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Warum finden (Ex-)Nationalspieler keinen Verein?

Warum finden (Ex-)Nationalspieler keinen Verein?

Alle Jahre wieder.

Obwohl in Österreich die neue Eishockey-Saison bereits angelaufen ist, stehen immer noch viele Cracks ohne Verein da.

Dies wäre verständlich, würde den arbeitslosen Spielern die Qualität fehlen, doch jährlich finden sich auch zahlreiche aktuelle oder ehemalige Nationalspieler auf dem Weg zum AMS wieder.

Die Meinungen über die Gründe gehen auseinander. Viele geben der Punkteregel die Schuld, andere sehen die hohen Gehaltsforderungen der Spieler als Hauptgrund für das Desinteresse der EBEL-Klubs an eigentlich guten Eishockeycracks.

Scout Bernd Freimüller nimmt die bekanntesten arbeitslosen Kufenstars unter die Lupe und beantwortet die Frage, warum sich diese derzeit in Wartestellung befinden.

Roland Kaspitz (zuletzt Graz99ers, 32 Jahre)

Ausgangslage: Der Verein löste im Frühjahr die Option auf ihn ein, bevor mit Todd Bjorkstrand der neue Coach verpflichtet wurde. Wenig überraschend passte Kaspitz´ auf lange Puckkontrolle ausgerichteter Stil nicht in das auf Schnelligkeit und Direktheit ausgerichtete System des US-Amerikaners, sodass der Villacher schon bald vom Dienst freigestellt wurde.

Punkteopfer? Eigentlich nicht. 2,5 Punkte für einen Offensivproducer und Top-6-Spieler sollten kein Problem darstellen.

Leistungspotenzial? Kaspitz war letzte Saison einer der wenigen Lichtblicke für die 99ers und bewies, dass er noch immer ein Top-Playmaker sein kann. Versucht aber, seinen Spielstil immer durchzudrücken und gilt als wenig anpassungsfähig.

Finanzopfer? Derzeit bezahlt ihn Graz für’s Spazierengehen, nur logisch, dass er keine Abstriche zum bestehenden Vertrag machen will.

Zukunft? Könnte in Dänemark liegen, ein Verbleib in Österreich erscheint derzeit eher unwahrscheinlich.

Andreas Nödl (RB Salzburg, 27 Jahre)

Ausgangslage: Spielte sich nach seinem Kreuzbandriss wieder in eine gute Form und war vor allem als „Goalmouth Crasher“ wichtig, löste dadurch auch das Olympia-Ticket. Danach ging’s aber rapide bergab und das Tischtuch mit Salzburg-Coach Don Jackson war nach einigen schwächeren Auftritten bald zerschnitten. Nödls Reaktionen auf einige Benchings erregten danach das Missfallen des Klubs. Die Kernfrage, die sich viele Klubs über den Ex-NHLer stellen: Ist er ein Mann für eine konstante Offensivrolle oder nur ein Drittlinien-Checker? Hielt sich zuletzt in Minneapolis mit den Cracks der Wild fit, die rücken aber jetzt ins Camp ein und der tägliche Trainingsbetrieb wird so schwieriger.

Punkteopfer? 2,5 Punkte sind sogar ein halber weniger als in der letzten Saison, daher eher kein Hinderungsgrund.

Finanzopfer? Für ambitionierte Vereine sicher zu finanzieren, für Kleinhäusler alleine aufgrund seiner NHL-Vergangenheit eher nicht.

Zukunft? Könnte in Finnland liegen. Agent Klaus Hille spricht von zwei Interessenten, weiß aber auch: „Solange nichts Schriftliches vorliegt, ist nichts konkret.“

Andre Lakos (Vienna Capitals, 35 Jahre)

Ausgangslage: Kehrte letzten November nach einem Gastspiel beim tschechischen Chaosklub Chomutov nach Wien zurück, wo er bereits zum dritten Mal agierte. Zu einer Vertragsverlängerung reichte es nicht. Wie bereits seit Beginn seiner Karriere waren die Unterschiede zwischen seinen besten und schwächsten Auftritten einfach immer zu groß. An einem guten Tag (Shift) ein dominanter Verteidiger in der Liga mit Reichweite, Härte und Offensivpotenzial, an schlechten Tagen (Shifts) mit nicht nachvollziehbaren Entscheidungen und Stockfehlern.  

