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KAC-Debakel, unterschätzte Linzer und Rotter im PK

KAC-Debakel, unterschätzte Linzer und Rotter im PK

Ein Abschuss, zwei knappe Partien.

LAOLA1-Scout Bernd Freimüller hat sich die Partien zwischen dem KAC und den Black Wings Linz, sowie die Duelle der Vienna Capitals gegen RB Salzburg und den VSV angesehen.

Seine Eindrücke und Analysen bietet in gewohnter Form der Scouting-Report, in dem sich der 46-Jährige wie immer kein Blatt vor den Mund nimmt:

 

25.9.: KAC – Black Wings Linz 0:9

Ein bizarres Spiel – nach dem ersten Gegentor schienen Zuseher und KAC-Spieler schon nur mehr dem Gedankenspiel “Und wer wird der nächste Trainer?“ nachzuhängen.

Es gibt Leichteres, als bei einem solchen Spiel bei 0:3 in den Kasten zu gehen. Aber Pekka Tuokkola leidet unter „Happy Feet“, ist viel zu hyperaktiv und zu leicht aus der Position zu locken.

Goaliecoach Jarmo Myllys muss den Abwärtstrend, der in Tuokkolas Karriere seit dessen KHL-Engagement festzustellen ist, schnell stoppen und ihn auf das Niveau ihrer  gemeinsamen Vergangenheit in Jyväskäla hinbringen, schließlich hängt davon auch sein Job ab.

Joe Reichel als Prellbock vor dem Tor im Powerplay – sind das nicht Situationen, für die man Jacques und Koreis geholt hat? Eine der vielen skurrilen Entscheidungen der letzten Wochen in Klagenfurt.

Black Wings überzeugen vollends

Linz fliegt weiter unter dem Radar – erst war nur von Salzburg und Wien die Rede, nach dem Spiel in Klagenfurt stand das KAC-Trainerthema im Vordergrund.

Dabei präsentieren sich die Black Wings bisher vom Goalie bis zur vierten Linie in ausgezeichneter Frühform. Apropos vierte Linie: Wer dort einen Routinier wie Philipp Lukas und mit Chad Rau einen Legionär aufbieten kann, muss über gute Kadertiefe verfügen.

Bis jetzt der beste der vier Linzer Neuzugänge: Fabio Hofer beweist, wozu er verletzungsfrei und mit dem Vertrauen des Trainers fähig ist.

Speed und Einsatzwille machen mangelnde Zentimeter bei ihm wett, bemerkenswert wie er etwa  Ex-NHLer Thomas Pöck spielend stehen ließ. Hoffentlich bleibt der Lustenauer weiter fit, er hätte sich jedenfalls ein Aufgebot für die November-Länderspiele verdient.

26.9.: Vienna Capitals – RB Salzburg 2:4

Ein Spiel, das auch leicht als Finale vorstellbar ist: Wien in der bisherigen Saison vielleicht mit etwas mehr defensiver Kompaktheit, Salzburg mit der größeren Offensivqualität. Im April könnte wie am Freitag das Team gewinnen, das über einen „Go-To-Guy“ verfügt.

Das war eben diesmal Thomas Raffl. Natürlich leicht einen Hattrickschützen herauszuheben, aber der Villacher knüpft heuer da an, wo er letzte Saison aufgehört hat.

Mehr noch: Nach den Abgängen von Keith, Brophey und Nödl ist er der letzte „Gate Crasher“ im Salzburger Kader, ist aus dem Slot aber nicht wegzubringen.

Was unterscheidet ihn zum Thomas Raffl aus seinen Saisonen in Schweden (2009-11)? Vor allem seine Beinarbeit, er hat zumindest einen Gang zugelegt. Hoffentlich bleibt er heuer verletzungsfrei, sodass er sich bei der A-WM in die Auslage spielen kann.

Sterling zeigt Charakter

Brett Sterling hat nach einer unebenen Saison in Schweden die Umstellung auf das europäische Eishockey geschafft.

Wenn ein Goalgetter wie er sich schon im Grunddurchgang in Schüsse wirft, spricht das für seinen Charakter und auch den des Teams.

Apropos Brett Sterling: Darren Haydar, wie er über Jahre ein AHL-Topscorer bei den Chicago Wolves, wird derzeit ebenso aktiv in Österreich angeboten wie Oldie Jason Krog, der allerdings schon mit einem Bein im Agentenjob steht.

Luka Gracnar dürfte die unumstrittene No. 1 für Coach Dan Ratushny sein. Nach einem schwächeren Spiel gegen Graz bekam Bernd Brückler nur für ein Spiel den Vortritt, Gracnar zeigte sich in den Schlagerspielen gegen Kloten und Wien dann wieder völlig auf dem Posten.

