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Philipp Lukas: "Der Rekord tröstet mich nicht!"

Philipp Lukas:

„Es fühlt sich schon gut an.“

Johannes Kirisits fiel es schwer, sein Glück in Worte zu fassen. Soeben bescherte der Abwehr-Hüne seinem KAC per Doppelpack einen 3:2-Auswärts-Triumph über die Black Wings Linz.

„Ich musste heuer lange warten, einen Treffer zu erzielen. Nun ist es mir in zwei Spielen gleich drei Mal gelungen“, brachte der dreifache Saison-Torschütze gegenüber LAOLA1 seine Erleichterung zum Ausdruck.

Nach dem berauschenden Auftakt in die Finalserie erfüllte der 26-Jährige freudestrahlend sämtliche Interview-Wünsche. Der Party-Crasher war ein gefragter Mann.

Weniger erfreut stellten sich die Hausherren der Presse-Meute. Mit hängenden Köpfen verließen sie den „Rink“, um danach Ursachenforschung zu betrieben.

Der Rekord tröstet nicht“

„Es war ein wirklich hart umkämpftes Duell, leider ging es zu Gunsten der Klagenfurter aus“, gab ein sichtlich geknickter Philipp Lukas zu verstehen. Nach respektvollem Abtasten mit Vorteilen für Linz, übernahm der KAC im zweiten Drittel das Kommando. In der Drangperiode fiel schließlich auch das erste Tor. Entgegen dem Verlauf.

Der Kapitän höchstpersönlich schickte sich an, in Unterzahl - Curtis Murphy saß auf der Strafbank - die umjubelte Führung zu besorgen. Einen Konter schloss Lukas routiniert in die kurze Ecke ab, für den Dauerbrenner ein besonderer Meilenstein. Zum 155. Mal jubelte er im Jersey der Black Wings, luchste damit Assistant Coach Mark Szücs den vereinsinternen Rekord ab.

So richtig Freude wollte danach nicht aufkommen: „Es tröstet nicht.“ Zwar verwandelte Rob Hisey nach sehenswertem Blue-Line-Assist Franklin MacDonalds die „Keine Sorgen Arena“ rund vier Minuten später in ein wahres Tollhaus. Allerdings sollte dies nicht lange währen.

Moral war fantastisch“

„Wir haben sehr gut begonnen, waren eisläuferisch stark und konnten mächtig Druck auf den Gegner erzeugen. Nur waren wir nicht effizient genug, um uns auch einen höheren Vorsprung herauszuschießen“, womit Gregor Baumgartner das größte Manko erkannte.

Zu häufig blieben Hochkaräter ungenützt, so stellte KAC-Hexer Andy Chiodo ein ums andere Mal seine glänzende Form zur Schau. Gegenüber Alex Westlund wurde bei den haltbaren Kirisits Versuchen zur tragischen Figur.

„Linz war die klar bessere Mannschaft, mit dem 0:0 in der ersten Pause waren wir gut bedient. Wir brachten viele Schüsse nicht auf das Tor. Als wir in das Spiel fanden, erhielten wir den Shorthander, eine dumme Angelegenheit“, betonte Head Coach Christian Weber.

Im selben Atemzug hob er die Moral seiner Schützlinge hervor: „Wie sie sich wieder zurückgekämpft haben, war fantastisch.“

KAC nimmt Zepter in die Hand

Tyler Scofield brach den Bann, das beflügelte die „Rotjacken“. Im Schluss-Abschnitt schnürte man den Kontrahenten ein und wurde für die Bemühungen während eines Powerplays belohnt: Der erste Streich Kirisits'.

„Wir waren die zweiten 30 Minuten tonangebend, konnten das Zepter in die Hand nehmen. Da haben so gespielt, wie wir uns das vorgestellt haben“, erklärte Oldie Dieter Kalt zufrieden.

Die 3650 Zuseher im ausverkauften Hexenkessel machten sich auf die Overtime gefasst, doch einer wollte keine Überstunden schieben. Es schlug die große Stunde des eingangs erwähnten.

Standing Ovations für Kirisits

„Wir haben uns gesagt: Jetzt legen wir los, es gibt kein Abwarten mehr. Wir merkten, da geht etwas. Die Erleichterung ist enorm“, so Kirisits, der sich aus dem Hinterhalt in das Rampenlicht hämmerte. Im Ruhm sonnte er sich deshalb nicht, denn „man muss erst Zuspiele bekommen, um zu schießen“.

