. Doch er suchte eine neue Herausforderung und das Abenteuer. Wir waren unglaublich glücklich, als wir uns am Markt umgesehen haben und er noch verfügbar war. Wir hatten drei, vier Kandidaten, nach einige Gesprächen und Treffen, haben wir dann gesehen, dass er zum einen ins Budget passt und zum anderen in unser Konzept. Aus diesem Grund wurde es Dave MacQueen.

LAOLA1: Er steht für Kontinuität und war immer langfristig bei seinen Vereinen angestellt. Auch ihr plant bereits auf fünf Jahre vor. Warum erhielt er dann nur einen Einjahres-Vertrag?

Kutzer: Ach, über die Verträge möchte ich nicht reden. Das steht jetzt mal im Raum, dass es nur ein Einjahres-Vertrag ist. Wir, sprich der Vorstand und Dave MacQueen, arbeiten so, dass wir die Strukturen aufbauen, die längerfristig funktionieren sollen. Aber warum soll ich einem Mann einen langfristigen Vertrag geben, wenn ich nicht einmal weiß, ob es ihm in Dornbirn gefallen wird. Der Mann hat Handschlagqualität und war von unserem Weg begeistert. Da brauche ich kein Blatt Papier, dass mir die Zusammenarbeit bestätigt. Wenn wir gemeinsam das so umsetzen, wie wir uns das vorstellen, bleibt er vielleicht noch 20 Jahre in Dornbirn.

LAOLA1: Was ist die sportliche Vorgabe des Vorstandes an den Trainer? Was muss im ersten Jahr EBEL erreicht werden?

Kutzer: Wir wollen Eishockey für die Fans spielen. Die Spieler müssen wissen, dass sie nicht in Dornbirn sind, um Urlaub zu machen, sondern um Eishockey zu spielen und sich für höhere Aufgaben zu präsentieren. Darum sind sie gekommen, einige spielen sicher unter ihrem Wert für uns und könnten bei anderen Vereinen mehr Geld verdienen. Aber bei uns bekommen sie die Chance zu spielen, kommen in Linien zum Einsatz, die wichtig sind, wie zum Beispiel im Powerplay. Mit diesen Spielern ist sich der Coach sicher, die Vorgaben des schnellen, harten, ausdauernden Eishockeys für die Fans umsetzen zu können.

LAOLA1: Glaubst du nicht, dass beim ausbleiben Erfolg auch die Fans auf die Barrikaden gehen werden?

Kutzer: Ich bin mir ganz sicher, dass unsere Fans verstehen, dass wir mit dem Spielermaterial, das wir zur Verfügung haben, das Bestmögliche geben werden. Wir haben einigen Dornbirnern und Vorarlbergern auch die Chance gegeben, obwohl wahrscheinlich viele sagen würden, die haben nicht die Qualität für die EBEL. Sie haben aber das Herz für die Fans. Wer sagt denn, dass aus diesen Spielern, wenn man akribisch und gezielt mit ihnen arbeitet, nicht doch noch brauchbare EBEL-Spieler werden können. Diesen Weg wollen wir mit unseren Spielern gehen. Es ist keine Schande, als Verlierer vom Eis zu gehen, wenn man 100 Prozent gegeben hat. Ich finde es viel schlimmer, wenn man ein Topteam sieht, das nur im ersten Gang spielt und die Fans wissen, die hätten noch einige Gänge höher schalten können. Jeder der bei uns aufs Eis geht wird für die Fans kämpfen und dann ist die Platzierung in meinen Augen zweitrangig.

Das Interview führe Sebastian Rauch