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"Villach war die schönste Zeit meiner Karriere"

Gert Prohaska sagt "goodbye".

Nach 18 Jahren ihm Profi-Eishockey gibt der VSV-Goalie sein Karriereende bekannt, bleibt den Villachern aber in anderer Funktion erhalten.

Der 35-Jährige hinterlässt eine große Lücke am Eis, aber dem VSV-Fan muss nicht bange werden, hat doch Prohaska selbst seinen Ersatz ausgebildet.

Die Tragweite einer Entscheidung

Seine ersten Schritte im Eishockey machte der gebürtige Kärntner noch beim Villacher Erzrivalen KAC. Bereits im Alter von sechs Jahren brachte ihn sein Vater in die Eishalle. Konsterniert von den neuen Eindrücken traf Prohaska dann eine Entscheidung, die sein Leben langfristig beeinflussen sollte.

Als der Trainer fragte, wer Tormann werden möchte, zeigte er damals einfach auf. Heute schmunzelt er: "Ich hätte aber auch aufgezeigt, wenn der Trainer gefragt hätte, wer wieder nach Hause gehen will."

Seine Karriere kam in der Kärntner Landeshauptstadt aber nie so richtig auf Touren. So fasste sich der Friesacher ein Herz und probierte 1998 im US-College-Eishockey sein Glück. Nach einer Saison bei der St. Cloud State University in Minnesota versuchte er sich noch in der WCHL, einer amerikanischen Minor-League.

Der engültige Durchbruch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sollte ihm jedoch verwehrt bleiben. Nach lediglich vier Einsätzen für die Phoenix Mustangs kehrte Prohaska wieder zum KAC zurück, sah aber erneut kein Land.

Bei Villach passt es auf Anhieb

2001 wechselte er dann zum VSV. Es sollte sich bezahlt machen, denn gleich in seiner ersten Saison war er der Held bei den "Blau-Weißen". Im entscheidenden Penaltyschießen des Finales zog er den Linzer Blackwings den Nerv. Prohaska konnte alle Penaltyschüsse abwehren und schlussendlich den Meisterpokal in die Höhe stemmen.

In der Saison 2005/2006 war es ihm nochmals vergönnt den Titel zu holen. Villach gewann das Finale gegen den haushohen Favoriten RB Salzburg. "Dieser Titel war emotional am schönsten. Keiner hat auch nur einen Cent auf uns gesetzt und wir haben uns gegen ein Starensemble durchgesetzt", erzählt Prohaska.

Besonders stolz macht ihn auch eine Serie. Bei 17 Siegen gegen den KAC en suite stand Prohaska immer im Tor. Ein Highlight, wie auch so einige Länderspiele, die der Torwart zu verzeichnen hat.

Es ist Zeit aufzuhören

Wegen all dieser Dinge ist er dem VSV dankbar: "Ich bin überglücklich, dass ich so lange in Villach spielen konnte und hätte diesen Verein nie freiwillig verlassen. Der VSV ist etwas ganz besonderes und mit keinem anderen Klub vergleichbar."

Der Abschied fällt "Gee", wie er auch genannt wird, nicht leicht. Nach 443 Spielen für die Villacher ist es für Prohaska aber Zeit, die Schlittschuhe an den Nagel zu hängen: "Ich möchte mich bei allen im Verein und bei den Fans bedanken, es war die schönste Zeit meiner Karriere, ich werde das nie vergessen."

Ganz abhanden kommt er dem Verein aber nicht. Schon als Aktiver plante der 1,90-Meter große Hüne die Karriere nach der Karriere. Mit einem abgeschlossenen Studium der Kommunikationswissenschaften wird der 35-Jährige in den Marketing-Bereich der Adler eingeführt.

Den Ersatz selbst gezüchtet

Zum Glück für die Villacher ist die Lücke, die Prohaska im Tor hinterlässt, ist schnell gefüllt. Bernhard Starkbaum rückt aus der zweiten Reihe weiter ins Rampenlicht. Schon über fünf Jahre hinweg bildeten die Beiden ein starkes Tormann-Gespann. Prohaska half dabei, den jungen Wiener behutsam aufzubauen und ihn an die Spitze zu führen.

Schon in der abgelaufenen Saison wechselten sich die beiden ab und Starkbaum präsentierte sich als adäquater Ersatz, ehe er sich in den Playoffs endgültig das Einser-Leiberl sicherte. Ihm gehört also die Zukunft und in Villach ist man froh, dass man den vakanten Posten aus den eigenen Reihen nachbesetzen kann.

Und das Rad dreht sich weiter. Neuer zweiter Tormann ist der hochtalentierte Marco Wieser, der Starkbaum entlasten und in seinem Schatten reifen soll, wie er dies einst selbst bei Prohaska konnte.

Das ist der Lauf der Zeit. Eines Tages kommt bei jedem das Karriereende und viele wären froh, dann auf eine Profizeit wie sie Prohaska hatte, blicken zu können.