Die Performance zu würdigen, überließ er anderen. Etwa seinem Kollegen Kalt: „Solche Finalserien werden oft von Leuten entschieden, die sonst nicht im Mittelpunkt stehen. Man muss schauen, was er in der Defensive für die Mannschaft leistet, was er kämpferisch bringt und nicht in der Punkteliste.“ Nach der Gala empfing man den Matchwinner in der Kabine gebührend. Mit stehenden Ovationen.

Dass im für konsequenten Stil geschätzten Kirisits ein Scharfschütze schlummert, überraschte Chef Weber nur bedingt: „Er kann gut schießen, das wusste ich. Zwei Mal zu treffen, ist schön. Wer die Tore schießt, spielt allerdings keine Rolle. Wichtig war der Sieg.“

Linz hadert mit der Schlussphase

Im Linzer Lager haderte man mit der Kaltschnäuzigkeit. „Wir führten 2:0, hatten dann bei 2:2 zwei Powerplay-Chancen, die wir nicht verwerten konnten. Nach dem ersten Gegentor ließen wir uns zu weit zurückfallen, agierten nicht mehr so aggressiv. Es ist uns auf den Kopf gefallen. Der KAC war letztlich in den entscheidenden Situationen effizienter“, analysierte Baumgartner.

Ähnlich sah dies „Perfektionist“ Rob Daum, welcher gewohnt trocken klarstellte: „Sie waren in der Schlussphase den Schritt schneller. Sie kauften uns durch ihr Penalty Killing den Schneid ab. Bitter ist: Zwei Schüsse gingen auf das Tor und waren erfolgreich. Viel mehr nicht.“ Seine Enttäuschung konnte der Kanadier nicht verbergen.

„Zu jenem Zeitpunkt des Jahres musst du solche Begegnungen gewinnen, es ist uns nicht gelungen. Nun sind wir eben in dieser Position.“ Allzu lange dem sicher geglaubten Erfolg nachzutrauern, will er keinesfalls. Den Fokus richtete er umgehend auf das sonntägige Gastspiel in Klagenfurt.

Mission 30“ auf der Brust

„In der Vergangenheit können wir nicht verweilen, nun gilt es sich neu vorzubereiten. Du musst den Moment leben. Egal, ob du siegst oder verlierst“, verdeutlichte Trainer-Fuchs Daum. Seine Truppe war sich dessen bewusst, auch wenn „das weh tut“, so Leitwolf Lukas. Kein Anlass um nun zu zweifeln, den Stolperer möchte er nicht überbewerten.

„0:1 in der Serie, mehr ist nicht geschehen. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken, müssen das verkraften und uns bestmöglich vorbereiten.“ Spiel eins von möglichen sieben sei Baumgartner zufolge „lediglich Teil einer Reise“. Das Heimrecht ist der Liga-Dominator jedenfalls trotzdem los.

„Das ist sicher wichtig. Allerdings war es ein einziger Schritt. Oft sind Kleinigkeiten entscheidend, zu zögerliches Attackieren oder zu wenig Eislaufen in der Offensiv-Zone. Es wird weiter um jeden Zentimeter gefightet werden. Genau das will man sehen: Ein hartes Finale mit würdigem Meister“, versicherte Kalt, der wie alle anderen KACler den Schriftzug „Mission 30“ auf der Brust trug.

Wer crasht die Party in Klagenfurt?

An Selbstbewusstsein mangelt es dem Rekordmeister jedenfalls nicht, bis zum ersehnten Jubiläums-Triumph ist gleichwohl noch ein hartes Stück Arbeit erforderlich.

„Die Black Wings sind ein starkes Team mit vier ausgeglichenen Linien. Es wird eine lange Serie. Wir haben das Break geschafft, aber in Finale zwei beginnt es bei Null. Das Gezeigte wird nicht ausreichen, um zu gewinnen. Wir können und müssen besser spielen“, präsentierte sich Stratege Weber durchaus kritisch.

Den psychologischen Vorteil wähnte der Schweizer auf Seiten des KAC: „Linz muss auswärts gewinnen, sonst steht es 2:0. Wir haben in den Playoffs noch kein Heimspiel verloren. Unsere Fans stehen hinter uns. Dementsprechend zuversichtlich bin ich, dass wir es erneut schaffen.“

Bis Donnerstag hielten sich die Oberösterreicher vor eigenem Publikum vier Mal en suite schadlos, doch dann kam Kirisits. Vielleicht avanciert in der Eishockey-Hochburg Klagenfurt ein Linzer zum Party-Crasher...

Christoph Köckeis