Ratushny fördert Offensive

DLM (Defensive Last Minute) – wem vertraut der Coach in der letzten Minute, wenn es darum geht, einen knappen Vorsprung zu verteidigen?

Mit John Hughes schickte Ratushny einen Spieler aufs Eis, der normalerweise nicht gerade für vorbildliche Defensivarbeit steht.

Auch darin widerspiegelt sich die offensive Grundhaltung Ratushnys, der einfach darauf setzt, dass seine offensiven Spieler besser sind als die des Gegners….

Neue Spielzüge dank Hybrid Icing

Betreff „Einstudierte Spielzüge“: Wien gewinnt ein Bully im eigenen Drittel, Verteidiger Schlacher mit einem Befreiungsschlag, den der früh aufgerückte Speedster Hartl erlaufen soll.

Gelang nicht, da Schlachers Schusspass genau auf Goalie Gracnar landete, aber solche „Set Plays“, die sich das Hybrid Icing zu Nutze machen, werden in der Liga mehr und mehr Einzug halten.

Nicht ganz unter diesen Begriff fielen dann die sonntäglichen Versuche der Villacher, die in den letzten zehn Minuten dreimal die Scheibe übers Eis fetzten, um so den Rückstand aufzuholen.

Ob die Proponenten des Hybrid Icings solche Situationen wirklich durchdacht haben? Die Wichtigkeit von Verteidigern, die kontrollierte Aufbaupässe spielen oder die Scheibe aus dem eigenen Drittel tragen können, könnte dadurch in Zukunft abnehmen.

Aus der Rubrik „Dinge, die wir nie zu sehen glaubten“: Raffi Rotter im Penalty-Killing. Nicht dass er die Rolle schlecht ausfüllen würde, weit davon entfernt, aber nach all den Jahren in der Liga doch ein ungewohnter Anblick – wie der Papst auf einem Skateboard.

28.9.: Vienna Capitals – VSV 2:1

Die Caps-Goalies splitten weiter ihre Einsatzzeiten. David Kickert setzt dabei seinen Aufwärtstrend fort: Von einem reinen Backup mit wenigen Einsätzen ist er heuer bereits zu einer 1b-Lösung mutiert.

Wie bei vielen jungen Torhütern werden seine Bewegungen mehr und mehr ökonomisch, die „Desperation Saves“ nehmen sukzessive ab.

Was für ihn spricht: Auch in den Phasen, wo er lange nichts zu halten bekommt, verliert er nicht seine Konzentration – stets ein Zeichen für mental starke Spitzengoalies. Zum Vergleich: Österreichs Nationalgoalie Bernhard Starkbaum war in diesem Alter noch nicht so weit.

Sylvester vor Comeback

Die Caps-Offensive hat in letzter Zeit etwas an Effektivität verloren, kann aber weiter auf Beiträge der Defender setzen. Bis auf Jamie Fraser (zuletzt etwas fahrig) und dem Defensivspezialisten Philippe Lakos trafen heuer schon alle Verteidiger.

Mit dem bevorstehenden Comeback von Dustin Sylvester steht Coach Tom Pokel bald eine weitere Offensivvariante zur Verfügung.

Defensiv stehen die Caps aber weiter ungemein solide, Villach kam nach dem Rückstand kaum noch zu Torchancen.

Was fiel beim VSV auf?

Marco Pewal, zuletzt von Coach Hannu Järvenpää eher wenig gefördert, erhielt diesmal wieder Powerplay- und Unterlegenheitseinsätze.

Was ist nur in Gerhard Unterluggauer gefahren? Einen unbedrängten Aufbaupass aus dem eigenen Drittel spielte er in Kopfhöhe und schoss dabei Eric Hunter ab, der auch kurz vom Eis musste.

Wie sehr das Engagement des sicherlich bemühten, aber doch limitierten Sean Ringrose das Lineup der Villacher beeinträchtigt, wurde spätestens diese Woche sichtbar:

VSV braucht einen Center

Hunter und Brock McBride (weiter ein Kämpfer vor dem Herren) sind in der Hierarchie um zumindest eine Linie zu hoch gereiht und werden so in Offensivrollen gepresst, die sie einfach nicht ausfüllen können.

Alle drei Villacher Center stehen in der Kritik, obwohl sie von ihrem Leistungszenit gar nicht so weit entfernt sind. Das Management wird nicht umhin kommen, zumindest einen Center mit Offensivpotential zu engagieren.

In dieses Profil passend und von Agenten angeboten: Mike Ouellette sowie die Ex-DELer Stephen Werner, Matt Hussey und Corey Locke.