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"Gegen kleinsten Spieler der Liga schlägt Hisey zu"

Der Urlaub ist verschoben – auf unbestimmte Zeit.

Die Vienna Capitals haben sich in den EBEL-Playoffs in die Viertelfinal-Serie gegen die Black Wings zurückgekämpft.

Mit einem völlig verdienten 6:3-Auswärtssieg beim Grunddurchgangs-Sieger konnten die Wiener den ersten Linzer Matchpuck abwehren und verkürzten in der „Best of seven“-Serie auf 2:3.

„Es freut mich für die Mannschaft“, war Head Coach Tommy Samuelsson die Erleichterung über das abgewendete Aus im Gesicht abzulesen.

„No Tomorrow“ wurde abgewendet

Die Caps erzielten in diesem Spiel sechs Treffer – so viele wie zuvor in der gesamten Serie in regulärer Spielzeit.

„Wir haben einfach das Tor getroffen. Auch in den anderen Partien haben wir gut gespielt, aber das war eben der Unterschied. Es war wichtig, dass wir nach den Anschlusstreffern immer gleich nachlegen konnten. Das war der Schlüssel zum Sieg“, analysierte der Schwede.

Sein Captain schlug in dieselbe Kerbe.

„Es war ein ‚No Tomorrow‘-Spiel für uns, aber wir fühlten uns vor dem Spiel nicht zu sehr unter Druck. Denn wir haben Vertrauen in uns, auch weil wir die Partien zuvor gut gespielt haben. Und dieser Sieg fühlt sich jetzt sehr gut an“, schilderte Benoit Gratton seine Sicht der Dinge.

Am Donnerstag wollen die Caps vor „unseren großartigen Fans“ (Samuelsson) die Serie ausgleichen und zumindest das siebte Spiel in der Keine-Sorgen-Arena in Linz erzwingen.

Gratton mag nicht von Momentum sprechen

Haben die Wiener nun das Momentum auf ihrer Seite?

„Ich mag es nicht, in einer Serie von einem Momentum zu sprechen. Denn jedes Spiel ist ein neues Kapitel. Ich hoffe, wir können diesen Sieg als Initialzündung hernehmen. Aber es war nur ein Spiel, wir müssen uns auf die nächste Partie konzentrieren. Ich denke, die Linzer werden da sicher besser auftreten, es wird eine weitere Schlacht – aber wir sind bereit dafür“, bläst Gratton zum Angriff.

Heiß sind die Wiener auf die Linzer ohnehin, vor allem nach der Aktion von Rob Hisey gegen Mario Seidl Sekunden nach Ende des zweiten Drittels. Der Linzer Angreifer hatte dem erst 19-jährigen Jungspund nach einem Zweikampf an der Bande die blanke Faust ins Gesicht gerammt.

Daraufhin kochten auch bei Gratton die Emotionen, richtete den Linzern am Weg in die Kabine wutentbrannt aus: „Ihr schlagt Kinder!“

Heiß auf Hisey

Die Wiener, die aufgrund der Tumulte nach dem Hisey-Schlag das Schlussdrittel bizarrerweise in Unterzahl beginnen mussten, konnten auf dem Eis ihre Emotionen in Zaum halten und den Sieg trocken nach Hause fahren. „Es wurde richtig reagiert“, lobte auch Samuelsson.

Nach der Partie schüttelte Gratton, der mit seinem schönen Ausgleich durch die Beine von Goalie Alex Westlund Sekunden vor Ende des 1. Drittels den Turnaround einleitete, nur den Kopf.

„Dieser Typ (Hisey) spricht die ganze Serie mit uns allen und dann schlägt er einen der kleinsten Spieler der Liga. Ich will das auch nicht weiter kommentieren, aber ich weiß, dass manche ihn in der Serie schon aufgefordert haben, die Handschuhe fallen zu lassen und er es nicht getan hat. Dann macht er das bei einem der Kleinsten. Das sagt schon alles, ich sage nichts mehr über diesen Typen.“

Gratton fordert Sperre, Seidl cool

Als die LAOLA1-Kamera aus war, hatte der Captain („Hisey ist keine Extra-Motivation. Er schreit eben herum, wir sollten uns nicht um ihn kümmern“),  am Weg in die Kabine dann doch noch etwas zu sagen: „Er sollte suspendiert werden, schreibt das nieder.“

Gratton zog auch den Vergleich mit KAC-Verteidiger Mike Siklenka heran, der Daniel Welser mit Handschuhen verprügelte und vier Partien Sperre kassierte.

Ganz cool sah es das Opfer, das ein wenig an der Lippe blutete, aber ohne Probleme weiterspielen konnte. Wie sagt Seidl, der Torschütze zum 2:1 ("Habe beim Abschluss nicht hingeschaut"), selbst zur Aktion von Hisey?

„Er ist ein guter Spieler“, antwortete der 1,75m-Crack frech. „Nein, ich wollte ihn ein wenig provozieren, mit so einer Reaktion muss man rechnen. Das habe ich nicht getan und dann bin ich eben am Boden gelegen“, antwortete der Youngster trocken.

Zusatz: „Wenn ich ihn noch einmal so rausnehmen kann, dann mache ich das eben noch einmal.“

Das kann er. Denn die Capitals haben zumindest ein weiteres Spiel in der Serie. Dank ihrer neuerlichen Auferstehung. Dieses Mal in Linz.

 

Bernhard Kastler