Punkteopfer? Bei 3,5 Punkten wird er in der Liga natürlich mit Legionären verglichen.

Finanzopfer? Hat seine Forderungen heruntergeschraubt, gilt aber weiter nicht als Okkasion.

Zukunft? Sein Alter, eine manchmal problematische Selbsteinschätzung und die Tatsache, dass er schon fast alle größeren Eishockeyländer durchhat, machen ihn nicht leicht vermittelbar.

Oliver Setzinger (Lausanne, 31 Jahre)

Ausgangslage: Wollte aus familiären Gründen nach Wien zurückkehren, ein Wunsch, der allerdings keine Gegenliebe fand. Ein Gespräch in Salzburg brachte auch dort keinen gemeinsamen Nenner. Das geografisch perfekte Slovan Bratislava konnte sich auch zu keinem Angebot durchringen. Spielte nach einem Kreuzbandriss eine durchaus gute Saison in Davos, an seinem Können besteht ohnehin kein Zweifel. Mittlerweise mehr ein „Playmaking Winger“ als ein Torjäger. Aber selbst ihm als Spieler und Mensch durchaus zugetane Personen schüttelten aufgrund seiner letzten Aktion nur den Kopf: Gemeinsam mit Andre Lakos verstärkte er Dunarea Galati (Wer kennt sie nicht?) für das rumänische Pokelfinale und das ohne das Wissen seines Agenten Patrick Pilloni. Seinem ohnehin angeknacksten Ruf helfen solche Aktionen sicher nicht.

Punkteopfer? Einer der wenigen Vierpunkter der Liga, sein Können ist aber unbestritten vielen Legionären gleichzusetzen oder überlegen.

Finanzopfer? Hätte es für die Caps billiger gegeben, hat aber natürlich seinen Preis.

Zukunft? Schwer abzuschätzen, könnte aber durchaus nochmals in der Schweiz unterkommen.

Martin Oraze (Dornbirner EC, 29 Jahre)

Ausgangslage: Sein Schicksal ist eigentlich am schwersten nachzuvollziehen: Spielte bei Dornbirn eine gute Saison, 29 Punkte sprachen für ihn, auch wenn er in den Playoffs nicht mehr ganz so überzeugte. Nachdem aus Dornbirn dann im Sommer weder ein „Ja“ noch „Nein“ gekommen war, trainierte er dann vor Saisonbeginn kurz in Graz mit. Verständlich aber, dass er nach 13 Jahren in der Liga von einem Ein-Monats-Vertrag nicht angetan war. Hat sicher seine Schwächen (neigt ab und an zu geistigen Aussetzern im Defensivverhalten), ist aber einer der wenigen österreichischen Verteidiger mit Offensivqualitäten.

Punkteopfer? Drei Punkte bringen ihn halt schon sehr an einen Legionär heran.

Finanzopfer? Die Zeiten, als ihm sein ehemaliger Agent Herbert Hohenberger mit völlig überzogenen Forderungen einen Vertrag in Wien kostete, sind schon lange vorbei, sein derzeitiger Preis kann für keinen Verein mehr ein Problem sein.

Zukunft: Am Donnerstag wurde bekannt, dass sich Oraze mit INL-Klub Lustenau über einen Zweijahres-Vertrag einig ist und in Zukunft in Österreichs zweiter Liga spielen wird. Es fand sich kein EBEL-Verein für einen österreichischen Verteidiger, der für gut 20 Punkte pro Saison gut ist.

Die Torhüter:

Ebenfalls noch ohne Verein: Die beiden Goalies Fabian Weinhandl (KAC, 27) und Jürgen Penker (Vienna Capitals, 31). Modellathlet Weinhandl, der bei den Grazer Junioren mittrainiert, steht immer noch auf der KAC-Gehaltsliste, kann die Suche nach einem neuen Verein wenigstens finanziell gelassen angehen.

Beide Goalies gelten mittlerweile als „1B-Lösungen“, gute Backups und Vertretungen, den Einser-Job bietet ihnen aber kein EBEL-Verein mehr an. Weinhandl ist aber sicher vor Penker gereiht, könnte daher im Falle von Verletzungen auch in der EBEL kurzfristig zum Zug kommen.