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"Sport hat eben auch eine wirtschaftliche Seite!"

Idyllische Morgendämmerung begrüßte die siegreiche KAC-Armada bei der Ankunft in der Heimat. Es wurde spät nach dem emotionsgeladenen Auftakt in die EBEL-Finalserie, sehr spät.

Um 22:48 Uhr bildete sich in der „Keine Sorgen Arena“ die rote-weiße Jubeltraube. Von Erholung war danach keine Spur, der Stress nahm noch lange kein Ende.

Dem medialen Marathon nach dem 3:2-Auswärtssieg bei den Black Wings Linz folgte eine wohlverdiente Dusche. Nur knapp 45 Minuten nach der erlösenden Schluss-Sirene saß der Klagenfurter Tross bereits im Team-Bus. Aufbruch zur rund vierstündigen Rückfahrt.

„Das ist eine enorme Belastung für die Mannschaft. Hätten wir darüber hinaus eine Overtime gehabt, wäre es viel später geworden“, betont Head Coach Christian Weber, der seinen Schützlingen deshalb am Freitag eine Auszeit gönnte.

Doch wie regeneriert man bestmöglich, um für Spiel zwei wieder gerüstet zu sein? LAOLA1 fragte bei den Beteiligten nach.

„Sport hat eben auch eine wirtschaftliche Seite“

Schon im Vorfeld des Showdowns wurden erste kritische Stimmen laut, wonach der Spielbeginn zur „Prime Time“ mitreisenden Supporter noch zusätztlich behindere. Zudem seien mit der Rückversetzung auf 20:30 Uhr schulpflichtige Kinder nahezu ausgeschlossen.

Während die Fans ihren Unmut in Form von Transparenten kundtaten, zeigt Mark Szücs, langjähriger Profi und nunmehr Assistant Coach der Black Wings, durchaus Verständnis für die Entscheidung. „Das ist in anderen Ligen ebenfalls der Fall. Die Rechte-Inhaber wollen das natürlich zur besten Zeit zeigen. Sport hat eben auch eine wirtschaftliche Seite.“

Allen Zusehern vor der Mattscheibe bietet ServusTV damit die Möglichkeit, den spannungsgeladenen Saison-Endspurt als Tages-Ausklang im Hauptabend-Programm zu verfolgen. Das sollte nicht nur eine beträchtliche Quote-Steigerung bringen, sondern überdies das Interesse am heimischen Geschehen zusehends schüren.

Spieler müssen Routine adaptieren

Wirklich nachvollziehen kann der 35-jährige Szücs demzufolge die allgemeine Aufruhr nicht: „Und ob man die Stunde später nach Hause kommt oder nicht, macht für die Spieler keinen großen Unterschied.“ Nichtsdestotrotz erfordern die geänderten Rahmenbedingungen eine gewisse Flexibilität. Unter der Woche, sprich dienstags sowie donnerstags, steigt das Auftakt-Bully um 20:30 Uhr, und am Tag des Herren wie üblich drei Stunden früher.

„Wir haben das so geregelt, dass eigentlich alles beim Alten bleibt. Wir absolvieren die Einheiten wie immer.“ Einzig die Hauptakteure selbst müssen ihre Routine etwas adaptieren, laut Szücs keine große Sache: „Sie gehen nach dem Training heim und organisieren den Tag, sodass sie zur richtigen Zeit ihre Mahlzeit zu sich nehmen und zur richtigen Zeit schlafen.“

Vorgaben des Betreuerstabs erhalten die Cracks dafür nicht, es liegt im persönlichen Ermessen. „Das ist die Entscheidung des Einzelnen. Denn sie wissen genau, was sie brauchen.“ Ähnlich gestaltet sich die Sachlage im südlichsten Bundesland Österreichs.

„Wir sind nur Soldaten!“

„Über das ganze Jahr ist es der gleiche Trott, sonst würde es langweilig. Für uns ist das kein Problem. Es ist für beide Parteien gleich. Ob wir am Vormittag oder Abend spielen, ist mir komplett egal“, gibt KAC-Routinier Dieter Kalt zu verstehen. Der „alte Hase“ lässt sich in der x-ten Profi-Saison nicht mehr von derartigen Herausforderungen beirren.

Einen sarkastischen Seitenhieb kann er sich dennoch nicht verkneifen: „Wir machen einfach das, was uns vorgeschrieben wird. Wir sind Soldaten, welche Befehle ausführen. Wie die Liga das intern regelt, liegt nicht in unserem Aufgabenbereich. Die Entscheidung treffen andere. Wir passen uns an. Für die Fans ist es klarerweise schade.“

Sein Vorgesetzter verdeutlicht jedoch die daraus resultierende Problematik: „Wenn wir am Sonntag wieder auflaufen, geht das. Wenn nur ein Tag dazwischen ist, zerrt das aber sehr an den Kräften.“

Übernachtungen kein Thema

Um Strapazen zu minimieren, wären Übernachtungen in „feindlichem Gebiet“ eigentlich ein legitimes Mittel. Warum dies trotzdem nicht in Erwägung gezogen wird, beantwortet KAC-Trainer Weber: „Bei den meisten ist es so, dass sie sowieso nicht direkt einschlafen könnten. Im Moment ist es überhaupt kein Thema. Die Spieler schlafen am liebsten im eigenen Bett.“

Im Kreise der Familie könne man am besten Kraft tanken, das weiß auch Szücs. Nach dem Duell heißt es somit weiterhin: „Schnell packen und ab in den Bus." Dort startet die regenerative Phase. In Anbetracht des dichten Spielplans - im Fußball wäre von englischen Wochen die Rede - sei jede erholsame Minute bedeutend.

Linz-„Co“ Szücs präzisiert: „Wir haben es so vereinbart, dass die Akteure für cirka eine Stunde Karten spielen oder dergleichen dürfen. Danach gehen die Lichter aus und es ist Ruhezeit.“ Während für die Kufen-Artisten abschalten angesagt ist, beginnt für die sportlichen Köpfe das Wesentliche. Nachbetrachtung und Videoanalyse.

„Siegt man, spürt man Müdigkeit nicht“

Um die Fehler abzustellen, benötigt es zuallererst fundierte Auswertungen. Bekanntlich ist nach dem Spiel vor dem Spiel, davon kann Weber nun ein Liedchen singen: „Wir erledigten einiges auf der Rückfahrt. Ab Samstag bereiten wir die Jungs auf Finale zwei vor.“ Bei den Black Wings wird eine in der EBEL bisher rare Methode praktiziert, jene der Einkasernierung.

Einen Tag vor dem Auftritt in der Eishockey-Hochburg Klagenfurt reisen die Oberösterreicher an, um den optimalen Fokus aufzubauen. In Endspielen sollte dies ohnehin kein Problem sein. „Man genießt jede Final-Woche, da spielt eine solche Kleinigkeit keine Rolle. Es geht um alles, da ist man mental immer hundert Prozent bereit“, stellt Szücs ausdrücklich klar.

Die direkte Vorbereitung auf die Begegnung verschiebe sich laut „Chef-Taktiker“ Rob Daum bloß „um 1:15 Stunden, das ist kein Big-Deal." Erst recht nicht, wenn der Erfolg stimmt. „Wenn man siegt, spürt man die Müdigkeit nicht. Wir konnten die Heimreise genießen“, so KAC-Trainer Weber.

Quasi ein Dilemma, welches für die Spieler keineswegs eines ist.

Christoph Köckeis